Schwarze Leere

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Ich legte mein Handy auf den Nachtisch. Plötzlich sah ich die Feder. Ich hatte sie in mein Tagebuch gelegt. Der Stil lugte hervor. Ich zog sie vorsichtig heraus und fuhr über sie. "Was bist du?", flüsterte ich, während ich die Feder studierte.

Ich legte sie wieder in mein Tagebuch und warf die Bettdecke über meinen Körper. Ich starrte an die Decke. Ich glaubte, dass es mir nicht gut tat die Nette zu spielen. Vor Mum's Tod war ich die Böse und danach auch. Warum also jetzt nicht? Was hatte mich dazu umgestimmt, die alte Jolina wegzudrängen? Ich wollte wieder so sein wie früher. Da war alles einfacher. Es strengte mich an die Nette zu spielen. Aber warum sorgten sich meine Freunde, das ich wieder die alte Jo wurde? Wir waren doch genauso gut befreundet gewesen, als ich noch die Böse war. Und die fünf waren doch auch die Bösen! Sie brauchten gar nicht so zu tun. Jeder hatte auch vor ihnen einen Schritt zurück gemacht. Okay, bei mir wohl den größten Schritt. Aber trotzdem. Ihnen gefiehl das doch die Alhambra zu beherrschern. Aber sie würden immer mit mir gehen. Als ich die alte Jo war, waren sie wie ich und jetzt wo ich die Nette war, waren sie auch nett. Wir sechs hatten uns gemeinsam unbewusst verändert. Da konnten wir uns auch zurückverändern. Ich wollte wieder die alte Jo sein. Ich vermisste sie mit voller Sehnsucht...

Schließlich schlief ich ein und ich wusste nicht, warum ich in dieser Nacht den Tagebuchschlüssel meiner Kette so fest umklammert hielt.

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Ich wälzte mich unruhig hin und her. Ein Piksen an meinem Gesicht weckte mich auf. Au! Es wurden immer mehr kleine Stiche. Die Stiche wanderten an meinem Körper hinunter. Schließlich bis in die Zehenspitzen. Was war das? Unwissend was als nächstes kam, wartete ich ab...

Ich schreckte hoch!

Plötzlich breitete sich ein Schmerz in meinem ganzen Körper aus! Als würden Dornen hineinstechen! Ich schrie aus Leibeskräften! Es war ein stechender Schmerz! Unerträglich! Als würden Dornennadeln meinen Körper aufspießen und zusammendrücken! Ich schrie und schrie! Ich wollte, dass es aufhörte! Ich weinte schrecklich mit zusammengepressten Lippen, während ich mich vor Schmerzen krümmte.

"Oh Gott, Jolina!" Dad kam in mein Zimmer gestürmt. "Scheiße es geht los! Mist, es hat nicht funktioniert!"

Ich konnte gar nicht mehr klar denken. Ich war schweißgebadet und heiße Tränen tropften wie ein Wasserfall auf meine Decke. Es war so ein höllischer Schmerz, wie ich ihn mir vorher nicht hätte erdenken können! Ich spürte nur noch, das Dad mich im Bräutigamstyle hochnahm. Ich kreischte und weinte.

Plötzlich wurde alles schwarz vor meinen Augen. Der Schmerz machte mich müde. Ich hörte nur noch Dad's besorgten schreienden Fragen ganz weit weg in meinem Ohr, während diese rauschten. Als wäre er tausende Meter entfernt...

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Mit einem ruckartigen Augenaufschlag öffnete ich die Augen. Ich schreckte hoch. Ich wartete ab. Schweißgebadet auf den unerträglichen Schmerz. Nichts. Ich atmete tief durch. Ich war in einem anderen Raum und konnte verschwommen eine Frau mit Haube erkennen.

Dafür tat mir mein Kopf jetzt weh. Ich versuchte nicht laut loszuweinen, aber es ging nicht. Dann sah ich ein Flimmern vor meinen Augen und alles was ich sah, verwandelte sich in eine schwarze Leere...

Der Rubin gegen den Smaragd Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt