London

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Als wir in der Innenstadt von Cursetown ankamen, machten wir uns auf den Weg zum Alten Bahnhof von Cursetown, um mit dem Zug nach London zu fahren.

Wir quetschten uns auf die viel zu kalten Bänke, als auch schon Amy Sterling und Freya Johnson um die Ecke bogen. Na ja, als normal konnte man das nicht bezeichnen. Sie kreischten und wedelten mit ihren Handtaschen wild herum. "Mein Geldbeutel ist von Mum prall gefüllt!", kreischte Amy, während sie den Geldbeutel hektisch wehend in die Luft hielt, als wäre es ihr Heiligtum.

"Verwöhntes Püppchen!", rief Zayn.

Amy grinste und trat ihm ins Bein.

Zayn lachte und Betty verdrehte die Augen. Typisch.

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Die Fahrt dauerte eine Stunde. Aber für uns verging die Zeit wie im Flug, während wir den Zug unsicher machten und erbärmlich über alle möglichen Sachen lachen mussten. So waren wir eben.

Unser Tag wurde von Amy vollkommen ausgebucht. Als erstes fuhren wir mit den Bahnen zum London Eye, was Amy natürlich bezahlte. Die Aussicht war grandios. London war einfach die Stadt für alles und so viel größer wie unsere Kleinstadt Cursetown. Kein Wunder, das wir öfters hier waren. Es war auch praktisch, dass die beste Freundin, die Tochter einer erfolgreichen Richterin war. Und auch Henry hielt sich nicht zurück sein Geld für uns auszugeben. Henry kam aus einer reinen Arztfamilie, die sehr angesehen war. Aber um ehrlich zu sein, war seine Familie auch etwas schräg. Alle fingen mit H an. Aber welche Familie war schon nicht komisch?

Jetzt machten wir die Shopping-Streets unsicher. Währenddessen Zayn und Henry unsere prallen Tüten trugen, knabberten wir Mädchen an Burgern, während wir uns immer wieder anstupsten und kicherten. Den wahren Grund kannten wir nicht. Wir waren so in unser Kichern vertieft, dass ich gar nicht bemerkte, wie ich in eine ältere große Frau, die gerade aus einem dieser Läden für die Superreiche kam, anrempelte. Sie schrie kurz auf und mein Burger landete flatschend auf ihrem Designerkleid, während sie hinfiel.

"Oh Gott! Es tut mir so unendlich Leid!", stammelte ich verzweifelt und wollte ihr die Hand ausstrecken, aber da war ihr heißer Bodyguard in Smoking und schwarzer Sonnenbrille schneller. Er hielt mich von ihr fern, während er versuchte, seine Herrin wieder auf die Beine zu bekommen. Meine Freunde glucksten und auch ich konnte mir nur mit Mühe ein Grinsen unterdrücken. Aber mein größtes Problem war, für wie viel Geld ich ihr Designerkleid ersetzten musste.

"Wollten Sie mich beklauen? Sie kleine miese Ratte!", giftete sie mich an, während sie sich hektisch über die Stirn fuhr.

"Was? Nein!" Ich riss meine Augen auf. Zayn und Henry traten sofort an meine Seite und machten damit dem heißen Bodyguard mit Sonnenbrille ordentlich Konkurrenz.

Die Frau kochte wie eine pfeifende Teekanne. "Ach wirklich?", schrie sie. "Wissen Sie eigentlich wer ich bin?"

Ein paar Leute blieben um uns herum stehen und machten Videos und Fotos mit ihren Handys. Von irgendwoher kannte ich ihr Gesicht. War sie eine dieser Schauspielerinnen?

Ich biss mir auf die Unterlippe und hatte keine Ahnung, was ich jetzt sagen sollte.

Auf einmal verschwand die Wut und Anspannung in ihr. Stattdessen blickte sie mich forschend an. "Diese Augen kenne ich doch von irgendwo her." Sie rieb sich grübelnd das Kinn.

Okay, jetzt wurde es schräg.

"Kann das wirklich sein?" Sie musterte mich von oben bis unten. "Wie ist Ihr Name?"

"Jolina Lockwood." Was ging sie das bitteschön an? Was wollte sie von mir und welches Recht hatte sie dazu? Oder welche Interesse? Hatte sie nicht genug damit zu tun, das Erbe ihres Daddys auszugeben?

"Herr Gott!" Sie schlug die Hände über ihrem Kopf zusammen. "Du bist es wirklich!" Sie strahlte und hatte Tränen in den Augen.

"Kennen wir uns?", fragte ich verwirrt.

"Nicht direkt." Ihre Mine verfinsterte sich und sie zögerte es auszusprechen: "Ich bin... bin deine Tante."

Es war ein Stich in meinem Herzen. War sie eine Verrückte, die gierig nach Aufmerksamkeit war und mich verarschen wollte? Was lief in ihrem Kopf schief, um das auszusprechen? "Sie haben sie doch nicht mehr alle!" War das zu euphorisch?

"Jo, beruhig dich." Zayn redete beruhigend auf mich ein, während er mich am Ärmel festhielt. Vielleicht sollte es auch eher ihn beruhigen, denn er würde ohne mit der Wimper zu zucken auf sie los gehen. Das wusste ich mit Sicherheit.

"Xara Haddington, die Ehefrau von Mr Armin Haddington. Abstammung von der Familie Gardon - ", begann sie.

Amy unterbrach sie: "Moment mal. Haddington? Gardon?"

Ich starrte in Mrs Xara Haddington's fremden Augen, wo mir überhaupt nichts vertraut vorkam.

Die Frau nickte. "Wahr."

"Wer ist sie?", fragte Betty leise von der Seite flüsternd, sodass nur wir sechs es hören konnten.

"Wer die Haddington's sind, wisst ihr wohl", sagte Amy wispernd.

Wir nickten. Natürlich! Das wusste fast jeder, der in Großbritannien wohnte. Das waren diese steinreichen Wissenschaftler, die geheime und mystische Dinge erforschten und für die Regierung und das Wissenschaftsministerium arbeiteten.

"Und wer sind die Gardon's?", fragte Henry im Flüsterton.

"Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube diese Familien haben so eine Abmachung, das die Söhne der Haddingtons die Töchter von den Gardons heiraten müssen", wisperte Amy.

"Oh Gott, das ist ja wie im Mittelalter", flüsterte Betty.

Amy nickte. "Xara Gardon hat Armin Haddington geheiratet. Sie haben Zwillinge. Zwei Jungs. Ezra und Liam."

"Woher weißt du so viel über sie?", fragte Freya im Flüsterton.

Amy sah ihre beste Freundin spitz an. "Das fragst du wirklich?"

Freya zuckte mit den Schultern.

"Sie stehen in jeder Zeitschrift und so weiter! Schaust du dir das nicht an?", zischte sie vorwurfsvoll.

"Alles klar", sagte Zayn Black jetzt laut, womit er die Flüstergespräche abstellte und mich an den Schultern weiterschob. "Wir sollten hier mal ganz schnell verschwinden."

"Warten Sie!", rief Mrs Haddington uns hinterher. Ihr Blick ruhte auf mir. "Wie alt bist du Jolina?"

Wie konnte sie es wagen ihre Sätze so vertraut klingen zu lassen? Ich antwortete trotzdem und blieb stehen: "Seit ein paar Tagen vierzehn. Warum?"

Mrs Haddington wurde kreidebleich. Sie riss ihre Augen weit auf und wisperte: "Es tut mir so Leid."

Ich schaute sie fragend an, während ich meine Augen zusammenkniff. "Was meinen Sie damit?"

"Wir haben genug gehört." Zayn schob mich weiter.

Aber ich hatte das Gefühl, das es wichtig war. "Nein warte."

Zayn legte seinen Zeigefinger auf meine Lippen. Ich hielt die Luft an. Er hatte recht. Es gab nichts mehr zu bereden.

Der Rubin gegen den Smaragd Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt