Aus Amy Sterling's Sicht 1

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Es war ein kalter Samstag Abend, als jeder es erfuhr...

"Guten Morgen, Miss Amy."

Ich wurde aus meinem Traum herausgerissen, wo ich auf dem Cover der Vogue war. Ich schmiss mein Kissen gegen das meiner Angestellten Rahel, die schon immer für meine Mum und mich arbeitete, seit ich denken konnte. Ich machte meine schwarze Schlafmaske runter, die Katzenohren hatte. Ich nahm das Tablett von Rahel mit verschlafenen Augen und zerzaustem Haar entgegen. "Lass mir noch ein heißes Bad ein", befahl ich und schickte sie dann mit einer kuschenden Handbewegung weg, als wolle ich lästige Insekten verscheuchen. Ich hatten jeden Tag einen festen Zeitplan, den ich zu beachten hatte. Ich strich die Bettdecke glatt und machte mich über das gesunde Porridge her, das gut sättigte. Ich achtete sehr auf meine Ernährung und jedes Wochenende kam mein persönlicher sexy Trainer vorbei, um mich fit zu halten.

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Nach einer Weile stand ich auf und stieg in das heiße Wasser des modernen Whirlpools meines eigenen Bades. Ich stellte Blubber, Licht, Entspannungsmusik und Massagedrüsen ein. Ich band mir einen Dutt und lehnte mich nach hinten. Der Whirlpool war auf einer Erhöhung und vor einem großen Fenster, wo ich rausschauen konnte, aber niemand zu mir rein. Der Postbote lief vorbei, zwei Frauen mit Kinderwägen und Jugendliche, die von unserer Villa ein Bild machten. Ich lächelte, tauchte unter und genoss die Stille in meinen Ohren. In meiner Seele herrschte das reinste Chaos. Ich hatte noch so viel zu tun. Lernen, Dinner mit Kollegen von Mum und Abends Geigenunterricht. Aber ich wollte mich nicht beklagen.

Wir Sterlings gehörten definitiv zu der Oberschicht in Cursetown. Mum war erfolgreiche Richterin und auch im Ausland tätig, weshalb sie kaum Daheim war. Na ja, es hatte auch seine Vorteile...

Rahel kam rein und legte mir Handtücher beiseite. Rahel. Sie war immer hier und man konnte echt gut mit ihr reden. Auch wenn ich es nicht zugeben wollte: Ich mochte sie.

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Nach dem Baden, lernte ich. Dann ich ging ich nach unten in unserer große Edelstahlküche, wo Rahel Rose-Beef machte. Ich setzte mich auf einen Barhocker und sagte Rahel, sie solle mir einen grünen Smothie machen. Der soll gut fürs Gehirn sein. Ich massierte mir meine Schläfen und wäre von dem vielen Lernen am Vormittag fast eingeschlafen, wenn nicht meine Mum in diesem Augenblick reingekommen wäre.

"Guten Morgen, Amy", sagte sie verschlafen. Auf ihren Lippen lag ein ungewöhnliches Lächeln, was ich nicht von ihr gewohnt war. Sie sah damit aus, wie ein kleines Mädchen, das ein Pony von ihrem Daddy geschenkt bekam. Sie war von oben bis unten top gestylt. Mum hatte grün-graue Augen und die gleiche lange, blonde Löwenmähne wie ich, die sich kaum bändigen ließ.

"Morgen, Mum", sagte ich im frostigem Tonfall. Ich setzte mich kerzengerade auf und sah hochnäsig in eine andere Richtung. In den letzten Wochen war unser Verhältnis mehr als nur gebrochen. Ich beichtete ihr, dass ich einfach keine Lust mehr auf das Ballett hatte. In ihr ist eine Welt zusammengebrochen und sie machte mir tausende von Vorwürfen, schrie mich sogar an. Ich hatte niemandem zum festhalten. Jo wäre eigentlich da gewesen. Aber die hatte es ja irgendwie vergessen. Tolle Freundin.

"Wann ist das Lunch fertig Rahel?", fragte Mum und nahm sich einen Apfel. Nach Wochen wirkte sie endlich wieder glücklich, nachdem ich ihr das mit dem Ballett beichtete.

"In 10 Minuten Miss Sterling", rief Rahel im Hintergrund, die mir das Gemüse in den Smothimaker schnippelte.

Mum setzte sich einen Sessel und blätterte in einer Zeitschrift, während sie ständig lächelte.

"Mum?" Ich hob eine Augenbraue hoch und drehte mich mit dem Barhocker in ihre Richtung.

"Was ist denn Amy?", fragte sie genervt und versuchte nicht mehr zu lächeln. Sie blickte mich kalt an, so wie sie es immer tat. Meine Mum war undurchschaubar und sie hatte diesen speziellen Blick, der einschüchterte.

"Wo warst du heute Nacht?" Ich warf ihr einen argwöhnischen Blick zu.

"Wie? Wo sollte ich denn deiner Meinung nach sein?" Ihre Konturen waren wie eingefroren.

"Du weißt ganz genau was ich meine." Ich wollte es nicht aussprechen, weil ich es einfach nicht glauben wollte: "Der Bürgermeister? Alexander Radcliff? Du und er? Heute Nacht?" Ich sprach übertrieben langsam, da ich es genoss sie auf frischer Tat ertappt zu haben.

Es wurde noch stiller in unserer Villa, als es sowieso schon jeden Tag war. Auch der Smothimaker hörte auf zu mixen.

"Ja gut okay, du hast mich ertappt. Ich habe die Nacht im Anwesen von Alex verbracht."

"Alex?" Ich schnappte nach Luft und blickte sie angewidert an. "Jetzt nennst du ihn auch noch Alex?"

Rahel verschluckte sich irgendwo da hinten in der Küche und hustete. Aber so richtig nahm ich das gar nicht war. Es zählte nur eins: Meine Mum und Mr Alexander Radcliff? Eine erfolgreiche Richterin und ein Bürgermeister in einer Kleinstadt? Das konnte nur Schlagzeilen geben!

"Du hast es doch schon immer gewusst", sagte sie und biss in ihren Apfel.

Wie hatte sie mich jetzt schon wieder durchschaut?

"Ich wollte es dir heute noch sagen. Wir sind heute auch nicht mit meinen Kollegen zum Dinner verabredet, sondern mit Alex."

Es machte mich wahnsinnig, wie vertraut der Vorname unseres Bürgermeisters von Cursetown für sie klang. Ich wusste nicht, ob ich mich freuen sollte, dass bald der Bürgermeister mein Stiefvater sein würde - aber soweit würde es so oder so nicht kommen. Unser Bürgermeister sah wie ein schräger Vogel aus und war wesentlich älter, als meine Mum. Mum war bei dem Gericht die Richterin vor ein paar Wochen, als sein Sohn, (der schon 23 war) Scheiße baute. Keine Ahnung, um was es da wirklich ging. Der Fall ging nicht an die Öffentlichkeit. Und ich hatte auch keine Ahnung, ob er Mum nur wegen ihres Körpers mochte. Schon alleine vor diesem Gedanken kam der Ekel in mir hoch.

"Wir sind auf seinem Anwesen heute Abend eingeladen", sagte sie, ohne die Mine zu verziehen.

Der Bürgermeister war reicher als wir und wohnte in einem Herrenhaus, wo schon alle Bürgermeister vor ihm drin wohnten. Alle Bürgermeister, die es je in Cursetown gab, waren Radcliffs. Unsere Kleinstadt mochte die Tradition.

Ich zuckte mit den Schultern. "Okay."

"Wie okay? Ich dachte ich müsste dich überreden, mitzukommen."

Ich schüttelte den Kopf. Jo war weg. Im Ausland. Vielleicht würde ich das neue It-Girl mit der Hilfe des Bürgermeisters werden, denn vielleicht war es ja was ernstes zwischen Mum und ihm. Auch wenn ich es schwer vor mir selbst zugeben konnte, war ich schon immer eifersüchtig auf Jo. Dieses verdammt nochmal überirdische schöne Mädchen war immer die erste Wahl und das brachte mich zur Wut. Außerdem war ich so sauer auf sie, da sie mich vergaß, als ich meiner Mum alles beichten wollte. Sie hatte sich nicht einmal verabschiedet und sagte nicht den Grund, als sie plötzlich mit ihrem Dad auswanderte. Ich wusste ja noch nicht einmal den Kontinent. Geschweige denn das Land. Ich war nur die Tochter einer reichen Richterin, die mit ihren Klamotten prahlte und dessen Leben ausgebucht war. Ich wusste doch, was die anderen von mir dachten. Vielleicht würde endlich ich die Trends setzten. Schon all die Jahre stand ich in Jo's Schatten. Vielleicht war das meine Zeit. Aufmerksamkeit und Anerkennung.

"Amy, ist mit dir alles in Ordnung?", fragte meine Mum etwas besorgt, was ich so gar nicht von ihr gewohnt war.

Ich nickte lächelnd. Natürlich war es das...

Der Rubin gegen den Smaragd Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt