Ich weiß alles.
Du hast Angst.
Warum verabscheust du mich so?
Am meisten hasst du mich, weil du dich in mir wiedersiehst.
Genauso wie ich!
Ich habe dich dein ganzes Leben lang beobachtet, kleine Jo.
Du steckst alle in deiner Gegenwart an.
Früher oder später siehst du genauso von innen aus, wie ich. Bloß ist da noch diese kleine Jo, die versucht zu überleben. Aber tja - du wirst wohl keine Chance haben. Es ist das Universum, Kleines.
Du versuchst noch immer an die Oberfläche zu gelangen.
Diese Worte suchten mich tagtäglich heim. Und es war schrecklich. So schrecklich, das ich zusammenbrach. Ich wusste einfach nicht mehr, wer ich war...
Ein Tag war vergangen. Ich fühlte mich noch immer schwach.
Dad kam in die Tür ohne anzuklopfen.
Ich setzte mich aufrecht. "Was ist?"
"Komm bitte sofort mit in den Kerker", sagte er.
"Warum?", fragte ich und versuchte mir die Kälte, die mich noch immer umgab, nicht anmerken zu lassen.
"Wir wollen Antworten von Grace."
Mühsam stieg ich aus meinem Himmelbett. Meine Beine knickten um und ich wäre fast zusammengebrochen, wenn Dad mich nicht gehalten hätte. Er stützte mich beim Gehen und bei den vielen Stufen des Turmes musste er mich schließlich tragen.
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Nach einer Weile waren wir in den Kerkern angekommen. Es war dunkel und roch modrig. Es sah aus wie ein Gewölbekeller. Es gab zirka 20 Verliese. Ich schreckte zusammen, als ich etwas rascheln hörte.
Dad schmunzelte laut. "Keine Angst. Hier ist das Zuhause der Ratten."
Ich musste grinsen und tapste angestrengt weiter. Es kostete mich viel Kraft meinen Oberkörper aufrecht zu halten. Aber ich wollte nicht, dass Dad mich noch einmal trug. Die kleinste Schwäche konnte sehen und sie zu ihrem Vorteil nutzen.
Die Verliese waren klein und manche hatten ein winzige Fenster mit Gittern davor. Staub und Dreck war der Hauptbestandteil der Kerker.
"Da vorne sind sie." Dad zeigte auf ein Verlies, wo Mr Haddington und ein paar Wachen standen und schwiegen. Drei Wachen hielten ihren Blick auf eine Stelle gerichtet.
Als wir uns ihnen näherten, nickten sie kurz.
"Und, hat sie was gesagt?", fragte Dad flüsternd zu Mr Haddington gewandt.
Dieser schüttelte den Kopf. "Sie ist schwach."
"Grace?" Dad trat näher an das Gitter.
Ich klammerte mich selbst an den Gitterstäben fest, um nicht umzufallen.
Grace lag auf der Seite am dreckigen Boden. Ihr Gesicht war bleich und ihre Augen glanzlos. So musste ich jetzt auch aussehen.
Plötzlich schlugen ihre Worte von gestern wie ein Blitz in mir ein, als ich Grace sah.
Ich weiß alles.
Du hast Angst.
Warum verabscheust du mich so?
Am meisten hasst du mich, weil du dich in mir wiedersiehst.
Genauso wie ich!
Ich habe dich dein ganzes Leben lang beobachtet, kleine Jo.
Du steckst alle in deiner Gegenwart an.
Früher oder später siehst du genauso von innen aus, wie ich. Bloß ist da noch diese kleine Jo, die versucht zu überleben. Aber tja - du wirst wohl keine Chance haben. Es ist das Universum, Kleines.
Du versuchst noch immer an die Oberfläche zu gelangen.
Mit Mühe konnte ich mich zum stehen bleiben zwingen. Die Angst war das schrecklichste Gefühl.
"Und? Was bringt euch mein Zustand jetzt weiter?", fragte Grace heißer, drehte ihren Kopf zu mir und lachte kurz auf. "Hätte nicht gedacht, dass du zu so was fähig bist Kleine Jo."
Ich konnte ihr keinen giftigen Blick zuwerfen. Dazu war ich viel zu müde und schwach. Aber vor allem war es die Angst, die ich mir wohl nicht so recht eingestehen wollte. Weil ich es hasste...
"Warum geht es Jolina genauso wie dir?" Dad verschränkte seine Arme und blickte Grace erwartungsvoll an.
Sie starrte mich mit ihrem ausdruckslosen Blick an. "Warum sollte ich euch das sagen?" Sie drehte ihren Kopf zu Mr Haddigton und Dad.
Dad griff nach den Gittern und rüttelte heftig. Ich hätte dabei fast meinen Stand verloren. Dad kochte vor Wut und Verzweiflung. "Wenn du es uns nicht sofort sagst, schwöre ich dir kippen wir dir die zweifache Ladung des Tranks in die Kehle!" Er atmete schwer und ich hatte das Gefühl, das er gleich die Beherrschung verlor. "Ich schwöre dir, ich werde dich eigenhändig umbringen!"
Grace lachte verführerisch und drehte sich auf den Rücken. "Mach das ruhig Charles. Bring mich und deine Tochter um."
Dad rüttelte noch einmal kräftig und ich beschloss mich an einer Säule festzuhalten. Nicht das er noch das ganze Gitter aushob. "Was meinst du?", schrie Dad.
"Wir sind verbunden. Sie fühlt alles was ich fühle. Wenn du mich tötest, tötest du auch deine Tochter." Sie setzte sich auf und nahm ein kleines Holzstückchen, das am Boden rumlag. Sie streckt ihre Handfläche aus und ritzte sich einen tiefen Schnitt in die Haut.
Ich schreckte zurück. Während sie sich den Schnitt in ihre Handfläche einritzte, erschien die Wunde an genau der selben Stelle an meiner Handfläche! Ich schrie auf und warf mich auf die Knie. Es brannte schrecklicher, da ich ja sowieso schon schwach war. Ich blickte quälend zu Grace. Wir waren tatsächlich verbunden! Wenn wir uns verletzten, bekam der andere genau das gleiche zur selben Zeit! Ich blickte zu meinem Unterarm. Gerade erschien ein langer Ritz. Nicht so tief, wie auf der Handfläche, aber ausreichend, sodass ich aufschrie.
"Das reicht!" Dad riss einem der Wachen den Schlüssel vom Gürtel und schloss das Verlies auf. Er kochte vor Wut und wollte Grace gerade am Kragen packen, als sie sich verwandelte und die Flucht ergriff. Die Wachen sprinteten ihr noch hinterher, aber sie war viel zu schnell. Mr Haddington schrie ihnen noch Anweisungen durch die Gänge, aber es brachte nichts.
Dad fluchte.
Sie war entkommen. Und ihre Rache war gestiegen...
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Der Rubin gegen den Smaragd
FantasiDiese Geschichte handelt von einem beliebten Mädchen in ihrer Kleinstadt Cursetown. Jolina Lockwood, die mit einer außergewöhnlichen Schönheit beschenkt wurde. Ihr Leben stellt sich völlig auf den Kopf, als ihre Mum bei einem Autounfall ums Leben ko...