Das Geschenk

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Nachdem wir fertig waren, durften die Kinder ihre Geschenke unter dem riesigen Weihnachtsbaum öffnen, während die Eltern und der Rest der Familie daneben stand und den Kinder freudig zuguckte.

Dad und ich standen auch auf.

"Hier." Dad zog ein Geschenk hervor. "Von deiner Mum. Sie wollte, dass du es bekommst, wenn du 14 bist. Und nun ja, heute ist Weihnachten, also..."

Meine Augen glitzerten.

"Bitte." Er überreichte mir das Geschenk.

Ich packte es vorsichtig aus. Zum Vorschein kam ein fettes protziges Buch, mit echten Goldverzierungen und einem Smaragd in der Mitte. Wow.

"Ivana sagte, es sei ihr Tagebuch. Sie wollte, dass du es bekommst." Er lächelte.

"Danke!" Ich umarmte ihn. Jetzt würde ich Mum ein Stück näher sein. Er wusste gar nicht, wie viel mir das bedeutete. Ich rief meinen persönlichen Butler des heutigen Abends her und befahl ihm, das Buch sicher auf mein Turmgemach zu bringen.

Wir schauten den Kindern noch eine Weile zu, wie sie mit staunenden Augen, die Geschenke auspackten, wobei ich nicht wissen wollte, wie viel Geld ihre Eltern ausgeben hatten.

"Ähm? Miss Lockwood?"

Ich drehte mich um. Mrs Xara Haddington. Meine Tante, die Mum von Ezra und Liam und die Frau von Mr Armin Haddington. Man war das kompliziert. Ich wüsste nicht, wann ich je die ganzen Familien auswendig kennen würde. Ich straffte meine Schultern, was wohl reiner Instinkt war und blickte sie erwartungsvoll an.

"Ich bin schon weg." Dad hob entschuldigend seine Hände, als Mrs Haddington ihm einen kurzen Seitenblick zuwarf.

"Ein ästhetisches Weihnachtsfest, nicht wahr Miss?"

Ich nickte langsam. "Allerdings."

"Hören Sie Miss. Ähm... ich weiß wir hatten keinen guten Auftakt. Aber könnten wir diese unangenehme Situation in London vergessen?" Sie lächelte mich an, was auch wirklich echt war, das sah ich.

"Ja natürlich, Mrs Haddington. Ich bin voll und ganz Ihrer Meinung."

"Ah, da bin ich aber erleichtert." Sie blickte mich liebevoll an und strich sich eine Haarsträhne, die sich aus ihrer aufwendigen Hochsteckfrisur gelöst hatte, hinter die Ohren. "Wie fanden Sie denn das Essen?"

"Sehr gut". Ich versuchte zu lächeln, was ich schon den ganzen Tag versuchte. Aber Mrs Haddington gab sich Mühe. Wir waren eine Familie - oder sollten eine sein. Und trotzdem waren alle hier doch so weit entfernt voneinander.

"Wissen Sie, nachher spielt das berühmte Orchester eines ihrer neusten Stücke. Ich finde ja die Violine besonders angenehm..."

Ich hörte nur noch mit halbem Ohr zu und blickte in Ezra's Richtung. Jetzt verstand ich, warum alle die Haddingtonzwillinge so süß und hübsch fanden. Es war eine wesentliche Tatsache. Die beiden sahen wirklich viel zu gut aus. Ezra unterhielt sich mit Damen in Dad's Alter. Sie lachten und tranken immer wieder einen Schluck Champagner. Die Damen redeten wie gut er doch aussah und irgendetwas über eine Leistung in der Blair, die ich von hier aus nicht hören konnte. Er strich sich seine Haare noch glatter, als sie schon waren und nickte lächelnd, während ihm eine Frau mit riesengroßen Klunkerohrringen die Schulter klopfte.

"Miss Lockwood?" Jetzt war Mrs Haddington etwas verwirrt. Zurecht, immerhin textete sie mich zu, während ich in die Richtung ihres Sohns starrte.

"Oh... ähm ja. Die Geige mag ich auch ganz besonders." Ich versuchte die Situation irgendwie noch zu retten.

Sie hob eine Augenbraue an. "Ähm gut... ich werden dann mal zu meinem Mann gehen."

Als sie weg war, überfiel mich schon gleich eine Gruppe von Mädchen, die etwa in meinem Alter waren.

"Ist dir eigentlich noch nicht aufgefallen, wie hübsch du bist Jo?"

"Dein Kleid ist das Schönste was ich jemals gesehen habe!"

"Oh mein Gott, du bist die ältere Cousine von Ezra und Liam!"

"Du bist echt so hübsch!"

"Von welchem Designer ist dein Kleid?"

"Deine Haare und deine Augen sind atemberaubend!"

Die Mädchen, die lockerer, als ihre Eltern und der Rest waren, erschienen mir ziemlich gleich, wie die Mädchen aus der Alhambra, die mich auf Schritt und Tritt verfolgten, nur um cool zu sein, weil sie in meiner Gruppe dabei sein wollten. Oder wie die, aus den höheren Klassen mir auflauerten, um sich von mir Tipps abzuholen oder abzuhängen. Oder ständig die Jungs, meist aus den höheren Klassen, da sich die anderen nicht trauten. Wie sie mich ständig anmachten und versuchte sich mit mir zu verabreden. Sie sagten immer, wer mit mir durch die Gänge der High School lief, war cool und angesehen. Ich fand das ziemlich schlimm, was ich ihnen auch sagte, aber keine Chance. In der Alhambra ist das Gesetz.

Wir unterhielten uns ein bisschen über Mode und über die Blair, wo eigentlich alle Kinder der Haddingtons und Gardons hingingen.

Der Rubin gegen den Smaragd Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt