Zweiundfünfzig

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„Wow", kam es aus Georgios' Richtung, der mich fassungslos anstarrte.
„Das war eindeutig zu viel. Dass ich meinen eigenen Bruder umgebracht habe?"
Mit Falten auf der Stirn schüttelte er seinen kahlen Kopf in Erschöpfung und ich guckte zu Arian empor, der ihn mit schuldbewusstem Blick musterte.

„Arian, Arian."
Schnell drehte ich seinen Kopf zurück zu mir und zwang ihn in meine Augen zu sehen.
„Er manipuliert dich. Er benutzt deine Gefühle. Ich sage die Wahrheit, Arian."
Ich hielt sein Gesicht in meine Hände und sah ihm tief in die Augen, hoffend er könnte auch nur versuchen mir zu glauben. Aber ich sah es und wusste es auch selbst, dass es unmöglich war für ihn mir zu glauben.
„Glaub mir, Arian. Ich lüge nicht."

„Wie kann man als Mädchen so tief sinken und sowas sagen?! Sie beschuldigt mich damit, dass ich meinen eigenen großen Bruder ermordet habe, damit sie dich gegen mich aufhetzen kann."
Ich ignorierte das Gelabere von Georgios und konzentrierte mich darauf, Arian so tief in die Augen zu schauen, dass ich nichts weiteres sagen müsste, um ihn von meiner Ehrlichkeit zu überzeugen.
„Ich dachte immer sie wäre ein süßes kleines Mädchen aber in Wirklichkeit ist sie anscheinend eine hinterhältige Sch-"
„Georgios, nein!",schrie Arian noch bevor Georgios mich beleidigen konnte und drehte ruckartig seinen Kopf in seine Richtung.
„Ist mir scheiß egal, wer hier die Wahrheit sagt und wer nicht aber ich dulde es nicht, dass du sie beleidigst. Egal, wer du bist."

Er hatte seinen Kiefer angespannt und durchbohrte Georgios mit zornigem Blick. Zum ersten Mal hatte ich gesehen, dass er ihm so gegenüberstand. Für mich. Ein Lächeln trat auf meinen Zügen, als mir das Hoffnung dafür gab, doch die Macht zu besitzen, dass er mir in solch einem Thema glaubte.

„Wundervoll", murmelte Georgios und ich ahnte schon, welchen enttäuschen Blick er verwendete. Ich sah ihn aber absichtlich nicht an, um mich kontrollieren zu können.
„Sie hat es also geschafft, Arian. Sie hat das geschafft, was ich dachte, niemand würde es schaffen."
Arian fuhr sich durch die frisierten Haare und wirbelte schnaufend herum. Ich verstand vollkommen, was in ihm vorging und dass es keineswegs leicht für ihn war.

„Arian."
Ich versuchte es erneut und nahm sein Gesicht in meine Hände, um seine Stirn an meine zu lehnen.
„Hör ihm nicht zu. Merkst du es denn nicht? Das hat er all die Jahre gemacht, damit du emotional geschwächt bist wenn es um ihn geht."
Ich merkte, wie er mit seinen Augen in meine drang und alles, was ich flüsterte aufnahm. Dass er nichts dagegen sagte, stärkte mich in meiner Hoffnung. Bitte, er sollte mir glauben und dazu fähig sein, all diese Last abzulegen, die ihm aufgezwungen wurde.
„Er ist der Mörder deines Vaters. Er hat dich nur benutzt."
Er runzelte überfordert seine Stirn und versuchte alles zuordnen. Es schmerzte mir selber zu sehen, was ihm diese Wahrheit antat, auch wenn er Probleme hatte sie zu glauben.

„Du kannst nicht dulden, wenn dieses Mädchen, das du seit ein paar Wochen kennst, beleidigt wird aber ich, dein Onkel, der dir dein Leben ermöglicht hat, den beschuldigt sie die ganze Zeit so hart und du hörst bloß zu."
Arian kniff die Augen fest zu, als Georgios weiterhin versuchte seine scharfen Waffen zu benutzen, um Arians Wunde der Schuld zu treffen.
„Glaube und vertraue mir, Arian", hauchte ich sanft und strich mit meinem Daumen über seine Wangen, wo er mit einem Schlag seine Augen öffnete, als träfe ihn eine Erkenntnis.
Glaubte er mir?

„Annabella, du weißt schon, wie sehr mich das verletzt, dass du damit nicht aufhörst."
Mich trafen seine Worte wie Blitze, die all meine Hoffnung mit einem Klacks erfrierten.
„Du sollst endlich verstehen, was Georgios mir bedeutet. Und dass du auch noch behauptest, er hätte meinen Vater, seinen eigenen Beider umgebracht ist einfach nur...Nichts und niemand kann mich gegen ihn aufhetzen", sagte er mit tiefem Ton in der festen Stimme.

Automatisch musste ich ihn loslassen und zurücktreten, um ihn genau betrachten zu können. Es konnte nicht wirklich sein, dass er mir nicht glaubte. Doch auf seinem Gesicht war harte Entschlossenheit abgebildet.
„Nein, nein, nein, Arian ich will dich nicht gegen ihn aufh...wieso siehst du das alles nicht? Er ist nicht das, was er zeigt, Arian!"
Meine Stimme wurde durch meine beklommene Verzweiflung lauter. Ich wollte ihn endlich von diesem Mist lösen, doch konnte nicht gegen seine äußere Wand antreten, die jeden Versuch ihm die Wahrheit zu zeigen abwehrte.

Smile With MeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt