Nur dumpf, wie aus weiter Ferne, hörte ich eine Stimme. Sie rief jemanden. Langsam wurde sie immer deutlicher, bis ich sie verstand.
„Josie. Hey Josie. Wach auf. Du träumst nur. Josie?" verschwommen vernahm ich Samu seine Stimme wahr und jemand rüttelte an mir. Schweißgebadet setzte ich mich aufrecht im Bett hin und schaute mich hektisch und panisch um. Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Kalter Schweiß ran mir das Gesicht herab.
„Carl..." krächzte ich leise.
„Es war nur ein Albtraum. Morgen holen wir Carl da raus" mit diesen Worten drückte er mich fest an sich und nur sehr schwer beruhigte ich mich wieder. Viel zu real war der Traum. Langsam legte er sich, mit mir im Arm, wieder hin und summte leise eine mir unbekannte Melodie. Ständig sah ich Carl vor mir, wenn ich meine Augen schloss. Sah das ganze Blut. Sah seinen schmerzerfüllten Blick. Sah seine Angst in seinen Augen. Sah seinen letzten Atemzug. Sah sein letztes Lächeln. Es dauerte lange, bis ich wieder einschlief. Doch es war kein tiefer, erholsamer Schlaf.
Nur wenige Stunden später war ich wieder wach. Fühlte mich ausgelaugt und erschöpft. Die heiße Dusche half nur bedingt, so setzte ich mich draußen auf das Geländer und lehnte mich mit dem Rücken an den Holzbalken. Ich zündete mir eine Kippe an und sah zum Himmel. Ganz fest dachte ich dabei an Carl und hoffte, er würde es spüren. Hoffte, es würde ihm Kraft schenken.
„Schon wach?" riss mich Daryl aus meinen Gedanken und ich zuckte erschrocken zusammen.
„Warum schafft es neuerdings jeder, mich zu erschrecken" murmelte ich leise vor mich hin, „Ja, konnte nach einem blöden Traum nicht mehr richtig schlafen. Was ist mit dir? Bist du ein Frühaufsteher? Oder was treibt dich so früh raus?" erkundigte ich mich, während er sich rauchend neben mich an den Balken lehnte.
„Weil du oft mit deinen Gedanken weit weg bist. Ich schlafe nie viel" erklärte er.
„Beobachtest du mich etwa?" fragte ich ihn frech grinsend und sah ihn gespannt an.
„Nein..." knurrte er leise und sah auf die Straße.
„Schade. Vielleicht hätte mir das ja gefallen" schmunzelte ich und lehnte meinen Kopf an seine Schulter. Wieder spürte ich seine Anspannung.
„Hätte es?" brummte er fragend.
„Welche Frau lässt sich nicht gerne von einem sehr attraktiven Mann beobachten?" erwiderte ich schmunzelnd.
„Kenne mich mit sowas nicht aus..." brummte er leise.
„Das ist wirklich schade. Aber was nicht ist, kann ja noch werden" erwiderte ich und lächelte ihn aufmunternd an.
„Sicher nicht" erklärte er bestimmend.
„Warum nicht? Liebe ist eines der größten Geschenke dieser Welt. Liebe ist das schönste Gefühl der Welt. Sie lässt uns Leichtigkeit spüren. Sie schenkt uns innere Wärme. Mit ihr fühlt sich alles an wie schweben" erklärte ich leise. Lange schaute er mich mit seinem undurchdringlichen Blick einfach nur an, dann zuckte er lediglich mit den Achseln.
„Hast du Liebe schon einmal gespürt? Sie gefühlt und gelebt?" fragte ich ihn leise und sah ihn weiter an. Er schüttelte unmerklich den Kopf.
„Sie wird zu dir kommen. Dann, wenn du es am wenigsten erwartest. Aber sie wird kommen" erklärte ich ihm.
„Ich brauche den Scheiß nicht" knurrte er und wendete den Blick von mir ab.
„Dafür ist es aber zu spät" erwiderte ich ihm schmunzelnd.
„Wie meinst du das?" fragend schaute er mich wieder an.
„Du wirst doch schon längst geliebt. Rick, Carl, Judith, Carol, Maggie, Glenn, Sasha. Abraham, Michonne, Rosita. Deine ganze Gruppe liebt dich. Auch Freundschaft ist ein Teil von Liebe. Sie würden alles für dich tun. Genauso wie du für sie" mit großen Augen schaute er mich an, „Die Jungs und ich würden auch alles für dich tun. Sind immer für dich da. Du bist mir in dieser kurzen Zeit schon so sehr ans Herz gewachsen. Und manchmal hat das Schicksal einen besseren Plan für dich, als den, den du momentan für den besten hältst" erklärte ich ihm leise und erwiderte seinen Blick. Ich konnte sehen, wie es in seinem Kopf arbeitete.
„Redest du immer so viel Bullshit?" fragte er einfach nur und ich musste leise lachen.
„Da habe ich wohl ins Schwarze getroffen" meinte ich grinsend.
„Nein und du quatscht echt zu viel" brummte er und wieder musste ich lachen.
„Lach nicht. Du kennst mich kein bisschen" knurrte er.
„Nein? Du bist jemand, der besser zuhören als selber reden kann. Jemand, der besser beobachtet, als im Mittelpunkt zu stehen. Jemand, der lieber schweigt, als zu sagen, was ihn stört. Jemand, der eher zeigt, als sagt. Und das ist völlig okay. Das ist es, was dich ausmacht. Das bist ganz einfach du und genauso haben wir dich ins Herz geschlossen" zählte ich auf, wie ich ihn einschätzte und sah wieder hoch zu ihm. Wieder einmal sah er mich einfach nur an und ich lächelte zu ihm hoch. Kurz danach wendete er seinen Blick von mir ab. Ich ruhte weiter mit meinem Kopf auf seiner Schulter und sah in den Himmel.
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Joseline - Mein Weg (TWD, Sunrise Avenue, Daryl Dixon FF)
FanfictionDas Leben treibt Menschen auseinander. Das Leben bringt Menschen zusammen. Die Hoffnung kann enttäuschen. Die Hoffnung kann stärken. Die Liebe kann schmerzen. Die Liebe kann heilen. Man muss nur den Mut haben, daran zu glauben! ---------------- „Ge...