Neunundvierzig

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Ich hielt mir Hand vor die Augen, um nicht erblindet zu werden und trat unwillkürlich etwas zurück. Ich hörte, wie die Tür des Auto aufging und zum Glück gleich darauf auch die Scheinwerfer ausgeschalten wurden. Ich blinzelte etwas und erkannte, wie Georgios lächelnd und mit verschränkten Händen vor dem Auto stand und durch den Schirm, den sein Fahrer ihm hochhielt, vom Regen geschützt war.

„Sehr süß", sagte er knapp und kam mit wirklich sehr langsamen Schritten auf uns zu, woraufhin ich mich etwas hinter Arian stellte. Sein Fahrer folgte ihm natürlich und ließ ihn nicht nass werden, wobei er selbst triefte. Ich hatte nur mein Nachthemd an, welches jetzt komplett durchnässt war und am meinem Körper klebte, so musste er mich nicht wirklich sehen.
„Liebe also."
Neugierig schaute er erstmal zu Arian und dann zu mir. Ich erinnerte mich an meine Frechheit von heute morgen und drückte Arians Hand fester. Ich konnte diesen Mann nicht einschätzen.
„Ja, Liebe", hörte ich Arian neben mir sagen und guckte kurz zu ihm auf. Gerührt lächelte ich und schmiegte mich an seinen Arm. Hoffentlich waren seine dummen Gedanken wieder verflogen.

Georgios nickte lachend aber wie immer fand ich dieses Lachen kein bisschen aufrichtig.
„Freut mich, freut mich. Ich muss aber deine Liebe mitnehmen, wir haben etwas zu erledigen."
Er deutete Arian sich in das Auto zu setzten und ich umklammerte seinen Arm hastig. Ich wollte nicht, dass er ging, wusste jedoch auch er würde auf Georgios hören.
Arian drehte sich zu mir und legte seine Hand auf meinen Rücken, um mich Richtung Haus zu drängen. Ich guckte ihn fragend an, um herauszufinden, ob er immer noch vor hatte es durchzuziehen, doch er meidete meinen Blick. Da merkte er, dass ich barfuß war und schüttelte seinen Kopf seufzend ehe er mich mit einem Mal in seine Arme hob.

Ohne auf die anwesenden Personen zu achten trug er mich zum Haus, während ich betrachtete, wie die Regentropfen auf seinem Gesicht runterliefen. Sein T-Shirt klebte an seinem Oberkörper und betonte jeden einzelnen, prächtigen Muskel. Er guckte mich weiterhin nicht an, was meine Unsicherheit darüber, ob er mich immer noch verlassen wollte, verstärkte.

Er stellte mich behutsam neben Kelly ab und drehte sich Blickkontakt vollkommen meidend um. Er war also immer noch auf seinem Trip mich von sich selber zu beschützen. Ich rieb mir die Hände aneinander, als er anfing sich mit gesenktem Kopf zu entfernen und spürte mein Herz panisch klopfen.
„Immer und Ewig?", flüsterte ich so leise, dass es nicht einmal Kelly neben mir gehört hätte, doch Arian blieb stehen und warf verzweifelt seinen Kopf in den Nacken.

Dann drehte er sich abrupt um und eilte auf Kelly zu. Er nahm ihre Hand, woraufhin Kelly konfus nach hinten trat.
„Ich kann das nicht. Ich werde sie immer und ewig beschützen aber ich kann sie nicht verlassen", sagte er und bevor ich richtig Erleichterung oder Freude verspüren konnte wandte er sich mir zu und legte ohne Vorwarnung seine Lippen auf meinen und löschte somit wieder all die Bedrückung, die zuvor noch entstanden war.

Ich hörte Kelly neben mir schnaufen und lächelte in den Kuss hinein. Es war ein kurzer, geschmeidiger Kuss, der nur dazu dienen sollte meiner Tante und mir wieder klarzumachen, dass wir zusammen blieben und es gab nichts, was mich hätte glücklicher machen können.

Als er sich löste blieb er keine lange Sekunde stehen und eilte auch schon zurück zu Georgios, der seine Hände in die Taschen seiner Hose gesteckt hatte und das Szenario mit einem interessierten Blick beobachtete, den ich nicht deuten konnte. Ich fand es unglaublich befriedigend, dass er das mitbekam nachdem er so stolz drauf gewesen war, dass Arian sich mit mir gestritten hatte. Also reckte ich mein Kinn in die Höhe und grinste frech.

Am nächsten Tag kam Arian nicht zur Schule, was den kompletten Sinn für mich überhaupt zur Schule gegangen zu sein wegnahm. Dafür hatte Miguel immer den freien Platz neben mir genutzt und versucht mit mir Gespräche aufzubauen. Er konnte wirklich ganz nett sein, wenn er nicht damit beschäftigt war ständig jemanden wenig Kleinigkeiten zu beleidigen oder mit seinem Blick zu ermorden. Doch verhindern, dass ich ständig in Arians wunderschönen Erinnerungen schwelgte, konnte er nicht.

Smile With MeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt