38. Überrannt und verloren

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Von weitem sahen wir schon, dass der Wachturm verdächtig schief stand. Auch auf der Plattform war niemand zu erkennen und dieser war sonst rund um die Uhr besetzt.

„Glenn. Fahr seitlich an die Mauer. Ich will vom Wohnmobil aus über die Mauer schauen. Irgendwas stimmt nicht" erklang da Daryls Stimme aus dem Walkie-Talkie und Glenn kam dem Befehl nach. Schnell stieg ich auf das Dach, gefolgt von den anderen und wir schauten über die Mauer.

„Oh mein Gott..." flüsterte ich leise entsetzt. Unzählige Beißer liefen durch die Stadt. Einige Beißer hockten über einige der Anwohner von Alexandria und aßen sie sprichwörtlich auf.

„Wir müssen rein" rief Glenn und schnappte sich sein Messer.

„Das sind zu viele Beißer. Das schaffen wir nicht" versuchte Aaron Glenn davon abzuhalten.

„Das sind unsere Leute da drinnen. Sie brauchen uns" mischte ich mich nun auch in die Diskussion.

„Und was macht euch so sicher, dass sie noch drin sind? Vielleicht konnten sie fliehen?" fragte Aaron.

„Maggie ist da drin. Ich weiß es einfach" erklärte Glenn überzeugt und kletterte über die Mauer.

„Wir schaffen das nicht ohne euch" sah ich Aaron und Daryl eindringlich und bittend an. Ich nahm mein Messer und die Pistole mit dem Schalldämpfer und kletterte ebenfalls über die Mauer. Auf der anderen Seite half mir Glenn bei dem Abstieg und keine Minute später standen Daryl und Aaron neben uns. Wir stellten uns alle Rücken an Rücken, damit wir alle Seiten im Blick hatten und kämpfen uns so Meter für Meter zur Kapelle vorwärts. Ich konnte nicht nachdenken. Ich wollte nicht nachdenken. Ich handelte einfach nur. Beißer für Beißer fiel, stets dabei bedacht, so leise wie möglich zu sein, damit wir sie nicht alle auf uns zogen. Das wäre unser Untergang.

An der Kapelle angekommen, schlichen wir hinein.

„Ihr seid zurück" empfing uns Gabriel und wir nickten ihm zu. Judith war auf seinem Arm und in der Kapelle saßen ein paar Bewohner von Alexandria, mit denen ich noch nicht so viel zu tun hatte. Anscheinend beteten sie.

„Was ist passiert?" erkundigte sich Glenn.

„Vor zwei Tagen hat der Wachturm plötzlich nachgelassen. Wir waren dabei, ihn zu stabilisieren und zu reparieren, als plötzlich die Herde aus dem Wald kam. Rick drückte mir Judith in den Arm und ich suchte hier Schutz mit ihr und ein paar anderen. Ich weiß nicht, wo der Rest von uns ist" erklärte Gabriel uns.

„Sasha, Carol, Abraham und Morgan, sind sie schon von ihrer Tour zurück?" erkundigte sich Daryl, doch Gabriel schüttelte nur den Kopf. Ich wollte gerade wieder die Klinke der Tür hinunterdrücken, als ich eine Hand auf meine Schulter spürte.

„Was hast du vor?" fragte mich Gabriel.

„Kämpfen. Hier sitzen und zuschauen, wie unsere Leute da draußen vielleicht sterben? Das kann ich nicht" erklärte ich ihm nachdrücklich.

„Aber wir beten für sie" meinte nun eine Bewohnerin.

„Und du glaubst wirklich, dass Gott euch hierbei hilft?" fragte Daryl sie barsch, doch sie nickte nur.

„Vielleicht hat uns Gott ja schon geholfen. In dem er uns Glenn, Aaron, Daryl und Josie geschickt hat und möchte nun, dass wir uns selbst helfen" meinte nun Gabriel nachdenklich und reichte Judith an eine Bewohnerin weiter, „Ich komme mit euch" erklärte er und nahm sein Messer. Nickend schlichen wir hinaus und stellten uns wieder Rücken an Rücken. Kämpften uns so auf der Straße voran. Plötzlich stand Spencer neben mir.

„Ich habe euch aus dem Fenster gesehen" erklärte er kurz und als ich mich nickend kurz umdrehte, konnte ich erkennen, dass sich uns noch ein paar mehr angeschlossen haben. Unser Kreis wurde immer größer. Plötzlich fiel ein Schuss, doch er kam nicht von uns. Die Beißer folgten dem Schuss und wir sahen uns kurz panisch an.

„Ihr folgt ihnen. Wir gehen die anderen suchen" meinte Daryl an die anderen gewandt, danach nickte er Glenn und mir zu und wir kämpften uns zu dritt weiter. Wir wollten zur Waffenkammer, doch nicht alle Beißer wurden vom Schuss abgelenkt. Es wurden immer mehr Beißer und mich ergriff leichte Panik. Doch ich gab nicht auf. Niemals.

Verbissen kämpften wir uns durch die Beißer. Stachen einem nach den anderen in den Kopf. Versuchten unsere Augen überall gleichzeitig zu haben. Doch wir hatten keine Chance. Sie drängten uns immer weiter von der Waffenkammer weg. Plötzlich stolperte ich über einen Beißer, doch bevor ich zu Boden gerissen wurde, griff mich Daryl am Ärmel meiner Jacke und hielt mich fest. Dankbar nickte ich ihm schnell zu.

„Es sind zu viele" meinte Glenn verzweifelt und sah sich hektisch um. Doch es gab keinen Ausweg. Wir wurden mittlerweile soweit zurückgedrängt, dass wir fast mit dem Rücken zur Mauer standen.

„Halte durch. Sie brauchen uns. Wir schaffen das" versuchte ich ihm neue Kraft zu schenken und riss einen Beißer weg, der Glenn von hinten bedrohlich nahekam. Schnell hockte ich mich über ihn und stach ihm mein Messer in den Kopf. Meine Arme wurden langsam schwer und so langsam fing es an zu dämmern. Das machte die Sache schwieriger. Unübersichtlicher.

Mittlerweile war zwischen der Mauer und unseren Rücken kaum noch einen Meter Platz und es sah wirklich verdammt eng aus. Es wurden nicht weniger Beißer. Egal, wie viele wir schon erledigt hatten. Die Situation war wirklich aussichtslos, wenn nicht bald ein Wunder geschieht. Doch woher sollte das Wunder kommen? Vermutlich hatten wir schon alle Wunder aufgebraucht.

Joseline - Mein Weg (TWD, Sunrise Avenue, Daryl Dixon FF) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt