Kapitel 44

52 1 1
                                    

Peinlich berührt stellte ich diesen sofort wieder in mein Regal. Direkt folgend auf die mir ausgesetzte Peinlichkeit, ärgerte ich mich. Ich hätte das Scheißteil doch direkt wegbringen sollen. Sowas gehört definitiv nicht in mein Regal. Weder jetzt, noch sonst irgendwann.

Somit entschloss ich, ihn aus diesem wieder zu entfernen. Falls es jemals dazu kommen würde das ich jemanden zu mir einlade, sollte man sowas auf jeden Fall nicht in meinem Zimmer sehen. Außerdem will ich nicht, das Jungkook das sieht.

Einen kurzen Moment dachte ich darüber nach, ob er diesen nicht vielleicht schon gesehen hatte.

Ich fasste mir an die Stirn und hoffte, das dem nicht so war.

Den Manga in meinen Schreibtisch in die unterste Schublade gelegt, widmete ich mich wieder meinem Regal. Ich zog ein Buch heraus und tauche in meine eigene kleine Welt ein. Endlich konnte ich wieder fliehen.

Mir kamen die Tränen als ich darüber nachdachte, wie oft ich schon in die verschiedensten Welten geflohen war. Alles um mich herum ergab keinen Sinn für mich. Weder alle Geschehnisse, noch meine Existenz selbst.

Das mit Jungkook, nahm mich doch mehr mit als ich dachte, dass es das tun würde. Er ist mein bester Freund und lässt mich doch hängen. Ich weiß nicht, ob ich ihn als meinen engsten Kumpel bezeichnen würde, wenn es da noch andere gäbe. Wahrscheinlich eher nicht. Manchmal war ich mir sogar unsicher, ob ich für ihn auch sein bester Freund bin.

Auch wenn die Antwort vielleicht nicht der Wahrheit entsprach, sagte ich mir selber, dass es nicht so ist.

Der Gedanke das mich jemand wirklich mögen konnte, war irgendwie absurd.

Wenn ich mich schon nicht selbst liebe, wie könnten es dann andere tun?

Obwohl ich versuchte es zu unterdrücken, begann ich leise zu weinen. Mein Buch habe ich nichtmal richtig angefangen gehabt zu lesen, als ich durch das Weinen einschlief.

In der Nacht wachte ich wieder verschwitzt auf. Ich hatte wieder ein Albtraum, welcher von Erinnerungen und dazu gedichteten Dingen geprägt war.

Eine Weile stand ich am geöffneten Fenster und betrachtete den ruhigen Nachthimmel. Es war bewölkt, weswegen man die Sterne nicht sehen konnte. Nur eine Kalte Brise streifte ab und zu durch meine Haare, ehe ich mich wieder zu Bett legte.

-Mittwoch-

Genervt fasste ich mir an den Kopf. Ich hätte meiner Lehrerin doch zuhören sollen, anstatt einfach panisch zu verschwinden. Heute fiel der Tanzkurs aus, weswegen mein Weg hier her komplett umsonst gewesen war. Auch nächste Woche würde dieser ausfallen, was ich auf einem kleinen Schild an der Tür ablesen konnte.

Auch wenn ich heute meine Zeit unnötigerweise verschwendet hatte, würde ich dafür nächste Woche mal ein bisschen mehr davon haben.

Lächelnd ging ich zur Haltestelle, wo ich viel zu lange auf den nächsten Bus warten musste.

Zu Hause wurde ich wieder mittels meinem Handy terrorisiert.

Seit dem Wochenende hatte ich Jungkook nicht mehr geantwortet, welcher sich deswegen ziemliche Sorgen zu machen schien. Aber das interessierte mich nicht. Momentan interessierte mich eigentlich gar nichts.

Schon lange habe ich mich nicht mehr so gefühlt. Eine gewisse Leere, die früher stets mein Begleiter war, machte sich erneut in mir breit. Es fühlte sich so an, als hätte man mir etwas genommen, obwohl es eigentlich nichts gab, was man mir hätte nehmen können.

Und doch hatte ich ein so seltsames Gefühl. Auch meine Albträume wurden häufiger und meine Noten verschlechterten sich. Ich selbst konnte mir das gar nicht so recht erklären, aber etwas dagegen tun, konnte ich auch nicht. Dazu fehlte mir die Kraft und auch der Willen.

Ich brauchte wirklich eine Pause. Und zwar dringend.

Dance with me // NamjinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt