Kein Glauben

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Ich hielt es nicht mehr aus. Ich wollte wissen, was Sache war. Hastig drückte ich die Türklinge herunter. Als ich reinkam, unterbrachen die beiden sofort ihre Unterhaltung. Sie sahen mich bezaubernd an. Auch wenn Mr Haddington dagegen ankämpfte.

"Du bist wunderschön Jolina", sagte Dad.

Ich setzte mich neben ihn und zum ersten Mal an diesem Tag bekam ich ein Lächeln über die Lippen. "Du siehst aber auch nicht schlecht aus."

Dad hatte einen schwarzen Smoking an. Seine schwarzen Haare trug er wie immer. Mr Haddington war dagegen noch edler angekleidet. Er trug einen lila Anzug mit Krawatte, auf der sich wundervolle silbernen Muster zierten, was zu seinen schwarzen schulterlangen Haaren perfekt passte. Beide trugen schwarze Lackschuhe. Mr Haddington saß natürlich am Ende des Tisches. Ich verdrehte die Augen. Er zeigte ja auch noch richtig, das er der Boss war. Ich konnte ihn nicht ausstehen und jede Sekunde, die ich mit ihm verbrachte, wuchs mein Hass. Und gruselig war er dazu auch noch. Aber ich mochte seine mystische und selbstbewusste Art, auch wenn ich das nur schwer zugeben konnte.

Der Saal war prächtig, was auch inzwischen nicht mehr anders zu erwarten war. Ein großer Kronleuchter mit Kerzen beleuchtete den gigantischen Saal. Überall waren Kerzenständer mit brennenden Kerzen. (Ich fragte mich, wie lange die Angestellten dafür brauchten, sie alle anzuzünden). Der Tisch und die Stühle waren antik und sehr gemütlich mit den roten Polstern. Die Auswahl an Gabeln, Messern und Löffeln war groß. Auf einmal fühlte ich mich fehl am Platz. Das riesige Kleid, das mir am Bauch kniff, die Aufmerksamkeit aller hier im Schloss, dieser Luxus und Service. Normalerweise säßen wir jetzt alle am Tisch und hätten geredet und gelacht. Grandpa hätte an allem etwas auszusetzen, Scare hätte mich provozieren wollen und Grams würde von ihren neuen Super-Diäten schwärmen. Ich merkte wie sehr mir das alles fehlte. Stadtessen herrschte Stille, während alle Augen mich anstarrten. Ich hatte so viele Frage, die in meinem Kopf herumschwirrten. Aber ich stellte sie nicht. Vielleicht weil ich wollte, dass Dad zumindest ein einziges Mal ehrlich zu mir war.

"Ähm... Jolina?", fing Dad nach einer Weile an. Er sah mich mit bedrücktem Blick an.

"Ja?", fragte ich genauso unsicher zurück.

"Das was ich dir jetzt sagen will... ähm das... das hätte ich schon vor langer Zeit tun sollen."

Ich hing gespannt an seinen Lippen. Ich wollte es endlich wissen, was er schon so lange Zeit vor mir geheim hielt.

"Du fragst dich bestimmt, warum wir bei Mr Haddington sind, den man sonst nur aus dem Fernsehen kennt." Seine Worte waren rau und sein Gesicht ausdruckslos.

Allerdings.

Mr Haddington unterbrach Dad mit einer Handbewegung. "Zuerst das Wesentliche Charles. Familie danach."

Familie? Was lief hier eigentlich?

"Kürzlich bist du 14 geworden und nun ja an deinem 14. Geburtstag geht dein... dein Fluch los." Seine Stimme war stockend und er atmete tief durch, als wäre ihm eine große Last, vom Herzen gefallen.

Das erste was ich machte, war der Griff zu dem Schlüssel meiner Kette. "Fluch?", fragte ich unsicher. Ich blickte abwechselnd zu Mr Haddington und Dad. Sollte das ein Scherz sein? Sie aber sahen mich ernst an. Todesernst... Auf einmal musste ich anfangen laut loszulachen. Ich konnte mich gar nicht mehr zurückhalten! Mr Haddington und Dad wechselten irritierte Blicke. "Entschuldigt!", sagte ich lauthals lachend. "Fluch!" Ich fasste mir an den Bauch, der mir vom Lachen am Korsett wehtat. Ich beugte mich über meinen Teller und lachte. Ich lachte, bis ich keine Luft mehr bekam.

Der Rubin gegen den Smaragd Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt