Aus Zayn Black's Sicht 1

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Es war ein kalter Samstag Abend, als jeder es erfuhr...

Ich bahnte mir den Weg durch unsere kleine zugemüllte Wohnung, die in einem alten, hässlichen, braunen Haus lag, ganz am Rande von unserer Kleinstadt Cursetown, wo uns niemand zu sehen brauchte. Ich machte den kleinen Kühlschrank auf, wo fast nur abgelaufene Produkte und Bierflaschen standen. Ich nahm noch eine halbwegs gute Cola-Flasche heraus und schenkte das Getränk in ein benutztes Glas ein. Ich trank einen Schluck und genoss für einen Moment die Ruhe. Sonst war unsere Wohnung mit Mum's Liebhabern und Jacy's Freunden voll, die wilde Partys schmissen, Drogen nahmen und mich aufräumen ließen - sonst gab's Prügel. In jeder Ecke dieser beschissenen Wohnung lagen Erinnerungen, denen ich nicht entfliehen konnte und sie immer wieder auf meiner Haut ansehen musste. Zigarettenabdrücke am Bauch von Männern, die vom Schlafzimmer meiner Mum ein und aus gingen und überall Narben. Ob ich etwas tun kann? Nö. Erstens zu peinlich und zweitens die Konsequenzen. Ich genoss trotz meiner Familie meine Freiheit. Es gab niemandem - außer meinen Freunden - die sich um mich sorgten. Keine Mum, die sagte, wann ich Zuhause sein sollte, meine Noten sehen wollte, morgens vor der High School mit mir einen Kaffee trank und redete. Keine Grams oder Grandpa, die mir peinliche Geschichten meiner Eltern erzählten. Kein Dad, der mit mir am Wochenende boxen, angeln, wandern oder was man sonst so in einer Vater-Sohn-Beziehung machte. Ich wusste es nicht, weil ich es nie hatte und wusste deshalb auch nicht, ob ich vermisste. Mein "Dad" (diesen Titel verdiente er sich gar nicht) ist früh abgehauen.

Früher haben sich hauptsächlich die Schwestern meiner Mum um Jacy und mich gekümmert, aber die sind vor einigen Jahren in die USA ausgewandert. Vielleicht hing das auch damit zusammen, dass sie einfach keinen Bock hatten ihre Schwester versagen zu sehen. Wenigstens bekam ich von ihnen eine Karte zum Geburtstag.

Ich wollte nicht armselig rüberkommen. Ich war zufrieden und brauchte das alles nicht. Ich bin Zayn. In den Augen meines "Bruders" ein kleines Stück Scheiße, das man zerquetschen konnte. Für meine "Mum", die ich nicht Mum, sondern bei ihrem richtigem Vornamen Gina nannte, war ich ein Niemand, und für die Schüler der Alhambra war ich der große Bruder von unserem It-Girl Jo, der hübsche, harte Junge, der sich prügelte, Narben hatte und um den man einen Bogen herum machte, wegen meines harten Aussehens und wahrscheinlich meinen Muskeln, Tattows und meinem düsteren Eindruck. Weil ich von der Northside kam - das gefährliche Armenviertel von Cursetown. Ich war ein Northsider - ob ich es nun wollte oder nicht. Unsere Kleinstadt hatte ungefähr 11 Tausend Einwohner. Etwa eintausend waren Northsider. Etwa 200 davon kriminell. Die meisten Kinder, die in der Northside wohnten, wurden ignoriert, gemobbt oder gefürchtet. Früher wurde ich gefürchtet. Aber jetzt nicht. Nicht mehr. Und warum? Wegen Jolina Lockwood. Dem It-Girl unserer Kleinstadt Cursetown. Wer mit ihr gut befreundet war, war beliebt. Das war Gesetzt. Also könnte ich froh sein, dass ich von allen anerkannt wurde, weil ich zu ihrer "Gang" dazugehörte. Aber vielleicht wollte ich, das die Leute mich mochten, weil ich Zayn war und nicht der beste Freund von Jo. Man nimmt's so wie man's kriegt. Manche könn's ändern. Ich eben nicht. Aber das stört mich nicht. Es gut so, wie es ist und es soll auch so bleiben. Ich hab dafür meine Gründe.

"Zayn, Kleiner!", rief Jacy, der soeben die Tür aufmachte. "Bring mir mal Bier aus'm Kühlschrank." Er schmiss sich auf unser billiges Sofa, wo sich seine Pizzakartongs stapelten.

Ich war's schon gewöhnt. Aus Routine griff ich in den Kühlschrank und warf ihm eine Flasche mit billigem Bier darin zu, die er gekonnt auffing. Von draußen hörte ich Gelächter und schon kamen seine derzeitigen Freunde durch die Türe. Betrunken und dreckig. Der eine hatte irgendwelche Zigarettenpackungen in der Hand und ein anderer ein paar Döner. Lachend machten sie sich in unserer Wohnung breit und in wenigen Sekunden war ich auch schon verschwunden.

Der Rubin gegen den Smaragd Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt