67. Du bist unglaublich

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Mit meiner Hand stützte ich mich an Daryl seiner Brust ab, um nicht gegen ihn zu knallen und sah hoch zu ihm. Direkt in seine blauen Augen. Etwas dunkler als sonst funkelten sie mich an. Schweigend erwiderte ich seinen Blick, während mir mein Herz bis zum Hals schlug. Drohte, aus meiner Brust zu springen. Rückwärts schob er mich die wenigen Schritte bis zur Wand und drückte mich mit meinen Rücken dagegen. Nur weniger Zentimeter trennten unsere Gesichter. Schwer atmete er, Unsicherheit lag in seinem Blick. Spürte sein Herz in seiner Brust, schnell und unregelmäßig schlug es.

„Küss mich endlich" hauchte ich fast tonlos. Langsam kam er mit seinem Gesicht immer dichter, doch das einzige, was ich wahrnahm, waren seine nun fast tiefblauen Augen. Augen, in denen man, sprichwörtlich, versinken kann. Ich vergaß alles um mich herum. Und endlich spürte ich warme, weiche Lippen auf meinen. Nicht sanft. Nicht zärtlich. Eher dominant und fordernd. Doch es gefiel mir. Leise seufzend schloss ich meine Augen und legte meine Arme um seinen Hals. Sein Kuss schmeckte wunderbar. Ich genoss das warme Gefühl, das sich in meiner Herzgegend ausbreitete. Seine Hand legte sich in meinen Nacken, drückte mich fest an sich. Neugierig erkundeten unsere Zungen die warme Mundhöhle des anderen, um dann feurig miteinander zu spielen. Fliegen. Es fühlte sich an, als würde ich fliegen. Mit ihm zusammen. Dieser Augenblick sollte nie enden, doch er tat es. Schneller, viel schneller, als mir lieb war. Schwer atmend löste er sich von mir und ging einen Schritt zurück. Sah mich unsicher an.

„Es tut mir leid..." hauchte er und senkte den Blick. Starrte den Fußboden an. Bereute er es?

„Mir nicht" erwiderte ich leise und schloss die Lücke zwischen uns. Legte meinen Finger sanft unter sein Kinn, hob so sein Gesicht an und sah ihm in seine Augen. Augen, die schöner nicht sein konnten. Augen, die ausdrucksstarker nicht sein konnten. „So lange sehne ich mich schon danach" lächelte ich ihn an und ließ meine Fingerspitzen von seinem Kinn zu seiner Wange streicheln. Eine Weile ruhte sein Blick auf mir. Als wenn er meinen Worten nicht traut. Angst hat, ich könnte es nicht so meinen. Doch ich meine jedes Wort so, wie ich es gesagt habt. Sanft streichelte ich seine Wange, dann, endlich, legte sich seine Hand in meinen Nacken und zog mich dominant an sich. Lächelnd schaute ich ihn an, während mein Herz aufgeregt und glücklich in meiner Brust schlug. Und endlich durfte ich wieder seine warmen, weichen Lippen spüren. Diesmal zärtlich, ja fast schüchtern, küsste er mich. Meine Arme legten sich wie von alleine um ihn, drückte mich so enger an ihn. Leise seufzte ich in den Kuss hinein, als unsere Zungen sinnlich miteinander spielten. Genussvoll schloss ich meine Augen, saugte jeden Moment davon tief in mich ein. Nun weiß ich, was Papa damals damit meinte, als er sagte, der Mann würde mein Herz berühren. Ich konnte es spüren, was er meinte und darum würde ich kämpfen. Um Daryl und somit um dieses unglaublich schöne Gefühl in mir. Schwer atmend lösten wir uns voneinander und sahen uns tief in die Augen.

„Du bist unglaublich!" brummte er leise.

„Dieses Kompliment kann ich nur zurückgeben" lächelte ich ihn an. Kurz wurde sein Blick wieder härter, doch gleich darauf ruhte er wieder sanfter auf mir. Verletzlicher. Doch niemals würde ich ihn verletzen. Das schwor ich mir. „Magst du jetzt mit runterkommen und was Essen? Bevor man mich wieder zu Essen zwingen möchte" grinste ich schief und auch ihm huschte ein kleines Grinsen über die Lippen. Nickend gingen wir beide runter in die Küche, wo es schon lecker nach Eintopf roch. Ich ahnte, dass ich die ganze Zeit ein Lächeln auf den Lippen hatte.

„Morgen gehe ich auf die Jagd. Brauche mal wieder Fleisch" meinte Daryl, nachdem er das Essen sah und Samu stimmte ihm lachend zu.

„Typisch Männer" schmunzelnd deckte ich den Tisch und rief zum Essen. Auch Michelle war heute hier. Olivia war meist am arbeiten und Enid trieb sich oft, unerlaubterweise, draußen rum. Da wurde es Michelle drüben zu langweilig und sie schien sich hier wohl zu fühlen.

„Dann lasst es euch mal schmecken" meinte Mikko, nachdem alle saßen und das taten wir.

„Was haltet ihr davon, wenn wir nachdem Essen was spielen? Monopoly vielleicht?" erkundigte sich Samu und sah fragend in die Runde. Michelle war sofort Feuer und Flamme. Die anderen stimmten ebenfalls zu. Nur Daryl lehnte ab, Spiele spielen wäre nicht so seins und er hätte noch zu tun.

„Ich habe auch erst noch etwas zu erledigen. Aber danach wäre ich dann dabei. Spiele dann mit Carl zusammen, dann müsst ihr nicht extra auf mich warten" erklärte ich und versuchte dabei das Zittern in meiner Stimme zu unterdrücken. Hoffentlich würden sie merken, was ich vorhabe. Das musste ich alleine tun. Allerdings konnte ich Daryl seinen fragenden und misstrauischen Blick auf mir spüren, doch ich sah ihn nicht an.

„Kann ich dich begleiten?" erkundigte Carl sich, doch ich schüttelte den Kopf.

„Es dauert auch nicht lange. Dann geselle ich mich zu euch" erklärte ich ihm und lächelte ihn leicht an. Nickend aßen wir in Ruhe auf und räumten im Anschluss zusammen die Küche auf. Das hatten wir uns recht schnell so angewöhnt und zusammen machte es auch viel mehr Spaß. Als wir fertig waren, zog Daryl mich in den Flur und sah mich scharf an.

„Was hast du vor?" knurrte er mich an. Deutlich konnte ich die Gänsehaut spüren, die ich von seinem Knurren bekam und rieb mir leicht über die Arme.

„Du wirst nicht locker lassen, bis ich es dir sage, oder?" erkundigte ich mich leise und er nickte lediglich. Ich wollte ihn nicht anlügen. Das wollte ich auf keinen Fall. Aber ich war mir sicher, er würde mich nicht alleine gehen lassen, wenn er wüsste, was ich vorhabe.

„Und wenn ich mein Vorhaben auf Eis lege und hierbleibe?" fragte ich leise und sah ihn an.

„Ich möchte nur nicht, dass dir etwas passiert" knurrte er leise. Lächelnd legte ich meine Hand auf seine Wange und streichelte diese sanft mit meinem Daumen.

„Ich mag es, wie du mich beschützt. Ich mag es, wenn du knurrst. Davon bekomme ich jedes Mal Gänsehaut" grinste ich schief und zeigte ihm meinen Arm. Erstaunt sah er von meinem Arm zu mir.

„Solche Wirkung habe ich auf dich?" fragte er sichtlich überrascht.

„Das ist nur ein Bruchteil dessen, was du in mir auslöst" hauchte ich leise. Hart presste er seine Lippen für einen kurzen Augenblick auf meine, was mich leise aufkeuchen ließ. Hat er auch nur den Hauch einer Ahnung, was er damit in mir auslöst? Doch genauso schnell wie der Kuss anfing, hatte er ihn auch wieder beendet.

„Bleib hier!" knurrte er mich an und verschwand durch die Tür. Ließ mich schwer atmend zurück. Tief inhalierte ich den Sauerstoff in meine Lungen und sah ihm nach. Ich tat ihm den Gefallen und blieb im Haus. 

Joseline - Mein Weg (TWD, Sunrise Avenue, Daryl Dixon FF) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt