56. Was ist passiert?

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Als ich meine Augen das nächste Mal öffnete, fühlte ich mich unendlich müde und ausgelaugt. Dabei schien die Sonne am Himmel, was bedeutete, dass bereits ein neuer Tag angebrochen war. Beim Blick durch das Zimmer stellte ich fest, dass ich in meinem Bett lag. Dabei fiel mein Blick auf Carl und automatisch musste ich lächeln. Er hielt mich fest im Arm. So, als wollte er mich beschützen. Ich kuschelte mich enger an ihn und schloss wieder meine Augen. Genoss die vertraute Wärme, die sein Körper ausstrahlte.

Ich versuchte mich daran zu erinnern, wie ich in mein Bett gekommen bin, doch gelang mir dies nicht. Das letzte, woran ich mich erinnerte war, wie ich bei Spencer auf der Couch saß und er Musik anmachte. Danach habe ich einen totalen Blackout. Egal, wie sehr ich mich auch bemühte, mir fiel einfach nicht ein, was danach passiert ist. Wie ich in mein Bett gekommen bin. Mir gefiel es nicht, dass ich nichts mehr wusste, aber vielleicht konnte Carl mir später etwas darüber erzählen.

„Lass mich durch" hörte ich da leise jemanden unten im Haus rufen.

„Sie schläft noch" rief nun Samu, doch nur kurz darauf polterte jemand die Treppe hoch. Die Tür wurde aufgerissen und Daryl stürmte hinein. Sofort schaute er zum Bett.

„Hey. Das ist aber ein schöner Besuch" lächelte ich ihn an und er schaute mich wieder mit seinem undurchdringlichen Blick an.

„Sorry Josie. Er wollte nach dir schauen und ließ sich einfach nicht aufhalten" erklärte nun Samu, der ebenfalls seinen Kopf ins Zimmer steckte.

„Ist nicht schlimm. Ich war schon wach. Wobei ich bei eurem hochpoltern sicher so oder so wachgeworden wäre" grinste ich schief. Leise lachend schloss Samu wieder die Tür und ging wieder runter. Ich beobachte Daryl, der sich nun ans Fenster stellte und hinausschaute.

„Du solltest keinen Alkohol trinken, wenn du keinen verträgst" knurrte er leise.

„Ich habe getrunken...?" fragte ich ihn und versuchte mich wieder an gestern Abend zu erinnern, doch da war einfach nichts. Er drehte sich zu mir um.

„Du weißt das nicht mehr?" erstaunt sah er mich an und kam nun ans Bett. Ich klopfte neben mir auf die Bettkannte. Er zögerte kurz, dann setzte er sich hin.

„Nein. Ich weiß es nicht mehr. Es ist ... alles schwarz in meinem Kopf. Wie bei einem Blackout. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass ich so viel getrunken haben soll" erklärte ich leise. Irgendwie war es mir unangenehm.

„Was weißt du denn noch?" fragte er mich und klang nun etwas sanfter.

„Nicht wirklich viel. Spencer und ich haben zu Abend gegessen. Er hat dabei viel von seiner Familie erzählt. Anschließend habe ich mich auf die Couch gesetzt und Spencer verschwand kurz in die Küche. Dann kam er wieder und hat Musik angemacht. Bon Jovi. Dann ist alles weg. Und ich schwöre, ich habe nur Wasser getrunken bis dahin. Das musst du mir glauben" flehte ich ihn schon fast an und spürte, wie Carl sich langsam hinter mir regte. Sein Arm legte sich fester um mich. Drückte mich an seinen warmen Körper. Lange schaute mich Daryl einfach nur an.

„Ich glaube dir. Aber irgendwas muss ja dann passiert sein" überlegte er laut.

Flashback

Aufgeregt und hibbelig warte ich auf Laura und Sara. Ich bin heute 18 geworden und dies wollten wir ausgelassen in einem Club feiern. Ich hatte mich bestimmt dreimal umgezogen, bevor ich mich endgültig für einen kurzen schwarzen Rock und ein pinkes Top entschieden hatte. Meine Haare hat Mama hochgesteckt. Sie liebte es mir die Haare zu stylen und ich liebte es, wenn sie das tat. Auch wenn ich schon lange kein Kind mehr war. Aber manche Dinge ändern sich eben nie.

„Sie sind da" rief Papa die Treppe hoch und ich rannte sie regelrecht runter. Stürmisch begrüßten wir uns, obwohl wir uns heute Vormittag erst in der Schule gesehen hatten.

„Hier habt ihr Geld fürs Taxi. Ich möchte nicht, dass ihr alleine im dunklen draußen rumlauft. Und wenn etwas ist, dann ruft bitte an. Nun wünsche ich euch viel Spaß" grinste Papa uns an und drückte mir zwei Geldscheine in die Hand. Dankend steckte ich sie ein.

Ein paar Stunden später im Club waren wir schon ziemlich angeheitert. Es war das erste Mal, dass ich in einem Club alles an Alkohol bestellten konnte, was ich wollte und vielleicht nutzte ich dies gerade ein wenig zu viel aus. Ausgelassen tanzten wir zu der wechselnden Musik und flirteten mit den Jungs, die uns gefielen.

Je später es wurde, umso tiefer schauten wir ins Glas. Ich kannte meine Grenzen noch nicht und hatte diese schon lange überschritten, doch davon merkte ich natürlich nichts mehr. Irgendwann kam Laura aus der Toilette getorkelt.

„Mir ist so schlecht" nuschelte sie relativ unverständlich. Mittlerweile erging es mir ähnlich. Es drehte sich alles um mich herum und ich nahm alles nur noch in Zeitlupe war. Unfähig, rechtzeitig auf etwas zu reagieren.

Bis heute weiß ich nicht mehr genau, was in dieser Nacht noch passiert ist. Aufgewacht sind wir alle drei bei mir Zuhause im Wohnzimmer auf der Couch. Mit höllischen Kopfschmerzen und Übelkeit bis hin zu Erbrechen. Papa erzählte mir später, dass ich ihn angerufen hätte, doch er hätte kein Wort verstanden. So wäre er sofort zum Club gefahren und hat uns drei Mädels ins Auto verfrachtet und uns nach Hause gefahren. Laura hat sich zweimal im Auto erbrochen. Ihr war das so peinlich, dass sie das Auto, zusammen mit uns beiden, gründlich gereinigt hatte. Uns ging es am folgenden Tag so schlecht, dass wir nie wieder so über die Stränge geschlagen haben. Ordentlich angetrunken ja, aber diese eine Grenze haben wir nicht mehr überschritten.

Flashback Ende

Beim Gedanken daran, musste ich zugeben, dass es mir jetzt so ähnlich ergeht. Ich weiß von gestern auch nichts mehr. Nur, dass ich keine Kopfschmerzen habe und auch keinen Kater.

„Weißt du zufällig, wie ich nach Hause und ins Bett gekommen bin?" fragte ich ihn leise. Er schaute mich noch immer an und nickte unmerklich.

„Erzähle es mir. Bitte. Vielleicht hilft es mir dabei, mich zu erinnern" bat ich ihn und er seufzte leise. Geduldig wartete ich ab. Spürte, wie Carl seine Hand sich zur Faust ballte. Wusste er mehr als ich? Wusste er, was passiert ist? Sanft umfasste ich diese mit meiner Hand und streichelte seinen Handrücken mit meinem Daumen. Nur langsam entspannte er sich wieder.

„Ich kam gerade von Rick, als Aaron dich auf dem Arm Richtung Haus getragen hat. Er meinte, du bist wie betrunken durch die Gegend getorkelt. Hast ihn auch nicht erkannt. Dann bist du einfach umgefallen. Er hat dich aufgefangen. Ich habe dich ihm abgenommen und ins Bett gebracht" erklärte er, „Ich dachte, du wärst einfach betrunken...".

„Dankeschön. Wer weiß, was sonst noch passiert wäre" erwiderte ich leise.

„Geht es dir jetzt gut?" brummte er leise und ich konnte die Sorge in seinem Blick deutlich erkennen.

„Ja, mir geht es gut. Fühle mich nur etwas müde und ausgelaugt. Sonst ist alles okay" lächelte ich ihn leicht an. Ich fand es süß, dass er sich um mich sorgte und es war nicht das erste Mal, dass er mir dies zeigte. Nickend stand er auf.

„Dann... Man sieht sich" knurrte er leise und war schon aus dem Zimmer verschwunden. Warum immer diese schnellen Abgänge? 


Joseline - Mein Weg (TWD, Sunrise Avenue, Daryl Dixon FF) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt