Arian
Ich wippte gelangweilt mit meinem Stuhl herum und ließ meinen Stift zwischen meinen Fingern herumkreisen, während alle anderen ihre Köpfe schwer über die Matheaufgaben hängen hatten und sich an die schönen Morgenstunden in den Sommerferien erinnerten, wo sie noch im Bett liegen und auf ihr Smartphone glotzen konnten.„Haben Sie nicht vor Ihre Aufgaben zu erledigen?"
Herr Gebert stand mit tadelnder Miene und verschränkten Armen hinter dem Rücken vor mir und man konnte sehen, wie sehr er sich innerlich freute den neuen Schüler als erstes runtermachen zu können. Er nahm seine Arbeit anscheinend zu ernst; er war der erste Lehrer, der uns tatsächlich siezte und keine Minute nach Unterrichtsbeginn zögerte und allen die schwersten Wiederholungsaufgaben hinhämmerte, die er sich ausdenken konnte.
„Ich bin fertig", sagte ich lässig und lehnte mich weiter in meinen Stuhl zurück.
„Ja klar", lachte er leicht spottend und runzelte seine Stirn, als ich vollkommen ernst blieb.
Skeptisch nahm er das Blatt von meinem Tisch und kontrollierte alles.
„Es waren zehn Minuten", sagte er verwundert und ein wenig beeindruckt, als er wieder aufschaute.Ich zuckte bloß mit meinen Schultern und ignorierte die Blicke von den anderen Seiten.
Bewundert nickte er und ging zurück zu seinem Pult.
„Ich muss Ihnen wohl etwas anspruchsvolleres geben, diese Aufgaben stelle ich seit Jahren den Elftklässern nach den Sommerferien und der schnellste Schüler hatte 35 Minuten gebraucht."
„Superhirni", kam es aus dem Hintergrund, doch niemand traute sich in Herr Geberts Unterricht zu lachen. Er wollte noch etwas sagen, da wurde die Aufmerksamkeit des ganzen Kurses auf die Tür gerichtet an der angeklopft wurde.
Und ich musste direkt an Annabella denken, genauso wie gestern den ganzen Tag und seit vier Stunden in dem Gedanken, sie würde vielleicht in einem meiner Kurse sein. Auch wenn ich mich fern halten wollte, merkte ich, wie ich innerlich darauf hoffte.Herr Gebert ging zur Tür und tatsächlich wurde ich nervös, als er seine Hand auf die Türklinke legte und kaum hatte er sie geöffnet, durchfuhr mich ein Kitzeln bei ihrer Erscheinung.
„Tut mir leid, es gab einen Fehler auf meinem Plan. Ich wusste nicht, dass ich in diesem Kurs bin."
Ganz freundlich lächelte sie ihn an und ich wusste nicht genau, wie ich das aufnehmen sollte. Ich wusste, ich freute mich. Ich freute mich sogar sehr. Das sollte aber nicht so sein.Lange guckte sie den Lehrer nicht an und spickste umgehend durch den Raum. Sie hoffte mich zu sehen. Das wusste ich. Dann trafen sich unsere Blicke und es passierte erneut; mein Herz machte einen Satz und als ihr unglaublich schönes Lächeln immer breiter wurde, verteilte sich die Wärme in meiner Brust, die ich so lange vermisst und gebraucht hatte, sodass ich nicht von ihr wegsehen wollte. Irgendetwas sagte Herr Gebert noch zu ihr, doch sie schien, genauso wie ich nicht auf ihn achten zu können und blickte nur mich an. Sie nickte ihm kurz zu und steuerte genau auf mich zu. Stimmt. Neben mir war ein Platz frei und es war mehr als klar, dass es nicht so bleiben würde.
Es erschien mir schwer, dennoch schaffte ich es von ihr wegzuschauen und konzentrierte mich stattdessen auf meinen Kugelschreiber. Ich fing an an dem eingravierten Markennamen zu kratzten; ein Tick von mir, wenn ich nervös war. Sie setzte sich neben mir hin und ich konnte ihr zartes Parfum riechen, von dem ich am liebsten mehr eingesogen hätte. Ganz Plötzlich und direkt riss sie mir den Stift aus der Hand, woraufhin ich sie verblüfft und fragend anguckte.
„Ich hab es schon immer gehasst, wenn du an Sachen rumkratzt. Es gibt doch gerade gar keinen Grund nervös zu sein, Arian."Verdutzt und überfordert starrte ich sie an und fühlte mich unglaublich wohlig in meine Kindheit zurückgeholt. Grinsend schüttelte sie ihren Kopf. Sie grinste zu viel...und zu schön.
„Du hast dich heute Morgen schon selber verraten", ging sie auf meine reflexartige Reaktion in der Mediothek ein.
Ich räusperte mich und guckte nach vorne.
„Ich weiß nicht, was du meinst und will es auch nicht wissen."
Ich versuchte so desinteressiert und distanziert zu klingen, wie es ging.
„Ach komm schon, lass es doch sein, du hast mich Annabella genannt", sagte sie leise und gleichzeitig enthusiastisch wie sie war.
„Na und? Heißt du nicht so?"
Ich vermisste meinen Kugelschreiber zwischen meinen Fingern, genauso wie ich es vermisst hatte, dass ihn mir jemand aus der Hand riss.

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Smile With Me
RomanceIch konnte die Hitze seiner Lippen an meinen spüren und hätte am liebsten die wenigen Millimeter zwischen uns sofort geschlossen. „Ich bin nicht gut für dich, Annabella", flüsterte er und strich brennend mit seinem Daumen über meine Lippe wobei sein...