51. Die Hölle ist noch zu gut

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Er war übersät mit großen Hämatomen und blauen Flecken. Etlichen Schnittwunden, Brandnarben, Kratzern und diversen anderen Wunden. Sein Körper schimmerte in den verschiedensten Farben. Von gelb, über blau, grün bis hin zu lila war alles dabei. Keine Stelle an seinem Körper war verschont worden. Schnell wollte er sich sein Shirt überziehen, doch mit nur wenigen Schritten war ich bei ihm und hielt sein Handgelenk sanft fest, um ihn daran zu hindern.

„Zieh dich bitte noch nicht an. Ich möchte erst deine Schmerzen ein wenig lindern und deine Wunden versorgen" flüsterte ich und flitze erst ins Bad, dann in die Küche. Diese Bastarde. Sie haben nicht genug geblutet, für das was sie ihm angetan haben. Sie hätten Leiden müssen. Viel zu harmlos sind sie davongekommen. In der Hölle sollen sie schmorren. Täglich unerträgliche Schmerzen erleiden. Qualvoll verrotten sollten sie. Der Teufel soll sich an ihnen austoben. Wobei die Hölle noch viel zu gut für sie ist. Er hätte leiden müssen. Er hätte Qualen durchleiden müssen. Er hätte mindestens genauso sehr leiden müssen, wie Carl, Samu und die anderen. Wie konnte man einem anderen Menschen nur so etwas antun? Ich versuchte meine kochende Wut runterzuschlucken.

Mit Salbe, Desinfektionsmittel, Verbandsmaterial, dünnen Tüchern und Kühlpads eilte ich zu ihm zurück. Zitternd stand er im Zimmer und starrte den Boden an. Sanft legte ich meine Hand auf seine Wange und er schaute mich unsicher an.

„Ich werde ganz vorsichtig sein. Und vor mir muss dir gar nichts unangenehm oder peinlich sein" lächelte ich ihn an und er lächelte kurz kaum merklich zurück.

„Das wird jetzt brennen..." so sanft wie nur möglich desinfizierte ich sämtliche Kratzer und andere offene Wunden. Versuchte dabei so schnell zu sein, wie es ging, um ihn nicht unnötig zu quälen. Er biss stöhnend die Zähne zusammen.

„Teile deinen Schmerz mit mir" flüsterte ich leise und nahm seine Hand. Er schüttelte den Kopf, doch nur kurz darauf drückte er fest meine Hand, als ich seine restlichen Wunden behandelte. Stöhnte und keuchte immer wieder leise auf.

„Nun werde ich deine Hämatome mit Arnika Gel einreiben. Diese lindert die Schmerzen und beschleunigt die Heilung" erklärte ich ihm und begann an seinem Rücken. Immer wieder zuckte er zusammen. Am Bauch war es besonders schlimm. Es sieht aus, als wenn sie ihm in den Bauch getreten hätten. Immer und immer wieder. So sanft ich konnte, rieb ich das Gel ein.

„Denise sollte deinen Bauch morgen per Ultraschall untersuchen, um auszuschließen, dass du innere Verletzungen hast..." flüsterte ich leise und kümmerte mich nun um seine Beine.

„Nein..." erwiderte er leise und schüttelte heftig den Kopf.

„Wäre es dir lieber, wenn ich das mache?" erkundige ich mich und half ihm in seine Schlafhose zu schlüpfen, als ich fertig war. Er nickte nur.

„Okay. Aber ich kenne mich damit nicht aus. Denise wird trotzdem dabei sein müssen. Allerdings könnten wir den Monitor so drehen, dass sie mit dem Rücken zu dir steht" erklärte ich leise und half ihm in sein Shirt.

„Okay" erwiderte er nach kurzem Zögern und legte sich langsam ins Bett.

„Möchtest du noch mit Kühlpads kühlen? Das hilft auch gegen die Schmerzen" fragte ich, doch er schüttelte nur müde den Kopf. Ich ließ sie auf dem Nachttisch liegen, falls er sie doch noch braucht. Ich legte mich zu ihm und hielt meine Arme auf.

„Wenn die Schmerzen wieder zunehmen, dann wecke mich bitte. Dann reibe ich dich noch einmal ein" flüsterte ich leise und strich ihm sanft durch seine Haare, nachdem er sich angekuschelt hat. Nickend legte er einen Arm um mich und klammerte sich regelrecht an mir fest.

„Es ist vorbei Carl. Du bist in Sicherheit. Hier wird dir niemand weh tun. Versuche nun zu schlafen. Ich bin hier und ich bin da, wenn du aufwachst" flüsterte ich liebevoll und kraulte sanft seinen Rücken. Wohlbedacht, ihm nicht wehzutun. Ich spürte wie die Anspannung langsam von ihm abwich. Mir kam ein Song in den Sinn. Er sprach mir ziemlich gut aus der Seele. Es war mir diesmal wichtig, dass er den Text verstand. Daher fing ich leise an, ihn auf Englisch zu singen. Auch wenn er sicher nicht wie im originalen klang.

Ich bin für dich da – Kerstin Merlin

Auf der Achterbahn des Lebens, geht's nicht immer nur bergauf.
Und so vieles geht daneben, nimmt das Schicksal seinen Lauf.
Ob du hoch am Himmel fliegst oder tief am Boden liegst.
Auf mich kannst du für alle Zeiten zählen.

Steht das Glück an deiner Seite und du im hellen Licht.
Oder siehst du durch die Wolken, die Sonne einfach nicht.
Was die Zeit für dich auch bringt, sie dich vielleicht zu Boden zwingt.
Auf mich kannst du für alle Zeiten zählen.
Ich bin für dich da.

Ich bin für dich da, ganz egal was immer auch geschieht.
Einsam und allein wirst du niemals sein.
Denn es bleibt immer klar, ich bin für dich da.

Ich steh zu dir ohne Fragen, kannst blind auf mich vertrauen.
In jeder Nacht, an allen Tagen, kannst du Pferde mit mir klauen.
Erklimm für dich den höchsten Turm, geh mit dir durch jeden Sturm.

Auf mich kannst du für alle Zeiten zählen.
Ich bin für dich da.

Ich bin für dich da, ganz egal was immer auch geschieht.
Einsam und allein wirst du niemals sein.
Denn es bleibt immer klar, ich bin für dich da.

Wenn du glaubst, dass alles aus ist und du denkst, dass nichts mehr geht.
Wird es immer einen geben, der zu dir hält und dich versteht.

Einsam und allein, wirst du niemals sein.
Denn es bleibt immer klar, ich bin für dich da.
Ich bin für dich da, ich bin für dich da.

Ganz egal, was immer auch geschieht.
Einsam und allein wirst du niemals sein.
Denn es bleibt immer klar. ich bin für dich da.
Ja es bleibt immer klar, ich bin für dich da.

Sein Griff um mich verstärkte sich noch ein wenig mehr. Behutsam kraulte ich seinen Rücken, lauschte seinem Atem, der allmählich ruhiger und gleichmäßiger wurde.

Es war nicht fair, dass er das alles erleben muss. Es war nicht fair, dass er so etwas mitmachen muss. Warum haben sie nicht mich statt seiner genommen? Ich hätte mich nicht gewehrt. Nicht, solange ich ihn und die anderen in Sicherheit wusste. Die Erschöpfung holte nun auch mich in den Schlaf. 

Joseline - Mein Weg (TWD, Sunrise Avenue, Daryl Dixon FF) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt