Ich knallte meine Spind zu. In Mathe hatte ich ein F+ kassiert.
"Wow!"
Ich schielte nach rechts. "Oh, sorry." Tristan Wellington, ein beliebter Junge und Captain der Rugby - Mannschaft in Cursetown hatte die Türe meines Spindes ins Gesicht bekommen.
"Du siehst aus, als ob du jetzt jeden den Kopf abreißen könntest." Er grinste und lehnte sich an die Spinds, sodass ich nicht geradeaus laufen konnte.
"Willst du's drauf ankommen lassen?", fragte ich barsch und sah ihm fest in die Augen.
"Nee, ich denke nicht."
"Dann hau ab." Ich nahm meine Bücher für Chemie heraus.
"Magst du diese giftigen Schlangen?"
Was sollte diese Frage? "Nö", sagte ich trotzig.
"Dann magst du dich selber auch nicht."
"Hä?" Ich klemmte meine Bücher an die Brust und schaute ihn irritiert an.
Tristan lachte und sprach dann wie mit einem kleinem Kind: "Du." Er zeigte kurz auf mich. "Bist - die - giftige - Schlange."
Ich verdrehte meine Augen und schlüpfte unter seinen Arm hindurch.
"Du bist ganz schön verschlossen Jo", sagte er.
"Du bist ja immer noch da", erwiderte ich trotzig. Tristan versuchte mit mir Schritt zu halten, aber ich wollte bloß weg hier. "Man, ich hab nur eine schlechte Note okay? Und jetzt zisch ab."
"Da ist aber jemand motzig."
"Geh, wenn's dich stört." Ich lief die Treppen hoch, wo die Chemieräume waren.
"Geht leider nicht. Würde ich gerne, aber ich hab auch Chemie."
"Was für ein Zufall", sagte ich ironisch grinsend.
"Ein schlechter, nicht wahr?"
"Ja", sagte ich genervt und nahm jetzt zwei Stufen auf einmal.
Tristan hielt ohne Probleme mit mir mit. "Soll ich dir Nachhilfe geben?"
"Brauch ich nicht."
"Das sieht aber anders aus." Er nahm drei Stufen auf einmal und stellte sich mir in den Weg. "Welche Note?"
"F+." Ich versuchte seinen Blicken auszuweichen und stieg weiter, bis wir in die Flure gelangten, wo die Chemieräume waren.
"Wenigstens macht das kleine Plus noch Hoffnung."
"Vielleicht sollte ich einfach Kyo fragen", neckte ich ihn.
"Mit dem macht es aber nicht so Spaß wie mit mir. Außerdem hatte ich die Themen schon."
"Okay, Bedingung?" Ich gab nicht gerne nach, aber vielleicht brauchte ich wirklich Hilfe.
"Oh, Jolina Lockwood gibt nach?" Er war rechtlich verwirrt, fing sich dann aber wieder. "Schau beim Rugbytraining heute Nachmittag zu."
Ich seufzte und blieb in ein paar Meter Entfernung vor dem Chemieraum stehen, wo meine Klasse stand. "Muss das sein?"
Er nickte. Er wusste, dass ich Rugby hasste.
"Um zu sehen, wie du einen Punkt nach dem anderen machst?", versuchte ich aus ihm raus zu quetschen.
"Vielleicht."
"Oder um mich zu ärgern?" Ich beäugte ihn spitz.
"Vielleicht." Er grinste schelmisch.
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Ich stütze meine Hände auf meinen Beinen ab und schaute unserer Rugby-Mannschaft in Cursetwon gelangweilt zu. Sie warfen sich aufeinander und brüllten, nur um diesen bescheuerten Ball zu bekommen. Ich fand das affig. Natürlich entging mir nicht, das die Jungs unauffällig zu mir herüber schielten, damit ich auch ja sah, wie gut sie waren.
Freya seufzte. "Immer wieder dasselbe." Sie rollte mit den Augen.
Henry nickte und ich konnte ihnen nur zustimmen.
"Euer Ernst?" Amy fixierte uns mit großen Augen. "Das sind die heißesten Jungs in Cursetwon, die wirklich was können! - Außer Gabriel."
Typisch Amy.
Aber sie hatte trotzdem recht. Zayn, Derek und Kaden spielten auch in der Cursetown - Mannschaft.
Um das Rugbyfeld in der Alhambra war ein Art Gerüst aufgebaut, wo man sich hinsetzten konnte. Auch wenn es kalt war, waren wir nicht die einzigen, die zuschauten. Die anderen Mädchen kicherten und zeigten auf unterschiedliche Jungen.
Ich überschlug meine Beine und beobachtete Zayn, anstatt Tristan. Mit einer Leichtigkeit fing Zayn den Rugbyball auf und erlangte eine ordentliche Geschwindigkeit.
"Jo, warum sind wir überhaupt hier?", fragte Betty.
"Wegen Hausaufgaben", log ich. Okay, das war schlecht. Ich hatte mich nicht einmal mit einem Buch getarnt.
"Und warum machst du dann keine?" Sie zog ihre Stirn in Falten. "Wegen wem?" Sie lachte und stupste mir in die Seite.
Jetzt war auch Amy Sterling hellwach. "Joooo!", flötete sie.
"Nein Man, ich bin nur hier, weil Tristan mir Nachhilfe geben will." Ich nahm mein Handy und starrte auf die Uhr, wie lange es noch dauern würde. "Und als Gegenleistung muss ich mir das antun."
"Ähm." Henry rieb sich den Nacken. "Ich geh dann mal. Keine Ahnung, warum ich überhaupt mitgekommen bin."
Amy schaute ihm hinterher und Betty sagte: "Der ist nur eifersüchtig."
"Ach was", sagte ich und warf meine Haare nach hinten. Warum sollte er? Henry Harper war mein bester Freund, mit den ich in Kinderjahren zusammen badete und in einem Bettchen schlief.
Der Coach pfiff auf einmal und das Training war beendet.
Tristan stieg schweißgebadet die Treppen zu uns hoch und lächelte mich an.
"Aha, es ist also Tristan und zufälligerweise der Captain", sagte Amy und sah mich stolz an. Aber vielleicht täuschte ich mich da auch nur. Amy war eine grandiose Schauspielerin und ich wusste, dass sie schon immer ein Augen auf den Captain geworfen hatte.
"Wie war's?", fragte Tristan, der wie ein Hund angelaufen kam und sich den Schweiß von der Stirn abwischte.
"Wie erwartet atemberaubend", sagte Amy an meiner Stelle. Viel zu übertrieben.
"Wie erwartet langweilig wollte Jo sagen", antwortete Betty.
Bevor Tristan etwas erwidern konnte, klingelte auch schon sein Handy und er verschwand.
"Danke für's Gespräch", sagte Amy trocken und stand beleidigt auf. "Lust noch auf'n Cursetowner Weihnachtsmarkt zu gehen?"
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Der Rubin gegen den Smaragd
FantasyDiese Geschichte handelt von einem beliebten Mädchen in ihrer Kleinstadt Cursetown. Jolina Lockwood, die mit einer außergewöhnlichen Schönheit beschenkt wurde. Ihr Leben stellt sich völlig auf den Kopf, als ihre Mum bei einem Autounfall ums Leben ko...