Kapitel 102

64 1 4
                                    

Ich konnte nicht mehr. Das war alles viel zu viel für mich. Ich war einfach komplett fertig mich der Welt.

Wieso musste das sein? Warum um alles in der Welt sowas?! Hätte er mich nicht einfach zusammenschlagen können? 

Damit hätte ich definitiv besser umgehen können. Aber das was eben passiert ist, wirkt einfach nur wie ein schlechter Film. 

Vergewaltigt... Genau wie damals. Es hat sich wiederholt. Würde jetzt das Gleiche wie damals passieren? 

Ich hatte Angst. Höllische sogar. Der Gedanke daran das es nicht einmalig war, trieb mir wieder Tränen in die Augen. Wenn meine Mutter das in irgendeiner Form mitbekommt, wird es genau wie früher. Sie wird mich wieder hassen und ich werde alles zerstören. Genau wie damals.

Meine Angst auf eine neue "Familie" war berechtigt gewesen. Das es allerdings so heftig wird, hätte ich nicht gedacht. Eher dachte ich das man mich halt nicht mag und auch nicht akzeptiert. 

Man, das kann doch nicht wahr sein. Nein, das darf es nicht sein. Warum passiert mir sowas? Wenn es einen Gott gibt, dann hasst er mich bestimmt. Aber warum denn überhaupt? Ich habe doch noch nie jemanden etwas getan...

Verzweifelt hielt ich mich wie ein Wahnsinniger an meinen Klamotten fest. Am liebsten würde ich jetzt einfach aufhören zu atmen und tot umfallen. Dann wäre wenigstens alles vorbei. Ich müsste den Scheiß nicht mehr ertragen und mein Leiden wäre beendet.

Es tut so weh zu wissen das einen alles und jeder hasst. Das meine Existenz in jeder Form unerwünscht ist und mich sowieso kein Schwein auf dieser Welt hier haben will.

Dabei habe ich mich doch immer angestrengt. Immer habe ich gute Noten geschrieben, im Haushalt geholfen und mich auch um meine Mutter gekümmert wenn es sein musste. Nie lüge ich oder bereite jemanden wirklich ernsthaft Stress. Jedenfalls nicht absichtlich...

Die Situation damals mit meinem Vater, war nicht gewollt und ich bereute es damals so sehr. Manchmal tue ich das sogar immernoch... Ich bin mir nicht im Geringsten sicher was besser gewesen wäre. Hätte ich meine dumme Klappe halten sollen? 

Wenn Jungkook mich damals nicht dazu gedrängt hätte mit einem Lehrer zu reden, hätte ich niemals was gesagt. Ich hätte alles über mich ergehen lassen. Aber wäre das richtig gewesen? 

Aus dem Logischen herausgesehen nicht, aber vom emotionellen Stand her vielleicht schon. Dann wäre ich zwar immernoch ein Opfer, aber wenigstens nur von einem Täter.

So habe ich mich verliebt, mir mehr von meinem Leben erhofft und nichts bekommen. Zumindestens nichts Gutes. Nur das mich die Person in die ich mich gerade verliebt hatte einfach brutal vergewaltigt und das man mich in der Schule sogar mobbt. Für nichts.

Ich habe doch überhaupt nichts gemacht, was soll das?

Mir fehlte immer mehr der Bezug zur Welt und zum Leben. Was soll ich auch damit? Das Leben das ich führe, ist es nicht wert geführt zu werden. Ich hasse es und würde es am liebsten auch sofort beenden.

Da fiel mir auch mein Messer wieder ein, was ich immernoch in meinem Zimmer liegen hatte. Damit es niemand bemerkt, legte ich es zwischen ein paar Unterlagen in meinen Schreibtisch. Und jetzt schrie es förmlich nach mir. 

Es war fast so, als würde sich mein Körper von alleine bewegen und als wenn ich komplett keine Macht mehr über mein Handeln hatte. So saß ich jetzt nun auch mit dem Messer in der Hand auf meinem Bett.

Sollte ich das wirklich machen? 

Ich war mir unsicher, hatte aber ein gewisses Verlangen danach. Es brannte in meinem Kopf. Innerlich wollte ich es unbedingt doch war es ein Funken Vernunft, der gerade dagegen kämpfte.

Doch sind Funken schnell erloschen, so wie auch meiner. Also setzte ich das Messer an und zog es wie schonmal durch meine Haut.

Es war seltsamerweise ein wunderschönes Gefühl. Fast so als würde ich jetzt erst wirklich leben und als hätte ich das zuvor nie gekonnt.

Die rote Farbe von meinem Blut beruhigte mich und veranlasste mich dazu, mich nochmal zu schneiden. Öfters und tiefer.

Ein schönes Gefühl. Baer ich hasse es. Ich hasse mich...

Dance with me // NamjinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt