Die andere Seite von Amy Sterling

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Ich steckte mein Handy weg und richtete meinen Blick auf die vielen Pfützen, denen ich ausweichen musste. Die Kälte umfasste meine Wangen, sodass sie glühten. Betty und ich wollten noch heute zu diesem Treffen gehen. Ich konnte nur hoffen, dass es kein Serienmörder oder Kidnapper war

Ich öffnete das Tor unseres Vorgartens und wartete am Bürgersteig auf das Taxi, das ich bestellt hatte, während ich mein Tagebuch und einen Stift aus meiner Handtasche kramte. Ich fuhr über das glatte Leder, klappte es auf und schrieb:

Liebes Tagebuch,

Genau jetzt will ich mit Betty zu diesem mysteriösen und steinreichen Wissenschaftler Mr Armin Haddington in einem Taxi fahren (das gleich kommt). Vielleicht ist er nur erfunden und Teil eines miesen Streiches. Das weiß keiner. Wer auch immer das macht, ich will sagen, dass sie damit aufhören sollen. Ich weiß es ist riskant, aber ich muss es tun.

Ich schaute auf, da ich ein Schluchzen wahrnahm. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite, wo das Tanzstudio war, sah ich ein Mädchen mit langen blonden Haaren. Sie hatte sich auf den Boden gesetzt und ihre Arme fest um die Beine geschlungen. Man konnte ihr Schluchzen deutlich hören. Es war ein tragischer Anblick, wie sie auf dem kalten nassen Boden saß und weinte.

Ich klappte mein Tagebuch zu und steckte es wieder mit Stift in die Tasche. "He du!", rief ich und überquerte die Straße, direkt auf das Mädchen zu. Sie war etwa gleich alt wie ich. Um das Taxi bräuchte ich mir keine Sorgen zu machen. Vor Aufregung war ich schon früher aus dem Haus gegangen, weshalb ich jetzt noch etwas Zeit hatte. Das Mädchen schaute auf und als sie mich sah, zuckte sie zusammen. Es war Amy Sterling! Ich sah ihre Sporttasche. Sie kam vom Ballett. Warum ging sie nicht nach Hause? Wir wohnte alle ziemlich nah aneinander, die in die Alhambra gingen. Wir konnten ohne Probleme zu jedem gehen. Ihr Haus war nicht weit vom Tanzstudio und meinem entfernt. "Hey, ist alles Ordnung Amy?", fragte ich besorgt und kniete mich neben sie.

Sie wischte sich ruckartig ihre Tränen weg.

"Was ist los?", fragte ich, während ich meine Hand beruhigend auf ihre Schulter legte.

"Nichts!", zischte sie.

Ruckartig nahm ich meine Hand von ihrer Schulter zurück. "Ach ja?" Ich versuchte ruhig zu bleiben. Ich machte mir wirklich Sorgen. Das kauernde Mädchen da unten am Boden war doch nicht Amy Sterling! Sie war doch immer die, die nie nachdachte bevor sie etwas sagte. Ständig wollte sie im Mittelpunkt stehen, was sie auch gut hinbekam. Sie war eine echte Tratsch- und Lästertante und redete ohne Punkt und Komma.

Amy stand auf und nahm ihre Tasche. "Ich geh dann mal."

"Nein!", sagte ich bestimmt und stand ruckartig auf. "Du gehst nicht bevor du mir gesagt hast was los ist!"

"Du bist nicht meine Mum", sagte sie rau.

"Aber deine Freundin!"

"Man Jo, ich will darüber einfach nicht reden! Kapiert?"

"Reden tut manchmal gut", beharrte ich.

Sie schüttelte den Kopf, während eine Träne über ihre schon gerötete Wange lief. Sie ließ ihre Sporttasche fallen und umarmte mich, was mich etwas überrumpelte. So kannte ich sie gar nicht. Aber ich drückte sie fest an mich, während sie in meine Schulter weinte. "Mrs Bloomfield sie, sie hat mich aus der Gruppe geworfen", schluchzte sie.

Ich packte sie an den Schultern und sah sie direkt an. "Dich?", fragte ich spitz.

"Ja und das nicht im Einzelgespräch. Vor allen anderen! Ich stand wie ein Loser da."

"Aber das kann sie doch nicht machen!" Ich war entsetzt. Das ihre Ballettlehrerin Mrs Bloomfield ihr so etwas antat, hätte ich nicht gedacht.

"Hat sie aber." Sie kramte in ihrer Jackentasche nach einem Taschentuch.

Der Rubin gegen den Smaragd Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt