30. Beschwerlicher Heimweg

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Nur kurz danach vernahm ich ein leises Stöhnen von ihm und atmete erleichtert aus. Schnell hockte ich mich zu ihm.

„Daryl? Kannst du mich hören?" fragte ich leise und strich ihm ein paar verirrte Haarsträhnen aus dem Gesicht. Ein leises grummeln verließ seinen Mund, was ich als ja deutete.

„Tut dir außer deinem Kopf noch etwas weh?" erkundigte ich mich und löste das Seil von seinem Fuß. Blinzelnd öffnete er seine Augen und schüttelte unmerklich mit dem Kopf.

„Ich wusste doch, dass du ein Kämpfer bist" lächelte ich ihn an, „Ich weiß, dir ist arschkalt und dein Kopf brummt sicher ordentlich. Aber wir können nicht hierbleiben. Du würdest erfrieren. Wir warten noch kurz ab, bis das Feuer aus ist, dann müssen wir zurück" erklärte ich ihm leise und reichte ihm die Wasserflasche. Gierig trank er, während er sich umschaute.

„Warst du das?" fragte er und zeigte auf die toten Beißer. Es waren sicher an die 25 Stück.

„Ja. Konnte ja schließlich nicht zulassen, dass sie an dir herumknabbern" grinste ich verlegen.

„Danke" flüsterte er, während er mir nun in die Augen schaute. Seine Augen. Es lag so viel Kummer in ihnen und doch strahlten sie einen unbändigen Kampfwillen aus. Sie faszinierten mich.

„Immer wieder gerne" schmunzelte ich und schaute nach dem Feuer. Es war fast aus. Langsam stand Daryl auf und schnell stützte ich ihn.

„Mach schön langsam" meinte ich und half ihm, sich an den Baum zu lehnen. Ich sah ihm deutlich an, dass es ihm schwerfiel, sich auf den Beinen zu halten, aber es blieb uns nichts anderes übrig. Wir mussten zurück und das schnell. Ich zog ihm unter Protest meine Jacke über. Diese war mir zu groß und passte ihm deutlich besser. Ich schmiss unsere Sachen in meinen Rucksack und schulterte mir diesen zusammen mit seiner Armbrust auf meinem Rücken. An seinem Blick sah ich, dass ihm dies nicht behagte.

„Ich passe sehr gut auf sie und auf dich auf" lächelte ich ihn an. Dann nahm ich seinen Arm und legte mir diesen um meinen Hals. Mit einer Hand hielt ich so seine Hand fest und den anderen Arm legte ich ihm um die Hüfte. Nur widerwillig ließ er sich so stützen und langsam machten wir uns auf den beschwerlichen Rückweg.

Nur langsam kamen wir voran, so hatten die Beißer leichtes Spiel. Ab und zu lehnte ich Daryl an einem Baum, um die Beißer hinter uns auszuschalten. Er wollte helfen und so gab ich ihm die Pistole. Die erforderte weniger Konzentration als seine Armbrust. Nachdem alle erledigt waren, stützte ich ihn wieder und wir zogen weiter. Wir mussten unbedingt in Bewegung bleiben. Davon hängt nun unser Überleben ab. Das war fast noch wichtiger, als die Beißer unschädlich zu machen.

Daryl verließ immer mehr die Kraft. Er biss sich wirklich durch, doch ich spürte, wie er sich immer mehr auf mich abstützte. Sein Gewicht auf mich übertrug. Auch ich kämpfte, aber ich würde nicht aufgeben.

„Halt durch Daryl. Wir schaffen das, hörst du? Schritt für Schritt. Zusammen" versuchte ich ihm Kraft zu schenken und spürte sein Nicken an meinem Kopf. Ich glaubte mich daran zu erinnern, dass die Straße bald kommen müsste und das tat sie tatsächlich. Von weitem sah ich schon die Umrisse der Mauer.

„Gleich sind wir da. Nur noch ein paar Schritte" keuchte ich leise. Auch ich war fix und fertig. Mit einmal sackte sein Körper einfach zusammen und ich konnte nur noch verhindern, dass er abermals hart aufschlug. Er ist wieder Bewusstlos geworden. Ich konnte ihn unmöglich den Rest tragen, aber auch nicht einfach hier liegen lassen. Ich musste etwas anderes riskieren. Ich nahm mein Messer kampfbereit in die Hand.

„Glenn" schrie ich so laut ich konnte, wusste ich doch, dass er heute Nacht Wache hatte und schon kamen die ersten Beißer aus den Wald. Ich stellte mich schützend vor Daryl und erledigte sie, so gut ich konnte.

„Was ist passiert?" hörte ich da Rick von weitem rufen. Ich hörte, wie sie näherkamen.

„Daryl muss sofort auf die Krankenstation. Er ist Bewusstlos. Vermutlich hat er auch eine Gehirnerschütterung und ist unterkühlt" rief ich ihnen kämpfend zu.

„Wir machen das" meinte Abraham, der mit einmal neben mir stand und zusammen mit Tara und Rosita kümmerte er sich um die restlichen Beißer. Nickend half ich Glenn und Rick Daryl reinzutragen. Dort berichtete ich Denise meine Vermutungen und erzählte Rick und Glenn was passiert ist. Denise kümmerte sich sofort um Daryl und ich ließ mich erschöpft auf einen Stuhl neben Daryl fallen.

„Geht es dir sonst gut? Bist du auch verletzt?" fragte Rick mich und schaute mich von Kopf bis Fuß an. Ich war komplett in Blut getränkt.

„Mir geht es gut. Wirklich. Es tut mir leid, dass ich euch so laut gerufen und damit Beißer angelockt habe. Ich wusste mir nicht mehr anders zu helfen" entschuldigte ich mich leise.

„Du hast das richtige getan. Im Dunkeln hätten wir euch auf diese Entfernung nicht gesehen und im Hellen wäre es vielleicht schon zu spät gewesen" erklärte er und ich nickte nur erschöpft.

„Du solltest eine heiße Dusche nehmen und was Essen" meinte nun Glenn.

„Aber..." protestierte ich leise und sah zu Daryl, doch Glenn unterbrach mich sofort.

„Nichts aber. Daryl ist hier in den Besten Händen und du musst dich auch dringend aufwärmen". Nach einem letzten Blick zu Daryl ging ich rüber in unser Haus und verzog mich gleich unter die Dusche. Heiß prasselte das Wasser auf mich herab und hinterließ eine rote Haut. Ich spürte förmlich, wie ich langsam wieder auftaute. Danach zog ich mir frische Sachen an und ging runter. Dort wurde ich von allen einmal festgedrückt und musste noch einmal erzählen, was passiert ist.

„Hat dir niemand gesagt, dass man sich nicht stundenlang mit einem Mann im Wald herumtreiben soll?" grinste mich Samu schief an.

„Spinner" grinsend boxte ich ihm leicht gegen seinen gesunden Arm, als ich einen Schatten hinter mir vernahm. Ich drehte mich um.

„Hey... Sie haben gesagt, ich kann hier auf dich warten" meinte Carl.

„Unsere Tür steht dir immer offen, auch wenn wir mal nicht da sein sollten" erwiderte ich und drückte auch ihn fest an mich, „Geht es dir gut?" fragte ich ihn so leise, dass nur er es hören konnte und er nickte.

„Komm Josie. Esse was, sonst muss Onkel Mikko schimpfen" grinste dieser mich an und stellte einen Teller auf meinen Platz. Schnell setzte ich mich und schlang es regelrecht herunter.

„Einen gesunden Appetit hat sie ja" meinte Riku schmunzelnd.

„Vielleicht will ich auch nur stärker werden" erwiderte ich grinsend mit vollem Mund und aß nun etwas langsamer. Nach der heißen Dusche und dem Essen fühlte ich mich tatsächlich schon etwas besser.

Joseline - Mein Weg (TWD, Sunrise Avenue, Daryl Dixon FF) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt