Lügen?

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Mr Haddington hatte graue Augen. Darunter bildeten sich tiefe Schatten. Seine Haare waren schwarz und schulterlang, die Haut blass und das Gesicht markant. Er hatte keine Unreinheiten, dafür aber einen drei-Tage Bart, was sein Gesicht von der Reinheit etwas abrundete. Der gruselige Milliardär hatte ein paar Falten. Wahrscheinlich vom grimmigen schauen. Er trug einen Anzug mit Krawatte, was sehr vornehm aussah. Ich schätzte ihn auf 45. Ich fand ihn noch gruseliger wie im Internet. Dieser Mann würde jede Rolle in einem Horrorfilm ergattern können.

Betty schien das gleiche zu denken, auch wenn wir uns jetzt nicht mehr aneinander festhielten, wusste ich wie es ihr ging.

Mr Haddington sah mich herausfordernd an.

"Ähm... nein natürlich nicht... ich ähm." Ich bekam vor ihm einfach keinen normalen Satz heraus. Und das ärgerte mich!

"Sagen sie doch einfach Guten Abend Mr Haddington." Er musterte mich immer noch. Schon die ganze Zeit hatte er das getan. Noch keinen einzigen Blick hatte er an Betty verschwendet. Er konnte sich gar nicht an mir sattsehen! Gruselig.

"Guten Abend Mr Haddington." Ich hätte mich am liebsten dafür geohrfeigt, das ich 'Guten Abend Mr Haddington' sagte, genauso wie er es mir befohlen hatte.

"Guten Abend Mr Haddington", sagte Betty kleinlaut.

Der Wissenschaftler wendete nur langsam seinen Blick von mir ab. Er sah rechtlich überrascht aus Betty vorzufinden. Als hätte er sie noch nicht wahrgenommen. "Sie sind überflüssig Mädchen", sagte der kalte Milliardär ohne jegliche Begrüßung.

"Sie ist aber meine allerbeste Freundin!", protestierte ich. Und ich werde ganz sicher hier nicht mit ihnen alleine sein, fügte ich in Gedanken hinzu. Er sollte nicht wissen, dass ich Angst hatte.

"Mit so etwas verbringen Sie ihre Zeit Miss Lockwood?" Abwertend betrachtete er Betty. "So weit ist es also schon gekommen."

"Jo, ist schon gut. Ich warte vor der Tür." Sie ging mit beschämten Gesicht.

Ich blickte ihr hinterher und wollte gar kein Gespräch mehr mit Mr Haddington anfangen. Unsympathisch war er mir jetzt schon. Als sie die Tür zumachte, überfuhr mich ein Schauer. Es war ein ganz anderes Gefühl mit Mr Haddington alleine zu sein. War es die Angst, wie ich sie auch bei dem Raben spürte? Warum hatte ich, das It-Girl von Cursetown Jolina Lockwood Angst. Ich hatte Angst noch nie gefühlt. Seit meinem 14. Geburtstag war irgendwie alles anders. Ich verstand mich selber nicht mehr. Was war mit der Furchtlosen Jo passiert?

"Sie sind also Miss Jolina Loockwood." Wieder musterte er mich und sah mich überraschend an. Als würde er mich gar nicht erwartet haben. Aber er hatte doch den Brief geschickt! Und woher kannte er meinen Namen?

Aber ich konnte nur daran denken, ob er mir etwas antun könnte. Ich wünschte wir wären nicht gekommen. "Sie können mich ruhig Jo nennen", sagte ich, während ich immer wieder verstohlene Blicke zur Türe warf, falls es zu einer Flucht kommen sollte.

Er betrachtete mich spitz. "Entschuldigen Sie. Wie bitte?"

Schulterzuckend sagte ich: "Na, Jo."

"Nein, kommt überhaupt nicht in Frage. Wie kommen Sie denn auf diesen Gedanken Miss Lockwood? Wir sind von Adel. Oder wollen wir uns etwa wie Bürgerliche unterhalten?" Er brach in Gelächter aus. Er lachte doch tatsächlich über seinen eigenen Witz! Als wäre das der Witz des Jahrtausends! Aber ich musste an seine abwertende Stimmfarbe denken, als er das Wort 'Bürgerliche' aussprach.

Ich beobachtete ihn nur. "Was meinen Sie mit Adel?" Er und die ganze Situation hatten mich schon mehr als genug verwundert.

"Mr Charles Lockwood hat ihnen aber einiges verschwiegen. Wie ich sehe, leben Sie in bescheidenden Zuständen." Er betrachtete abwertend meine Kleidung.

Der Rubin gegen den Smaragd Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt