Ich war in einer dunklen Gasse mit alten zerfallenen Häuser, wo die Fensterläden gruselig im Wind hin und her klapperten. Der Mond beleuchtete die Gasse nur wenig, sodass ich mich anstrengen musste, etwas sehen zu können. Der Regen rannte von meinem Nacken in meine Kleidung. Ich hörte nichts, außer meinen Atem, die Regentropfen und die Schritte die ich machte, um an den Brief zu gelangen. Der Brief lag auf der nassen Straße. Das goldenen Rabensiegel schimmerte im Mondlicht.
Ich bückte mich, um den Brief aufzuheben. Plötzlich kam im Sturzflug etwas Schwarzes auf mich angeflogen, dass mich attackierte! Ich schreckte zurück und fiel hin! Eine schwarze Gestalt hatte soeben mein Gesicht gestreift! Ich rieb mir mein Gesicht von etwas Spitzem das sich in meine Haut eingebohrt hatte.
Erschrocken blickte ich mich um. Der Mondstrahl beleuchtete mein Gesicht. Es war - der Rabe mit den rubinroten Augen! Er saß auf dem Brief. "Jolina lese ihn jetzt! Lese ihn! Lese ihn!", krächzte er in einer unerträglichen Stimme, die so gruselig war, dass sie jedem Horrorfilm Konkurrenz machte! Es war eine laute und gruselige Frauenstimme, die mir von irgendwoher bekannt vorkam. Ich hielt mir die Ohren zu und schrie, wie ich es noch nie in meinem Leben zuvor getan hatte!
Schreiend und schweißgebadet fuhr ich hoch! Als ich das Vertraute in meinem Zimmer sah, klappte ich meinen Mund zu und verstummte. Erschrocken fasste ich mir an mein Herz, das in ungleichmäßigen Schlägen schnell schlug. Ich hielt mir meinen Arm vor die Augen und blinzelte.
Dad war ins Zimmer hineingestürmt und hatte das Licht angemacht. "Jolina, ist alles in Ordnung?", fragte er ängstlich.
Ich versuchte mein klopfendes Herz unter Kontrolle zu bekommen, damit ich überhaupt etwas antworten konnte. "Ja", log ich.
"Wo tut es dir weh?", fragte Dad und trat näher an mein Bett. Er sah mich herausfordernd an.
Ich blickte ihn nur fragend an. Was meinte er denn mit Schmerzen? Sollte er mich denn nicht eher fragen, was ich schlechtes geträumt hatte?
"Es geht los", flüsterte Dad mit ängstlichem Blick auf mich gerichtet.
"Was meinst du?" Ich fuhr mir durch meine Haare. Auf einmal war ich hellwach.
Dad und ich starrten uns gegenseitig an.
"Was waren denn das für Schreie?", fragte meine Schwester mit verschlafenem Blick, die in mein Zimmer tapste.
Sie unterbrach unseren Augenkontakt.
"Geh jetzt schlafen Scarlett", sagte Dad, machte das Licht aus und verschwand aus der Türe.
Scare stöhnte, drehte sich verschlafen um und schloss die Tür.
Ich lies mich erschöpft in mein Kissen zurückfallen, während ich lauschte, wie die beiden die Türen zu ihrern Zimmern zumachten. Sofort holte den Brief hervor. Nichts konnte mich mehr halten ihn zu lesen! Ich schlug meine Bettdecke beiseite und ging mit den Brief an mein Fenster. Es war dunkel, doch der Vollmond hell genug, um zu lesen. Mit zitternden Händen betrachtete ich ihn. Ich fuhr über das rote Siegel, das einen Rabenkopf darstellte. Der Brief war alt und sah ziemlich abgenutzt aus. Nichts stand darauf. Kein Absender oder Empfänger.
Ich brach das Siegel. Langsam und mit schnellen Atemzügen holte ich ein altes Stück Papier aus dem Umschlag heraus. Eine wunderschöne gebildete Handschrift sah man auf dem braunen Papier. Ich begann die schön geschwungenen Buchstaben zu lesen, die von den Strahlen des Mondes beleuchtet wurden.
Liebe Miss Jolina Lockwood,
du willst wissen was vor sich geht?
Dann komm zu uns Jolina.
Ich war schon immer dafür, dass du es gleich erfährst, damit wir die vielen Fehler nicht noch einmal wiederholen. Und jetzt habe ich dich endlich gefunden.
Fogforest, Ravenstreet.
Armin Haddington
Mein Herz schlug mir bis zum Hals und mir wurde abwechselnd warm und kalt.
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Der Rubin gegen den Smaragd
FantasyDiese Geschichte handelt von einem beliebten Mädchen in ihrer Kleinstadt Cursetown. Jolina Lockwood, die mit einer außergewöhnlichen Schönheit beschenkt wurde. Ihr Leben stellt sich völlig auf den Kopf, als ihre Mum bei einem Autounfall ums Leben ko...