Das Vorbeifahren eines Autos holte mich innerlich aus meiner Trance heraus und ich hörte auf mich in seine Augen zu bohren. Ich bemerkte, dass er mich genauso erstarrt und reglos anblickte. Und was ich direkt auch bemerkte war, Oh mein Gott, dieser Typ war unglaublich attraktiv. Die Art und Weise wie seine dunklen, im Sonnenlicht glänzenden Haare zusammen mit einer schön gebräunten Haute einen Kontrast zu seinen Augen bildeten. Ich war so darin vertieft seine starren männlichen Gesichtszüge zu bewundern, dass ich erst jetzt bemerkte, wie er achtsam auf mich zukam. Ich erklärte mir, dass das Trocknen meiner Kehle, welches mir das Schlucken behinderte, nur an der hitzigen Luft lag und nicht an seiner atemraubenden, irgendwie distanzierten und mir dennoch bekannt vorkommenden Erscheinung.
Knapp vor mir blieb er stehen und behielt seinen undeutbaren Blick auf meinem Gesicht bei und schien es aufmerksam zu mustern, als würde er auch etwas feststellen. Als würde auch er etwas bekanntes sehen, etwas bekanntes spüren. Das war nicht wahr oder? Jetzt, wo er genau vor mir stand, konnte ich tatsächlich die wenigen grauen Punkte in dem Grün seiner Augen erkennen, von denen ich eben schon wusste, ohne sie gesehen zu haben.
„Dieses..."
Seine leise, fast heisere Stimme jagte mir eine Gänsehaut über den Rücken und ich sah, wie seine Hand sich zu meinem Gesicht führte. Es gab wirklich fast nie Momente, wo mein Mundwerk geschlossen war aber gerade konnte ich mich weder rühren, noch einen Ton herausbringen.Sein Daumen berührte federleicht die untere meiner geteilten Lippen. Eine so sanfte Berührung, die es trotzdem schaffte, meine Haut brennen zu lassen.
„Dieses Lachen."
Das hörte ich eigentlich oft von Menschen, nachdem sie mein Lachen hörten aber stets als Bewunderung, nicht als das, was auch immer er gerade meinte.
Plötzlich wurde das Runzeln seiner Brauen unglaublich stark und dann trat er auch schon rasch einen Schritt zurück, drehte er sich um und eilte mit großen Schritten von mir weg, während ich immer noch nicht ins Hier und Jetzt gelangte. Was war das?... Komplett verwirrt und erstaunt von meiner Reaktion auf seine Gegenwart beobachtete ich, wie sein breiter Rücken sich von mir entfernte. Wer trug in so einer Hitze eine schwarze Lederjacke?Dann verschwand er um die Ecke und ich räusperte mich und sah zu den verstreut liegenden Rosen auf den Boden. Ich war erstaunt, dass er auf keine einzige getreten war, obwohl sie genau auf den Stellen lagen, wo er stand, als würde er es nicht wagen eine Rose zu zertreten. Unwillkürlich musste ich bei dem Gedanken lächeln. Ein so männlich und hart erscheinender Junge, der keine Rosen zertreten wollte. Als wären Rosen auch für ihn etwas besonderes. Ich kniete mich hin und fing an die Blumen aufzusammeln, wobei mir weiterhin der Kopf schwirrte. Wer war das? Wieso hatte ich sofort das Gefühl, als würde ich ihn kennen? Ich kannte ihn auf jeden Fall. Doch woher? Diese Augen...diese reglose, kalte Mimik..., fast schwarze dicke Haare, die in der Sonne nur so schimmerten...
Und dann traf es mich wie ein Blitz, der einen kurzen kalten Schauder durch meinen Körper jagte und mein Kopf schnellte hoch.
„Arian...", kam es automatisch über meine Lippen gehaucht.Schnell sammelte ich alle Rosen ein und stand auf, um dann in die Richtung zu rennen, in der er verschwunden war. Ich bog um die Ecke und lief etwas weiter, wobei mir mein Herz bis zum Hals schlug. War das wirklich Arian? Konnte das sein? Bei dem Gedanken wurde mein Lächeln breiter. Jedoch stellte ich enttäuscht fest, dass ich ihn nicht mehr finden konnte. Ich wusste nicht wo er hingegangen war und weit und breit sah ich niemand Weiteres in der schwülen Hitze herumirren. Niedergeschlagen guckte ich die Rosen in meinen Händen an und drehte mich wieder um, um den Weg nach Hause anzuschlagen. Dieses Lachen. Was meinte er damit und wieso war er so abrupt und komisch weggegangen oder fast gerannt?
Seufzend schüttelte ich meinen Kopf und ging nach Hause. Egal, wie sehr ich es auf dem Weg versuchte, ich konnte meine Gedanken nicht wieder ganz normal auf Schule oder sonst was ablenken. Zu Hause angekommen und umgehend von der wundervollen Kühle umhüllt stürmte ich hoch in mein Zimmer. Tante Kelly war bestimmt sowieso noch arbeiten, weshalb ich sie nicht begrüßen musste. Wild guckte ich durch den blitzblank aufgeräumten, großen hellen Raum und dachte scharf darüber nach, wo die Kiste bloß sein könnte, in der ich sämtliche Kindheitserinnerungen aufbewahrte. Ich konnte mich nicht recht erinnern sie zuletzt irgendwo gesehen zu haben.
Dann fing ich einfach willkürlich an zu suchen. In meinem Kleiderschrank, auf meinem Kleiderschrank, unter meinem Bett, in der Kommode, ich suchte überall in meinem Zimmer, doch fand die Kiste nicht, was mich aufs Neue enttäuschte. Ich wusste nämlich ganz genau, dass ich ein uraltes Bild von mir und Arian hatte. Es war vielleicht das einzige Bild von uns zusammen und ich hatte es zehn Jahre lang aufbewahrt. Ich war mir sicher, wenn ich mir einmal das Bild angucken könnte, wüsste ich, ob es heute Arian war oder nicht.
„Klopf, klopf", hörte ich Tante Kelly singen, als sie gleichzeitig an meiner Tür klopfte.
„Ja", stöhnte ich und setzte mich in meinem Bett auf, um sie lächelnd begrüßen zu können.
„Ach du heilige...was hast du hier angerichtet, Bel?", fragte sie direkt mit großen Augen, als sie das Chaos in meinem Zimmer sah, was wirklich sehr untypisch für mich war.
„Ich hab was gesucht", antwortete ich mit etwas hängenden Schultern.
„Weißt du vielleicht, wo meine blaue große Kiste ist?"
„Welche blaue große Kiste?"
Ihrem konfusen Gesichtsausdruck nach, hatte sie noch nie im Leben irgendeine blaue große Kiste gesehen, geschweige denn meine.Das war üblich für sie. Sie lebte seitdem mein Vater meine Mutter verlassen hatte, als sie mit mir schwanger wurde, mit uns zusammen. Wir waren das perfekte Trio und sie war eine Art väterlicher Ersatz. Sie sah keineswegs männlich aus, im Gegenteil, sie war genauso schön wie meine Mutter, also ihre Schwester und hatte weibliche Kurven, die jeden Mann um den Verstand bringen könnten aber sie war einfach in manchen Aspekten wie ein Vater für mich.
„Bist du vorbereitet für morgen? Schulsachen gepackt?"
„Jep."
„Soll ich dir morgen irgendwie Frühstück machen, das du mitnehmen kannst?"
Ich merkte sichtlich, wie sie sich anstrengte für mich gut genug da zu sein, während meine Mutter nicht da war. Das hatte sie auch immer gemacht als ich ein Kind gewesen war.
„Nein, ich kaufe mir etwas von der Cafeteria, Tante Kelly."
Ich lächelte sie warm an und hoffte sie beruhigen zu können.
„Ok...und sonst noch etwas?"
Sie fummelte an ihrem Nagel herum. Ich stand von meinem Bett auf und ging zu ihr in die Tür und stolperte fast über die rausgeholte Schublade mit Schulsachen.
„Alle gut."
Ich drückte ihr einen Kuss auf die Stirn und blickte glücklich in ihre braunen Augen.
„Du machst alles toll, Tante Kelly, entspann dich, mir geht es blendend."
„Ok", sagte sie schließlich mit zögerlichem Lächeln.
„Wenn du was brauchst-"
„Ich weiß, du bist da."
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Smile With Me
RomanceIch konnte die Hitze seiner Lippen an meinen spüren und hätte am liebsten die wenigen Millimeter zwischen uns sofort geschlossen. „Ich bin nicht gut für dich, Annabella", flüsterte er und strich brennend mit seinem Daumen über meine Lippe wobei sein...