Neunundsechzig

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****Lasst die schwierigste Zeit dieser Geschichte beginnen! 🎊🎉****

Find You

Ich schüttelte meinen Kopf und nahm ihm die Rose ab, die er von dem Strauß geklaut hatte, welchen seine Mutter von ihrer Freundin bekommen hatte. Ich war nicht zufrieden darüber, dass er geklaut hatte aber wenn es darum ging, mir einen Gefallen zu tun, war Arian nicht aufzuhalten. Er war so toll zu mir. Er machte einen dummen Witz. Kichernd hielt ich mir die Hand vor dem Mund und schloss glücklich lachend meine Augen.
Als ich sie wieder öffnete, blickte ich nicht in das Gesicht des sechsjährigen Arians, sondern in das des 17-jährigen. Doch das Lächeln auf seinen jetzt ziemlich markanten Zügen hatte dieselbe wärmende Wirkung auf mich. Es war genauso breit, genauso strahlend, nur dass sie Zähne ebenfalls ausgebildeter waren. Genau dasselbe Grübchen bohrte sich in seine mit leichtem Bart bedeckte Wange. Dasselbe Leuchten in dem atemberaubend schönen Grün seiner Augen zog mich in den Bann und ließ mich dahinschmelzen. Er überreichte mir eine weitere Rose und nahm dann meine Hand in seine, um den Ring seiner Mutter an meinem Finger zu küssen. Ich liebte ihn. Ich liebte ihn sehr und war bereit mit ihm für Immer und Ewig glücklich zu werden.
Doch dann fing er an zu husten und sich komisch zu krümmen. Ich runzelte die Stirn und spürte mein breites Lächeln schwach werden. Er versuchte sich aufrecht hinzustellen. Sein Gesicht war verzogen, gequält. Dann griff er sich in seinen Bauch, krallte sich in sein T-Shirt. Blut quoll plötzlich aus seinem Mund und dann auch durch die Stelle an seinem Bauch und mir fielen die Rosen aus der Hand. Ich versuchte seinen Namen auszusprechen aber irgendwie kam kein Ton über meine sich bewegenden Lippen. Ich schrie und schrie mir die Seele aus, ohne jeglichen Ton. Er trat immer weiter von mir zurück, während er immer mehr Blut verlor. Ich spürte taube Kälte sich in mir verbreiten, als würde jeder seine Schritte von mir weg, mir das Leben stückchenweise nehmen. Aus mir herauszerren. Ich konnte nur dastehen, obwohl ich mich versuchte zu bewegen. Ich zitterte, doch blieb stehen und sah zu, wie Arian blutend, sich krümmend sich immer mehr von mir entfernte bis er in einer Dunkelheit hinter sich verschwand und dabei laut nur eins rief: „Ich liebe dich, Annabella! Immer und Ewig!"...

„ARIAN!!"
Ich riss meine Augen auf, ließ mich nicht lange von dem Licht an der unbekannten Decke blenden und schwang mich sofort auf.
„Arian!", schrie ich mit hektisch laufendem Herzen und Atem. Auf eine Weise hektisch, wie ich es nie zuvor gekannt hatte, als könnte mir mein Herz aus der Brust entreißen, um eine offene Wunde zurückzulassen.
„Bel", hörte ich dumpf eine weibliche Stimme rufen aber konnte noch nichts richtig einordnen. Ich konnte keine Erinnerung daran finden, wo ich war oder was passiert war. Das einzige, was ich wusste war, dass Arian mich brauchte. Ich konnte nur an ihn denken und nur ein berauschend schlimmes Gefühl wahrnehmen, das mich dazu zwang umgehend zu ihm gehen zu wollen. 

Ich liebe dich, Annabella. Immer und Ewig.

Seine Worte hallten ungreifbar durch meinen Kopf  und schwächten mein Gehör, um anderes wahrzunehmen.

Ich konnte nicht atmen. Es funktionierte einfach nicht. Ich bekam Sauerstoff, spürte ihn in durch meinen offenen Mund und meiner schnellen Atmung in meine Lungen gleiten, doch schien meine Brust zugeschnürt. Zerquetscht. Eisig erfroren.

„Arian!"
Ohne Weiteres stand ich auf und realisierte einigermaßen, dass ich auf einem Krankenhausbett gelegen hatte. Ich war im Krankenhaus. Als ich mich weiterbewegen wollte, wurde ich an meinen Armen von etwas zurückgezogen. Ein Zugang? Wofür brauchte ich einen Zugang?
„Bel!"
Undeutlich erkannte ich Tante Kelly auf mich zurennen, war aber damit beschäftigt diese Kabel von meinen Armen und Fingern loszumachen, um endlich zu Arian gehen zu können. Eine verrückt machende Energie durchfloss mich und bot eine komische Mischung zusammen mit der Schwäche meiner Nerven und den ganzen Schwindelgefühlen, die mich auch veranlassten, mich einfach fallen zu lassen.
Doch ich musste zu Arian. Arian...

Smile With MeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt