"Also unsere Shopping-Tour habe ich mir echt anders vorgestellt", schnaubte Amy, als wir schon wieder im Zug saßen.
"Das wir noch mehr Tüten tragen müssen?" Henry grinste. Aber nur er.
"War sie krank?", fragte ich besorgt.
"Bestimmt." Betty legte einen Arm um mich.
"Ich wäre mir da nicht so sicher. Die Haddingtons und Gardons sind bekannte und anständige Adelsfamilien in Großbritannien. Die Haddingtons haben schon so viel für die Wissenschaft getan. Vor allem für die Regierung und das Wissenschaftsministerium, in der Abteilung des mysteriösem", sagte Freya, die die Schlauste von uns war und ein echter Ersatz für Google. "Niemand weiß, was sie wirklich erforschen."
Amy ahmte den Ton der Geister nach, lachte dann aber.
"Hat sie sich vielleicht nur als Mrs Xara Haddington ausgeben?", fragte ich.
Amy schüttelte den Kopf. "Nein, ich kenne sie aus dem Internet. Auf Festen Londons war sie auch schon oft, wenn ihre Familie etwas gespendet oder neu eröffnet hat."
"Aber warum sollte sie so etwas tun?", fragte Betty grübelnd.
Wir zuckten mit den Schultern.
"Und was meinte Mrs Haddington damit, das sie deine Augen von irgendwoher kennt?" Amy biss sich auf die Unterlippe und bewunderte meine smaragdgrünen Augen. "Wunderschön sind sie ja. Ich habe noch nie einen Menschen mit solchen besonderen Augen gesehen."
"Deine Mum hatte doch die gleichen Augen wie du", sagte Henry.
Zayn funkelte ihn böse an.
Ich schüttelte langsam den Kopf. "Nein, ihre Augen waren braun, wie fast alle aus meiner Familie sie haben. Außer Dad's, die grau sind. Aber ich bin da mit Dad der Einzelfall." Ein Stich wurde mir ins Herz katapultiert.
"Sicher, das du nicht mit ihr verwandt bist?" Henry versuchte das Thema zu wechseln.
Ich musste lachen. "Was? Nein! Auf keinen Fall! Das wäre unmöglich! Wir Lockwoods verwandt mit den Haddingtons? Niemals!"
"Wartet mal." Freya zuckte ihr Handy.
"Nach was schaust du?", fragte Amy.
"Den Haddingtons und Gradons", antwortete Freya, ohne den Blick von ihrem Handy abzuwenden. "Vielleicht ist es eine Andeutung mit den besonderen Augen. Vielleicht hat jemand von den Haddingtons oder Gardons die gleichen Augen. Deshalb erinnerte sich Mrs Haddington vielleicht daran."
"Aber jeder in Großbritannien kennt diese Milliardärsfamilie. Ich wüsste es, wenn jemand die gleichen besonderen Augen wie Jo hätte", sagte Amy.
"Eben, das wäre zu krass. Wer könnte denn schon diese Augen noch einmal haben?", fragte Zayn lachend.
"Wer weiß, aber falls, müssten sie auf jeden Fall verwandt sein, denn wer hat schon diese hübschen Augen", sagte Freya.
Ich hoffte inständig, dass mir niemand ähnlich sah. Dann musste ich wenigsten nicht weiter darüber nachdenken.
"Hier sind Familienbilder". Sie legte ihr Handy in die Mitte des Tisches.
Amy und Henry, die neben uns an einem vierer Tisch saßen, kamen rüber. Wir hoben unsere Köpfe über das Handy und betrachteten das Bild, das mit den Namen der Haddingtons gekennzeichnet war. Mrs Xara Haddington und Mr Armin Haddington standen auf einer Erhöhung, sodass sie einem sofort ins Auge stachen.
"Das hier sind die Zwillinge. Ezra und Liam", schwärmte Amy und zeigte auf zwei gut aussehenden zirka vierzehn jährigen Jungs, die unter ihren Eltern standen. "Die anderen sind nicht wichtig. Bloß die vier. Oder beziehungsweise nur Mr Armin Haddington. Er verdient und verdient. Es ist ein Familienunternehmen. Die Väter vererben die Wissenschaft ihren Söhnen und so weiter."
"Und was machen die Gardon's jetzt genau?", fragte ich mit schief gelegtem Kopf.
Freya zeigte ein Bild der Gardon's. "Die meisten vermuten, dass sie nur so reich sind, weil sie ihre Töchter an die Haddingtonsöhne verheiraten."
"Wieso denn das?", fragte ich mit weit aufgerissenen Augen. "Werden diese Mädchen dazu gezwungen?" Ich betrachtete das Bild der Gardons genauer. "So hübsch sind die Gardontöchter auch nicht."
"Aber erst neulich ist etwas anderes passiert", sagte Freya.
"Ja, warte lass mich erzählen." Amy warf ihre lange blonde Löwenmähne nach hinten und räusperte sich. "Also. Irgendein Sohn der Haddingtons, der Name ist nicht bekannt. Dieser Haddingtonsohn hat die Leute bestochen nichts davon zu erzählen und Spezialisten haben alles im Internet für ihn löschen lassen. Bilder, Artikel und so. Er widersetzte sich diesem angeblichen Bündnis zwischen seiner Familie und den Gardons. Er heiratete eine andere. Keine Gardon. Ihr Name ist nicht bekannt, aber es löste einen großen Streit aus."
Die Interesse von uns allen wurde geweckt.
Zayn rieb sich grübelnd das Kinn. "Wann ist das passiert?"
"Ähm", Amy kratzte sich am Kopf, was bei ihr bedeutete, dass sie nachdachte.
"Vor zirka 25 Jahren", erwiderte Freya. Klar, das sie es wusste. Manchmal fragte ich mich, ob sie ein übergroßes Gehirn hatte. Wie sonst konnte sie sich so viel merken?
Wir redeten noch etwas weiter über die zwei Familien. Freya sagte, Experten schätzten das Vermögen der Haddingtons auf etwa vier Milliarden. Wir Mädchen diskutierten, wer von den Haddingtonzwillingen besser aussähe. Ezra, der ein paar Minuten älter war? Oder Liam? Wir stellten Vermutungen an, nach was sie forschten und wie sie tickten. Arroganz? Bescheidenheit ganz sicher nicht. Sie hatten ein riesiges Märchenschloss, als Hauptwohnsitz mitten im Forrest of Curses. In dem Teil des Waldes, den die Leute Fogforest nannten.
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Der Rubin gegen den Smaragd
FantasyDiese Geschichte handelt von einem beliebten Mädchen in ihrer Kleinstadt Cursetown. Jolina Lockwood, die mit einer außergewöhnlichen Schönheit beschenkt wurde. Ihr Leben stellt sich völlig auf den Kopf, als ihre Mum bei einem Autounfall ums Leben ko...