Kapitel 76

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Auf dem Boden waren Bluttropfen, die aus Seokjins Zimmer kamen. Neugierig ging ich ins Bad um zu schauen, ob da noch mehr war. Hat er sich umgebracht?

Vorsichtig ging ich langsam zu seinem Zimmer, wobei ich kurz vor diesem stehen blieb.

Mein Herz begann schneller zu klopfen, obwohl er mir eigentlich egal war. Der Grund für das Herzklopfen war auch definitiv nicht, dass ich mir Sorgen machte. Viel eher lag es daran, dass ich eventuell gleich schon wieder einen toten Menschen sehen würde. Aber diesmal einen, der sich selber ausgesucht hatte zu gehen.

Ganz anders als bei meiner Mutter damals. Sie wollte nicht gehen. Keiner wollte das. Aber sie musste und mir ihr, auch meine kleine Schwester.

Eigentlich war das Zimmer in dem Seokjin liegt, für sie gedacht. Alles war damals bereits für sie eingerichtet und man hatte sogar schon einen Namen für sie. SIe sollte Ahri heißen, was so viel wie "Die Schöne" bedeutet. Allerdings bekam niemals einer ihre Schönheit zu Gesicht.

Sie starb zusammen mit meiner Mutter, bei ihrer Geburt.

Ab da war ich alleine. Mein Vater verfiel in Depressionen und ich war komplett auf mich alleine gestellt. Das Zimmer von ihr, wurde seitdem nie wieder betreten oder geschweige denn nur angefasst. All die Jahre haben wir es behütet und niemanden Einlass gewehrt. All die Jahre musste ich gucken wo ich bleibe, weil sich mein Vater einen Scheiß um mich geschert hat.

Aber es war nicht seine Schuld. Ich kann ihn gut verstehen. Immerhin ist seine Frau und sein Kind, meine Schwester, gestorben. Was in solchen Momenten in einem Menschen vorgeht, weiß keiner so genau und auch, möchte ich über sowas nicht richten.

Trotzdem war ich aber immer alleine und musste mich um alles selber kümmern. Das ich überhaupt so weit gekommen bin, ist ein Wunder. In der Schule war ich immer der Schlechteste und obwohl ich einen Traum und ein Ziel vor Augen hatte, fand ich nie die Kraft, um diese umzusetzen.

Nur mit ein bisschen Glück, kam ich durch einen IQ-Test an eine so gute Universität. Damit hatte ich wenigstens ein Ziel erreicht auch, wenn ich davor ein Jahr arbeiten musste, weil mich keine Uni haben wollte.

Ich weiß nicht ob ich darauf stolz sein soll, oder nicht. Immerhin war es nicht meine Leistung, die mir einen solchen Platz verschafft hat.

Aber das steht ja auch gar nicht mehr zur Debatte. Hauptsache ist, dass ich jetzt endlich mit allem weitergekommen bin, was ich mir vorgestellt hatte.

Nur meine neue Lebenssituation gefiel mir nicht. Aber gleich würde sich ja zeigen, inwiefern diese so bleiben würde.

Leise öffnete ich die Tür zu Seokjins Zimmer. Erst schaute ich mich um, ob irgendwo fiel Blut sein würde. Aber dem war nicht so, also ging ich näher an sein Bett heran, wobei mir ein Messer auffiel, an dem Blut klebte.

Musternd nahm ich es ihn die Hand und drehte es ein paar Mal, bis ich es schließlich wieder hinlegte. Mitnehmen würde ich es nicht, da er sonst weiß, dass ich hier drin war.

Auch wunderte es mich, dass er nicht abgeschlossen hatte, wie sonst immer. Aber naja, vielleicht weil er dachte, er sei alleine. Pech für ihn, dass war er nicht.

Langsam hob ich vorsichtig die Decke hoch. An der Unterseite und am Bettlaken war ein bisschen Blut. Allerdings wusste ich nicht so Recht, woher das kam. Meine Vermutung lag bei seinem Arm, die sich im Nachhinein bestätigte.

Ich schob seinen Ärmel leicht hoch und sah, das er sich diesen aufgeschnitten hatte. Scheinbar war es das erste Mal das er dies tat. Seine Decke zurückgelegt, verließ ich das Zimmer wieder, woraufhin ich nach unten in die Küche ging.

Dance with me // NamjinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt