"Und dann bin ich gegangen", sagte ich Betty am Handy, während ich mir den Weg durch die Menschen bahnte. Ich hatte ihr meine Unterhaltung mit Mr Haddington nochmal genaustens erklärt. Zum Glück durfte ich wieder nach draußen, da jetzt Winterferien waren.
"Oh mein Gott, aber was hat dein Dad damit zu tun?"
"Das wüsste ich auch nur zu gern." Ich ließ meine Schultern hoffnungslos sinken und wich einer Pfütze aus. Wir waren im Relexed verabredet, dem besten Café in Cursetown.
"Das sind bestimmt Lügen."
"Ja", sagte ich langsam, konnte aber nur hoffen. Ich wollte Betty nichts von der Feder erzählen. Sie würde sich nur unnötige Sorgen machen. Aber es fühlte sich trotzdem falsch an, ihr nichts zu sagen.
"Jo!"
Ich drehte mich ruckartig um und sah Tristan Wellington, der angerannt kam. "Okay, ich muss auflegen." Ich drückte auf den roten Hörer.
"Du bist letztes Mal einfach weggegangen", warf der Rugby Captain mir an den Kopf, als er keuchend an mir ankam.
"Und das werde ich jetzt wieder tun." Ich grinste und überquerte die Straße, wo das Relexed war.
"Warte doch." Er hielt mich am Handgelenk fest.
Ich machte mich los und mein Grinsen verschwand sofort. "Tristan, du bist geschlagene vier Jahre älter als ich."
Dieser gutaussehende Junge zuckte mich den Schultern. "Na und?"
Ich beäugte ihn spitz. "Weißt du wie sich das anhört? Eine 14 jährige und ein 18 jähriger?"
"Das ist mir doch egal, was die anderen denken." Er kam einen Schritt auf mich zu. "Seh dir doch mal die Promis an. Die haben einen zehnfachen Jahresunterschied."
"Ich weiß, aber die sind erwachsen." Ich ging einen Schritt zurück.
"Du weißt, dass du äußerlich und innerlich schon älter bist."
Ich verschränkte meine Arme und wollte gar keinen Schritt mehr zurück gehen. Plötzlich musste ich lachen. "Ich bin ein kleines Mädchen und du schon... na ja... fast erwachsen."
"Nein."
Musste er mir immer widersprechen? Das nervte, aber es war hoffnungslos. Ich stand immer noch mit verschränkten Armen vor ihm und wartete darauf, dass er etwas sagte.
Er seufzte schwer. "Und trotzdem will ich der Erste sein, der Jolina Lockwood küsst."
Was? Sein Ernst? Ich blickte ihn skurril an. Innerlich musste ich lachen, aber ich stand wie angewurzelt vor ihm. Und wie jede Sekunde verstrich, gruben sich meine Wurzeln tiefer in die Erde, sodass es jetzt unmöglich war, abzuhauen.
Dann küsste er mich.
Einfach so.
Mein erster Gedanke war: Ich hasste ihn! Was fiel ihm ein? So richtig kannten wir uns gar nicht und er war jetzt also der erste Mann, der mich küsste? Das sollte mein erster Kuss sein? Keine Ahnung, aber irgendwie hatte ich mir das anders vorgestellt.
In seinen Augen konnte ich ablesen, dass er nur darauf hoffte, dass ich mich auf ihn stürzte und ihn zurück küsste. Oh mein Gott, wie sich das schon anhörte! Aber ich war noch ein Teenager mit zarten 14 Jahren! Keine Ahnung, was ich gerade dachte. Aber eines wusste ich mit Sicherheit: Ich empfand die volle Wut! Am liebsten hätte ich ihn angeschrien und gebrüllt, was er wohl dachte, wer er sei, dies zu tun! Er hatte jetzt seinen Triumph das It-Girl von Cursetown geküsst zu haben! Genau in diesem Augenblick würde ich ihn am liebsten schlagen und auf den Boden werfen!
"Ich hasse dich!", bekam ich heraus. Aber leider viel zu leise.
"Wer sich hasst, das liebt sich", lachte er.
Meine Wut stieg. Ich packte ihm am Kragen und drückte ihn gegen eine Hauswand. Was komisch war, denn eigentlich müsste er stärker sein, als ich. Tristan wehrte sich, aber ich war tatsächlich stärker, als ein 18 jähriger sportlicher Mann! "Das war dein größter Fehler!", schrie ich ihn an. Ich ließ ihn gegen die Hauswand der Cursetownbäckerei knallen. "Ich dachte du wärst anders, als die anderen! Tristan Wellington!" Meine Worte waren selbstbewusst und deutlich, während ich ihm in die Augen des Captains starrte. Voller Spott. Er versuchte noch immer die ganze Zeit sich loszumachen, aber es war einfach ihn zu halten. Er konnte Es war ihm sehr peinlich. Das sah man auf an seiner schweißigen Stirn und den verwirrten Augen.
Ich warf diesem falschen Mann einen verschmitzten Blick zu, während ich ihn schelmisch angrinste. Das gefiel mir irgendwie und dann sah ich es in seinen Augen: Angst. Ich hatte ihn unter Kontrolle und das war ein tolles Gefühl.
Ich genoss es, als ich ihm eine Ohrfeige gab, aber nur leicht - leider.
Dann ließ ich ihn los. Tristan Wellington fiel auf den nassen gepflasterten Boden und ich glaubte er schürfte sich die Hände leicht auf. Ich beugte mich zu ihm herunter, während meine Kette baumeld vor seinem Gesicht hin und her schwang. Als könnte ich ihn damit hypnotisieren...
DU LIEST GERADE
Der Rubin gegen den Smaragd
FantasiDiese Geschichte handelt von einem beliebten Mädchen in ihrer Kleinstadt Cursetown. Jolina Lockwood, die mit einer außergewöhnlichen Schönheit beschenkt wurde. Ihr Leben stellt sich völlig auf den Kopf, als ihre Mum bei einem Autounfall ums Leben ko...