Achtundfünfzig

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Kapitel 2/3 🌹

Ich guckte auf die Uhr und seufzte besorgt. Arian war jetzt bereits zwei Stunden lang unter der Dusche. In dieser Zeit hatte ich selber schon geduscht. Ich hatte meine Kleidung von gestern nicht gefunden, weshalb ich einfach ein viel zu großes, weißes T-Shirt von Arian angezogen hatte. Ich musste zugeben, dass es mir unglaublich gefiel. Der Gedanke daran, dass dieser Stoff bereits auf seiner Haut gelegen hatte. Ich konnte sogar noch ganz leicht sein Parfum herausriechen. Jetzt war ich in der Küche und suchte vergeblich nach Salz, um die Rühreier etwas würzen zu können. Ich wusste keine Möglichkeit ihm diese Last von dieser schlimmen Wahrheit zu nehmen. Ich hoffte nur, ihm mit meiner Liebe und Zuneigung erleichtern zu können damit umzugehen.

Ich nahm seine Gegenwart wahr und spürte seine näherkommende Körperwärme. Ich konnte schon vom Weiten den Duft seines Aftershaves riechen. Noch bevor ich mich zu ihm umdrehen konnte, hob er mich unerwartet in seine Arme.
„Huch."
Direkt kam ich in den Genuss seines brennenden, nackten Oberkörpers und hatte einen atemberaubenden Blick in sein engelsgleiches Gesicht, in das seine nassen Haare reinfielen. Er sah mich nicht an, sondern konzentrierte sich darauf, mich auf die Kücheninsel zu setzen.
„Das war eine verdammt lange Dusche", versuchte ich seine emotionslose Stille zu durchbrechen und seinen Blick zu suchen aber er wollte mir einfach nicht in die Augen sehen.
„Das habe ich gebraucht", sagte er knapp und holte eine Salbe aus seiner hinteren Hosentasche.
„Ich weiß", flüsterte ich mir auf die Lippe beißend und seinen Anblick musternd. Ich hatte den niedergeschlagenen Unterton in seiner tiefen Stimme nicht überhört.

Er beugte sich vor mich runter und nahm meinen Fuß in die Hand.
„Was machst d-"
Meine Frage klärte sich auf, als er anfing sanft die Salbe auf meine Wunden zu schmieren. Woher wusste er überhaupt davon?
„Oh mein Gott, das ist echt nicht nötig, Arian."
Ich wollte ihm meinen Fuß wieder entziehen, doch er ließ es nicht zu und fuhr fort. Es war einfach zu toll, wie er sich um mich kümmerte. Es brannte ziemlich stark. Ich wusste nicht, wie ich es ausgehalten hatte normal zu gehen. Wenigstens waren sie sauber und nicht mehr mit dem ganzen Blut beschmiert.
„Wieso zur Hölle warst du überhaupt barfuß?", fragte er und sah mich weiterhin nicht an, während er darauf achtete mir nicht zu sehr weh zu tun, als ich leicht zischend zuckte.
„Hast du mal versucht in den Absätzen zu laufen?"
„Genau deshalb habe ich dir ja direkt diese flachen Schuhe mitgekauft, mein Schatz."

Ein warmes Kribbeln machte sich in meinem Bauch breit, als er das mit seiner sanften Stimme sagte. Mein Schatz.
„Was hast du gerade gesagt?", fragte ich nochmals leicht wundernd nach. Er beendete noch ruhig die Verarztung meines anderen Fußes und erhob sich schließlich. Mit einem rissigen Grinsen im Gesicht und ohne mir Blickkontakt zu schenken legte er die Salbe neben mir ab und sorgte unwillkürlich dafür, dass meine Augen zu seinen unglaublichen Muskeln wanderten. Er stellte sich zwischen meinen Beinen und legte seine heißen Hände auf meine nackten Oberschenkel. Eine so schön intime Berührung. Dann sah er mir endlich in die Augen. Und neben der gewöhnlichen Wärme darin, neben der wohlfühligen Liebe in dem Grün, konnte ich die triste Erschöpfung erkennen.
„Das bist du doch- mein Schatz."
Mit einem Lächeln, das leider nicht breit genug war, kam er meinem Gesicht näher.
„Der wertvollste überhaupt."
Er hob eine Augenbraue und berührte spielerisch meine Nasenspitze mit seiner. Zusammen mit seinen Worten eine unglaublich schöne und unschuldige Geste, die mich in allen anderen Situationen hätte glücklich kichern lassen, doch das, was ich in seinen Augen versteckt erkannte, dämpfte die unbeschwerten Glücksgefühle.

Dennoch lächelte ich breit und klammerte meine Arme um seinen Nacken.
„Ja aber Schatz...das klingt so altmodisch und so...ich weiß nicht."
Gespielt nachdenklich spitzte ich meine Lippen und sah nach oben.
„Ich könnte dich auch mein Engel, mein Herz, meine Welt, mein Alles, meine Königin-"
„Okok, ist ja gut", unterbrach ich seine unaufhaltsame Aufzählung lachend und legte kurz meine Stirn an seine Schulter. Ich spürte die leichte Vibration seines Oberkörpers, als er ebenfalls lachte. Ich fand diese Nähe, dieses Zusammensein unglaublich schön und erfüllend. Ich liebte ihn so unglaublich sehr, dass ich immer genau spüren konnte, wie mein Herz unglaublich ruhig und entspannt schlug und unaufhaltsam Wärme durch meinen Körper verbreitete. Ich wollte nichts weiter, als jede Sekunde nur so zu verbringen. Irgendwie mit ihm redend, scherzend und lachend. Ich fühlte mich einfach so unfassbar glücklich und angekommen mit ihm und fühlte genau, wie ich es als einziger Mensch schaffen konnte, seinen Schmerz zu lindern. Ich wollte nicht anderes im Moment.

Smile With MeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt