Arian
Ihr Kopf presste sich an meine Brust während ihre Arme sich fest um meinen Oberkörper schlangen und nach Halt griffen. Ich hatte es eben direkt erkannt. Ihr Lächeln war nicht da. Dieses typische Lächeln, das sie grundlos und immer trug war dem Ausdruck gewichen, den ich schon immer gehasst hatte. Ich hatte es noch nie ausgehalten ihre sanfte Schönheit ein solches Leiden tragen zu sehen und es bedeutete mit der Tatsache, dass sie im Krankenhaus war nur eins; ihre Mutter. Es zog mir die Brust zusammen sie so hängend und betrübt an mir hängen zu spüren, auch wenn es mich gleichzeitig mit Wärme erfüllte. Und es war ein Reflex ihren Körper mit meinen Armen zu umschlingen.Ich platzierte meine Hände vorsichtig um ihre Taille und ließ sie ihr ganzes Gewicht an mich drücken, um die Last loszulassen, die sie mit sich trug. Eine Last, die ich selber zu lange getragen hatte und jetzt erneut spürte. Langsam merkte ich, wie mein Herzschlag sich verstärkte und immer mehr Wärme durch meine Brust verteilte.Ich wollte ihre innere Bedrückung nehmen. In der Leere dieses unheimlichen Ganges, hatte ich das Gefühl keine innere Leere mehr zu haben. Wieder einen Sinn gefunden zu haben. Ihr Körper schmiegte sich perfekt in meinen Armen, als würde nur ich sie in solchen Situationen halten dürfen und können.
Ich wollte ihr die Worte ins Ohr flüstern, die sie mir immer zugeflüstert hatte, als ich getröstet werden musste. Ich wollte sie noch enger an mich drücken, sodass sie sich gar nicht mehr selber zu halten brauchte.
Doch noch bevor ich ihr den kompletten Halt geben und meine Körperwärme spenden konnte löste sie sich abrupt von mir.
„Stimmt ja, tut mir leid", murmelte sie und strich ihr volles Haar hinter die Ohren. Sie guckte nur ganz abweichend zu mir auf und ich sehnte mich nach einem tieferen Blick in ihre Augen, die mir Einlass in den Schmerz geben würden, den ich von ihr nehmen wollte.
„Du willst nichts mit mir zu tun haben", sagte sie schließlich eigentlich ganz beiläufig aber mit einer solchen Schärfe, die mir selber spitz die Luft wegschnappte und ging eilig an mir vorbei.
Ich drehte mich nach ihr um und wollte nach ihr rufen. Sie zu mich zurückholen und die ganze Zeit so fest in meine Arme halten bis ihr Lächeln wieder zurückkam und ehrlich strahlte.Aber ich konnte nicht. Ich war wie angewurzelt stehen geblieben und konnte nur ihrer schlanken Figur beim selbstbewussten davoneilen zusehen, wobei jeder weitere Schritt, den sie machte, mich immer mehr erkältete.
„Es tut mir leid, Annabella", flüsterte ich so leise, dass es sogar für mich fast unverständlich war, doch sie blieb stehen. Sie blieb stehen und schaute knapp über ihre Schulter und musste sich zusammenreißen sich nicht ganz zu mir zu drehen. Schließlich drehte sie sich wieder komplett um und bog um die Ecke, sodass ich allein war. Allein in der unheimlichen Leere des Ganges im Krankenhaus. Das hatte ich mit Annabella noch nie erlebt.Wütend ballte ich meine Hände zu Fäusten und schlug fest gegen die harte Wand. Sie brauchte mich und ich hatte sie von mir weggestoßen. Ich hatte dafür gesorgt, dass sie dachte sie bedeutete mir nichts. Grollend schlug ich nochmals mit der flachen Hand gegen die Fliesen und spürte Selbsthass. Sie brauchte mich und ich wollte nichts mehr als für sie da sein, doch wenn ich sie an mich ranlassen würde, würde es ihr noch mehr schaden als ohne mich.
Seufzend drehte ich mich zu den Rosen um, die auf dem Boden verteilt lagen und beugte mich zu ihnen. Achtsam sammelte ich sie auf und lachte leicht über die Ironie des Schicksals. Die Rosen, die einst ein Teil unserer unzertrennlichen Bindung und des Lindern von Schmerzen gewesen waren hatten heute mitbekommen, wie ich sie mit all ihrem Leid hatte gehen lassen.
Ich stand wieder auf und ging folglich dorthin, wofür ich gekommen war. Ich klopfte an der Tür mit der Nummer 409B von der mir Azat gesagt hatte und trat vorsichtig hinein, als keine Antwort kam. Schuldgefühle und Selbsthass waren viel zu kleine Begriffe für das, was ich jetzt spürte. Bei dem Anblick des kleinen Mädchens, das ganz allein schlafend an einem Beatmungsgerät angeschlossen war. Meine Füße fühlten sich bleischwer an, als ich auf ihr Krankenbett zuging und die engen Wände nicht aushielt. Ich legte die Rosen auf dem Tisch neben ihr ab und erlaubte mir nicht meine Hand auf ihre kleine zu legen. Es schnürte mir die Lunge zu zu wissen, dass ich ihren Vater dafür bestrafen musste, dass er ihr Überleben irgendwie bezahlen wollte. Ich schaffte es nicht einmal entschuldigende Worte über meine Lippen zu bringen, weil es viel zu lächerlich wäre.

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Smile With Me
Storie d'amoreIch konnte die Hitze seiner Lippen an meinen spüren und hätte am liebsten die wenigen Millimeter zwischen uns sofort geschlossen. „Ich bin nicht gut für dich, Annabella", flüsterte er und strich brennend mit seinem Daumen über meine Lippe wobei sein...