54. Ganz unverfänglich?

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„Ich habe gute Nachrichten. Er hat keine inneren Verletzungen. Es sieht soweit alles super aus" erklärte Denise uns etwa eine Stunde später und ich atmete erleichtert aus. Ich half Carl seinen Bauch sauber zu wischen und half ihm anschließend in sein Sweatshirt. Wir ließen uns von ihr noch etwas gegen seine Schmerzen geben und machten anschließend einen Spaziergang durch Alexandria. Wir hatten wegen dem gestrigen Angriff heute frei bekommen und so war meine nächste Wache erst morgen wieder.

Nachdem wir Judith abgeholt hatten, liefen wir durch die verschneiten Straßen. Sie freute sich sichtlich, dass sie ihren großen Bruder wiederhatte, kuschelte sie sich eng an ihn und sah sich gespannt um. Nach einer Weile gingen wir auf die kleine Wiese und spielten mit dem Schnee. Wieder einmal hatte ich das Gefühl, dass uns jemand beobachtete, doch jedes Mal, wenn ich mich verstohlen umsah, konnte ich niemanden entdecken. Ich schüttelte das Gefühl von mir ab und zu dritt genossen wir das Spielen im Schnee.

Eine ganze Weile später, nachdem wir Judith nach Hause gebracht hatten, wollten wir auch nach Hause gehen. Wir waren ziemlich durchgefroren und wir hatten Hunger.

„Josie? Warte mal bitte" hörte ich da Spencer rufen. Ich drehte mich zu ihm um und sah ihn fragend an, während er Carl bedeutete, weiterzugehen. Dieser sah mich fragend an.

„Ist schon gut. Ich komme gleich nach" meinte ich zu Carl und nickend ging dieser nach Hause, während ich mich an Spencer wandte.

„Was gibt es denn?" erkundigte ich mich.

„Nun..." fing er an, etwas herumzudrucksen und ich sah ihn abwartend an. Hatte schon jetzt kein gutes Gefühl.

„Ich wollte dich gerne heute Abend bei mir zum Essen einladen" erwiderte er leise und sah mich an.

„Spencer. Das hatten wir doch schon mal" erklärte ich ihm.

„Bitte. Es ist wirklich nur ein Essen. Ganz unverfänglich. Wie zwei Freunde" versuchte er sein Glück weiter und sah mich bittend an. Ich rieb mir mit der Hand durchs Gesicht.

„Na schön. Aber wirklich nur ein Essen wie bei Freunden" erklärte ich ihm nachdrücklich und er fing breit zu Lächeln an. Warum nur war ich mir sicher, dass das nicht gut ausgehen konnte?

„Wir sehen uns in einer Stunde bei mir. Ich freue mich schon sehr darauf" erwiderte er lächelnd und war schon auf dem Rückweg zu seinem Haus. Seufzend drehte ich mich um und hielt das plötzlich für keine gute Idee mehr. Vielleicht sollte ich mir eine Ausrede einfallen lassen, warum ich doch nicht konnte?

„Kippe?" fragte Daryl unvermittelt neben mir und ich fasste mir erschrocken ans Herz.

„Man Daryl... Du bringst mich noch ins Grab" grinste ich ihn schief an, nachdem ich mich von dem Schreck erholt hatte. Dankend nahm ich eine von seinen Kippen und zündete mir diese an.

„Ich kann mir ja extra für dich ein Glöckchen ums Bein binden" erwiderte er, während er sich ebenfalls eine dieser Glimmstängel anzündete.

„Das wäre natürlich furchtbar süß von dir" grinste ich ihn an.

„Süß?" entsetzt schaute er mich an.

„Ja süß. Du würdest das immerhin nur für mich tun und ich fühle mich sehr geehrt" erwiderte ich und musste bei seinem Blick schmunzeln.

„Hm" grummelte er nur, „Wenn Spencer sich dir gegenüber daneben benimmt, bekommt er es mit mir zu tun" knurrte er gefährlich leise und ehe ich reagieren konnte, war er schon verschwunden. Perplex schaute ich ihm hinterher. War Spencer für so etwas bekannt? Oder sollte Daryl tatsächlich eifersüchtig sein? Außerdem hat er schon wieder gelauscht. Dieser Schlawiner!

Zuhause stellte ich mich vor dem Kleiderschrank und schaute meine wenigen Sachen durch.

„Willst du dich hübsch machen für ihn?" fragte Carl mich und zog eine Augenbraue hoch. Er schien nicht sehr erfreut darüber zu sein, dass ich bei Spencer zum Abendessen eingeladen war.

„Nein. Irgendwas Schlichtes. Es ist kein Date!" betonte ich noch einmal extra. Erleichtert hörte ich ihn ausatmen und musste schmunzeln. Ich wusste, dass er Spencer nicht sehr mochte.

„Und wenn ich dich mal zum Essen einladen würde?" grinste er frech.

„Dann würde ich mir natürlich etwas Schickes anziehen" lachte ich leise und nahm mir eine Jeans und ein Sweatshirt aus dem Schrank. Lachend ging er runter zu den Jungs, während ich duschen ging und mich fertigmachte. Ich mochte es, mit Carl so herumzualbern. Dann kam eine Seite von ihm zum Vorschein, die sonst leider selten zu sehen war. Meine Haare bändigte ich nachdem Duschen wieder in einem Dutt und ging runter, als ich fertig war.

„Du siehst aus wie immer" grinste Sami, als ich ins Wohnzimmer kam.

„Vielleicht war das ja beabsichtigt" erwiderte ich grinsend, „Bis später" rief ich ihnen zu, zog mir meine Jacke an und machte mich auf den Weg zu Spencer. Wieder hatte ich ein flaues Gefühl im Bauch, aber entgegen meiner Gewohnheit ignorierte ich es diesmal.

„Hallo Josie. Schön, dass du gekommen bist. Du schaust fantastisch aus. Komm doch rein. Magst du was trinken?" wurde ich von Spencer strahlend empfangen.

„Hey. Dankeschön. Gerne ein Wasser" erwiderte ich und sah mich in seinem Haus um. Es war für eine Person wirklich sehr groß und relativ aufgeräumt. Und es roch lecker nach Essen. Ich hatte wirklich Hunger. Die letzten Tage konnte ich nur unregelmäßig essen und das machte sich nun bemerkbar.

„Ich kann dir auch Bier oder Whisky anbieten. Aber vielleicht ist dir auch ein Wein lieber?" fragte er mich, während er in die Küche vorging.

„Nein, nein. Ein Wasser reicht vollkommen" grinste ich schief. Alkohol wollte ich tunlichst vermeiden.

„Dann macht es dir doch schon mal im Wohnzimmer bequem. Das Essen braucht noch ein paar Minuten" erklärte er, während er mir ein Glas Wasser reichte. Nickend ging ich in die Richtung, die er mir zeigte und sah mich im Wohnzimmer um. Der Esstisch war schon gedeckt. Zwei Weingläser standen dort und auch zwei lange weiße Kerzen standen in hübschen silbernen Kerzenständern auf dem Tisch. Ich habe es geahnt. Das ist eindeutig kein Essen unter Freunden.

„Ich hoffe sehr, du magst Hähnchenkeulen und Rotkohl" wurde ich von Spencer aus meinen Gedanken gerissen, während er 2 Teller auf den Tisch stellte.

„Zumindest riecht es ganz annehmbar" erwiderte ich schief grinsend und beschloss meine Gedanken erstmal nach hinten zu verschieben. Vielleicht täuschte ich mich ja auch und es war wirklich alles ganz harmlos.

„Darf ich dann bitten?" lächelnd rückte er mir den Stuhl zurecht. Ach scheiße, wem versuche ich hier eigentlich was vorzumachen? Das ist doch niemals harmlos und unverfänglich. 

Joseline - Mein Weg (TWD, Sunrise Avenue, Daryl Dixon FF) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt