Achtundzwanzig

9.5K 415 36
                                    

Nervös und neugierig guckte ich aus dem Fenster und fragte mich, was wir in diesem abgelegenen Wald machten. Ich hatte mir schon viel Fantasien ausgemacht, was alles erklären könnte, was ich von Arian bis her gesehen hatte und da waren genug negative Gedanken dabei, die durch diese Umgebung nur noch verstärkt wurden. Dass Arian in den Jahren stark vom Weg abgekommen war, hatte ich schon bemerkt.

Wir blieben mitten im Wald stehen, als es nicht mehr mit dem Auto weiterging und er stieg wortlos aus. Schnell tat ich es ihm gleich und schaute mich um. Die Menschenlosigkeit und Düste durch das Verhindern des Durchstrahlens der Sonnenstrahlen aufgrund der Bäume tauchte alles in eine dunkle Atmosphäre, die wohl nichts Gutes andeutete.
„Komm mit."
Ich guckte zu Arian, der mit dem Rücken zu mir stand und jetzt anfing weiterzugehen, wo ich jedoch keinen richtigen Weg für Passanten oder Wanderer, die im Wald rumlaufen wollten, entdeckte.
„Wohin?"
„Annabella, du sagst nichts, bist einfach still, siehst einfach nur zu, hörst genau hin und tust, was ich dir sage. Ist das klar?", sagte er mit ernster Stimme, ohne sich zu mir umzudrehen, während ich ihm auf dem Weg folgte, der tiefer in den Wald zu führen schien.

Ich nickte symbolisch dafür, dass ich ja nichts sagen sollte. Er schob und hielt die Äste weg, damit ich problemlos durchkam und als ich irgendwie versuchte Augenkontakt aufzunehmen, wich er gewollt aus. Ich erinnerte mich an seinen stechenden Satz über unseren Kuss.
‚Es war ein Fehler, den du am besten vergessen solltest.'
Ich wusste nicht, ob es mehr geschmerzt hatte diese Wörter aus deinem Mund zu hören oder, ob es quälender wäre, wenn diese hölzernen, spitzen Äste mich durchbohren würden.

Dann hörte ich wie jemand uns entgegen kam und blieb stehen, als ich den Mann erkannte, von dem ich Arian retten gewollt hatte.
„Boss", begrüßte er Arian nickend und voller Respekt, was äußerst komisch war, da er locker zehn Jahre älter war als er. Seine dunklen Augen fielen auf mich und er runzelte fragend seine Brauen.
„Sie kommt mit", antwortete Arian auf seine unausgesprochene Frage und ich versuchte ihm leicht zuzulächeln. Er regte sich kurz, als wolle er widersprechen aber tat es dann doch nicht, als dürfe er sowas nicht.

Dann war er derjenige, der uns den Weg tiefer in den Wald freimachte bis wir an einer Stelle ankamen, wo keine Äste mehr zur Seite geschoben werden mussten. Ich blieb automatisch stehen und fühlte mich komplett fehl am Platz. Mehrere breite Männer standen mit starren Gesichtern und verschränkten Händen verteilt um einen einzigen Mann herum, der seinen Kopf in seine Hände gestützt hatte und verzweifelt auf dem modrigen Boden saß.Ich schluckte schwer bei dem unheimlichen Gefühl, das durch das gesamte Schaubild rübergebracht wurde und hoffte noch, dass Arian wohl doch ein Geheimagent war, wie ich es mir ausgemalt hatte und nicht das, wonach es eher aussah...

„Ich habe dich gewarnt", fing Arian mit so unheimlich dunkler Stimme an mit dem Mann zu reden, der schreckhaft seinen Kopf hochschnellen ließ. Die Angst in seinen, als er Arian ansah jagte mir eine stechende Gänsehaut über die Arme.
„Bitte...ich...", trat es flehentlich über seine Lippen und noch bevor ich mehr darüber nachgrübeln konnte, was hier passierte, schlug Arian mit voller Wucht seine Faust in sein Gesicht, sodass er nach hinten kippte. Vor Schreck hielt ich mir die Hand vor dem Mund und schwankte nach hinten, da trat er auch schon brutal in sein Bauch...und dann nochmals, wodurch er sich vor schmerzen krümmte.
„Arian!", rief ich aufgebracht, als er sich runterbeugte und ihm nochmal die Faust ins Gesicht hauen wollte.

Er blieb kurz in seiner Handlung stehen und ich dachte wirklich er würde aufhören, doch mein Ruf schien ihn dazu zu ermutigen noch fester zuzuschlagen.
„Arian, hör auf!"
Ich ging mehr auf ihn zu doch er hörte nicht auf auf ihn einzuschlagen, dass mir davor graute zu nah an ihn zu sein. Ich hielt es nicht aus, wie er ihn brutal verprügelte und konnte nicht hinsehen. Alle anderen Männer standen bloß tatenlos da und beobachteten alles desinteressiert, dass es mich anekelte. Das schmerzerfüllte Stöhnen des Mannes drang tief in meine Ohren.
„Arian, lass ihn!", schrie ich, ohne zu ihnen zu blicken und kniff meine Augen zu. Ich hatte sowas schon immer aus tiefstem Herzen gehasst. Ich hielt es nicht einmal aus, wenn man ganz leicht handgreiflich wurde und das war einfach zu viel für mich.

Smile With MeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt