Zweiundzwanzig

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Arian
Ich polierte das Metall des Revolver mit dem Baumwolltuch. Ganz geduldig und seine Nerven strapazierend. Dann stand ich vom Autositz auf, warf ihn kurz in die Luft und  trat einen Ast auf dem Erdboden zur Seite.
„Vielleicht hilft das ja deinem Mund ein paar nützliche Worte rauszulassen."
Ich blickte zu ihm auf und grinste schief. Er wurde von Azat und seinem Bruder an dem Baum gepresst und starrte mich finster entschlossen an. Das Blut tropfte ihm aus der Nase über die Lippen. Ich ging langsam und locker auf ihn zu.
„Du musst mir nur verraten, wo dein beschissener Bruder ist."
Ich setzte die Waffe an seinem Bauch an und trat ihm immer näher, sodass sie sich tiefer grub. Plötzlich entfuhr ihm ein kleines Lachen und sein Blick veränderte sich.
„Pass lieber auf, Kleiner."
„Wo ist Sánchez?", zischte ich gegen sein Gesicht und drückte den Revolver mehr in seinen Bauch.
„Solltest du dich nicht lieber fragen, wo deine Freundin ist?"

Verwirrt runzelte ich die Stirn.
„Dieses Mädel eben. In diesem kleinen lila Kleidchen. Hast du sie etwa wieder alleine gelassen?"
Umgehend wich mir die Wärme aus dem Gesicht ehe mein Blut anfing vor Wut zu brodeln.
„Ihr solltet lieber nicht in der Öffentlichkeit an einem Baum rummachen. Wolltest du sie etwa im Regen ficken?"
Brummend ergriff ich sein Kinn und presste seinen Kopf gewaltsam gegen den Baumstamm, was ihn noch mehr lachen ließ. Sie hatten Annabella mit mir gesehen.
„Wo Sánchez ist, verrate ich dir nie. Pass lieber auf deine Schnitte auf", sagte er in meinem Griff.
Brüllend schlug ich ihm mit der Waffe ins Gesicht, wodurch er zu Boden fiel.

-

Bel
Lustlos, müde, sauer und traurig saß ich auf dem Sofa und beobachtete die tanzende Menge, während Arian mir nicht aus dem Kopf ging. Irgendwann sah ich ihn aufgewühlt und suchend reinkommen und stand direkt auf. Was machte er jetzt hier? Suchte er etwa mich?
Möglichst stark dafür zu sorgen, dass er mich nicht sah und ich ihn auch nicht schmuggelte ich mich in die tanzende Meute, die keine Acht auf irgendjemanden gab. Alle schienen genug Alkoholintus zu haben. Irgendwie drängelte ich mich durch den stickigen Raum und ging in den Flur, der zu den Toiletten führte. Abrupt wurde ich an meinem Handgelenk gegriffen und umgedreht.
„Geht es dir gut?", fragte er etwas durcheinander und betrachtete mich von oben bis unten.
„Ob es mir...was?"
Mit strengem Blick schaute er um uns herum und festigte seinen Griff um mein Handgelenk, das er vor weniger als eine halbe Stunde noch benutzt hatte, um mich aus der Gasse zu schleudern.

„Du bleibst bei mir."
Er sah mich nicht einmal an und zog mich mit sich. Ich runzelte verwirrt die Stirn und blieb stehen.
„Was?"
Ich zwang ihn, sich zu mir zurückzudrehen und versuchte meine Hand zu entziehen, was er nicht zuließ.
„Was soll das jetzt heißen?"
„Genau das, was es aussagt. Du bleibst bei mir."
Gerade sah er wirklich wie ein arrogantes Arschloch aus. Ihn verstehen war wohl das schwierigste überhaupt.
„Eben hast du mich noch angeschrien, damit ich mich von dir fern halte, hast mich sogar fast durch die Lüfte geschleudert und jetzt soll ich bei dir bleiben?!"
Ich tat mein Bestes vorwurfsvoll und wütend zu klingen. Er presste seine Lippen aufeinander und schaute gespielt nachdenklich nach oben. Er hatte ein ziemlich markantes Kinn.
„Genau, so ist es", sagte er schließlich und wollte mich erneut einfach nur mit sich ziehen.

„Was soll das, Arian? Lass mich los!"
Ich riss meine Hand aus seinem Griff.
„Kannst du mir mal erklären in welcher Schwangerschaftswoche du bist?"
„Annabella!"
Genervt und überfordert schaute er zur Decke und ich konnte nur immer verwirrter und fassungsloser werden.
„Wie jetzt? Du bist genervt von mir? Kannst du mir nicht einfach klipp und klar erklären, was du willst?"
„Was ich will, Annabella..."
Er kam plötzlich wieder so auf mich zu, dass ich mich erschrocken an die Wand lehnte, die durch die gedämpfte Musik vibrierte. Mit beiden seiner Arme umzingelte er mich und ich schluckte bei seiner Nähe.
„...ist einfach, dass du auf mich hörst und nicht von meiner Seite weichst, Ok?"
Ich war überrascht, dass er gar nicht zornig oder streng redete. Ganz im Gegenteil. Es war wieder seine ruhige und sanfte Art mit mir zu reden, die er sonst immer...meistens anwandte, sodass ich umgehend schwach wurde.

Smile With MeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt