Kapitel 153

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Erschrocken wachte ich weinend auf. Schon wieder war es dieser seltsame Traum, welcher mich nun seit zwei Wochen verfolgt. Immer hat er den gleichen Handlungsstrang. Anfangs ist Kyungil so, wie ich ihn früher kannte, bis er sich rapide verändert und mich umbringt.

Warum ich das träume, weiß ich. Das macht es aber nicht gerade besser. Im Gegenteil, es quält mich. Immer wieder regt es mich dazu an, über ihn und mich nachzudenken. Immer wieder hinterfrage ich das hier alles und weiß nicht wo mein Kopf steht. Es ist eine immer enger werdende Schlinge, welche sich immer mehr zusammenzieht.

Sie schnürt mir die Luft ab, klaut mir den letzten Rest Lebensfreude.

Vorsichtig aufgestanden, darauf bedacht Kyungil nicht zu wecken, ging ich in Richtung Küche. Seit ich fast nur noch bei Kyungil bin, ist meine Sucht noch stärker geworden. Während er mich zurichtet, suche ich Schutz n dem, vor wessen Grauen ich eigentlich fliehen wollte.

Ich wollte aus der Bar raus, mich der Scheiße entziehen, irgendwie neu anfangen. Doch hatte man andere Pläne mit mir. Nun stehe ich, noch tiefer gesunken als sowieso schon. Einen Boden gibt es unter mir gar nicht mehr, mein Fall ist unendlich. Doch kann man eigentlich unendlich fallen? Eigentlich ja nicht, aber sicher ist, wenn man nicht aufgefangen wird, schlägt man auf den Boden auf. Bei einem tiefen Fall wie meinem, ist es sicher das der Tod auf mich wartet. Auffangen wird mich niemand, wer auch?

Jin existiert in meiner Vorstellung bereits kaum noch und auch, habe ich das Gefühl ihn gar nicht mehr wahrzunehmen. Aber das war ja eh ein Teil meines Plans. Ich wollte ihn lächeln sehen und dann gehen. Nun ist alles wieder normal für ihn und er lächelt auch wieder. Ich habe es geschafft, ihn auf meine Kosten irgendwie glücklich zu machen. Zum ersten Mal habe ich war richtig gemacht.

Leicht grinsend, drehte ich mich ein Stück um mein Glas in die Spüle zu stellen. Auf dem Weg in den Flur, blieb mein Blick in dem Spiegel hängen, welcher an der Wand befestigt war. Mein Körper war grün und blau geschlagen, gezeugt von Schrammen und Platzwunden. Trotzdem musste ich lächeln, was unendlich stark weh tat. An der Seite war mein Mund leicht eingeschnitten, weswegen es mehr ein schiefes gequältes Grinsen war.

Jedoch überkam mich sofort auch wieder das Gefühl zu ersticken, weil ich mich beherrschen musste nicht zu weinen. Mit der Zeit werde ich immer wahnsinniger. Selbst die Drogen verschleiern das um mich herum nicht mehr. Sie helfen nicht, auch wenn die Welt verzerrt ist. Eine verzerrte Welt, ist immer noch eine, in der ich nicht leben will.

Jetzt wo ich endlich sagen kann "Namjoon, du hast jemanden glücklich gemacht", werde ich die nächste Person belügen und hintergehen. Damals habe ich versprochen bei ihm zu bleiben, ihn immer zu lieben. Aber das war eine lüge. Ich liebe ihn nicht, sondern Jin. Aber das ist egal, es hat keinen Sinn sich das vor Augen zu halten. Erzählen kann ich es eh keinem, zumal ich jeden Tag aufs neue sage, ich würde Kyungil lieben. Ich lüge, jeden Tag und heute, breche ich ein Versprechen.

Wieder zurück in die Küche gegangen, schritt ich wie in Trance voran zu einem der Küchenschränke. Eine Schublade geöffnet, zog ich einen metallischen Gegenstand hinaus, der mein Versprechen an Kyungil brechen wird.

An der Theke hinuntergeglitten, saß ich nun angelehnt an der Wand. Ohne zu zögern zog ich mein Werkzeug, das Messer, zwei Mal überm ein linkes Handgelenk, danach noch über das Rechte. Ich wollte sicher gehen... Reicht es? Ich entschied mich für einen weiteren Schnitt, größer und tiefer. Nun begann das Blut zu fließen, so wie man sich das wahrscheinlich vorstellt.

Es tut mir leid Kyungil, ich habe gelogen.

Dance with me // NamjinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt