Babypartys waren im Endeffekt genau das, was sich jeder darunter vorstellte.
Man trank Sekt oder Alkoholfreies, aß Kuchen und Törtchen und jeder brachte ein Geschenk für die werdende Mutter, das Baby oder für beide mit.
Dies war meine erste Babyparty und ich sehr gespannt, wie es bei Gemma werden würde. Lya war mindestens genauso aufgeregt wie ich und zappelte deshalb die ganze Zeit über auf dem Sofa neben mir. Ich legte meine Hand auf ihr Bein und sah sie durchdringend an. Sie flüsterte ein sorry und widmete sich dann wieder dem Geschehen.
Gemma war gerade dabei die letzten Geschenke auszupacken und freute sich über jedes mehr und mehr. Während Lya und ich uns für T-Shirts mit den Aufschriften Big Brother für Luke und Little Sister für die Kleine entschieden hatten, bekam Gemma auch sehr nützliche Gegenstände geschenkt. Manche waren auch sehr witzig. Alles in allem war die Stimmung sehr gut und Gemma wirkte glücklich, was meiner Meinung nach das wichtigste war. Während alle die Party genossen, half ich Anne und räumte das benutzte Geschirr in die Küche.
„Du musst mir nicht helfen, immerhin bist du Gast hier.", sagte sie und strich sanft über meinen Arm.
„Ist doch selbstverständlich. Immerhin heirate ich Gemmas Bruder und deinen Sohn." Anne stellte das Geschirr ab, kam auf mich zu und nahm mich in den Arm. Ich war etwas überrascht, doch nahm die Umarmung lächelnd entgegen. Sie hielt länger an, als ich dachte. Auf einmal hörte ich Anne schniefen. Schockiert drückte ich sie erst etwas fester und fragte dann, wieso sie plötzlich so traurig war.
„Es ist nur, dass momentan alles so schön ist. Luke ist gesund, Gemma wieder schwanger und glücklich mit ihrer Familie. Und endlich hat auch Harry jemanden gefunden, mit dem er glücklich ist. Ich bin so froh, dass er dich hat, Mary." Ich ließ ihre Hände los und drückte sie noch einmal.
„Ich bin so glücklich, dass Harry eine so wundervolle Familie hat. Ich würde ihn auch heiraten, wenn es nicht so wäre, aber so ist es tausend Mal schöner!", sagte ich. Anne nickte und wischte sich die Tränen weg. Wir räumten noch etwas die Küche auf und gesellten uns dann wieder zu den anderen. Nach einer Weile lenkte Gemma das Gespräch von der Geburt zu mir.
„Hast du eigentlich schon deinen Jungesellinnenabschied geplant?", fragte sie mich, was mich gänzlich überrumpelte.
„Äh, wenn ich ehrlich bin habe ich mir darüber noch keine Gedanken gemacht." Schockiert sahen Gemma und die anderen erst mich und schließlich Lya an.
„Was bist du für eine beste Freundin? Wir machen das so, wir treffen uns nächsten Freitag in der Stadt und dann planen wir alles. Ok?", fragte sie Lya, welche überfordert nickte.
„Habt ihr wenigstens schon etwas für Harrys Geburtstag geplant?", fragte Gemma dann. Heute war sie sehr viel mit Fragen beschäftigt...
„Nicht dein Ernst, oder? Ihr seid so schlecht im Planen.", seufzte sie. Anscheinend hatte man mir meine Ratlosigkeit von meinem Gesicht ablesen können.
„Wir haben überlegt, ob wir essen gehen, aber Harry ist wegen der Arbeit zur Zeit immer so ausgelaugt und ich ehrlich gesagt auch, wegen der Hochzeit.", murmelte ich verlegen.
„Hauptsache ihr macht wenigstens etwas. Solche Langweiler. Als ich in eurem Alter war...", begann sie zu erzählen. Darauf folgten mehrer Geschichten aus ihrer Jugend, denen ich nur wenig Aufmerksamkeit schenkte. Meine Gedanken waren wieder beim Thema Babys. Jetzt, wo sowohl meine zukünftige Schwägerin, als auch meine beste Freundin schwanger waren, fragte ich mich, wieso ich nicht die nächste sein sollte. Immerhin waren Harry und ich in wenigen Wochen verheiratet und da ich mir mit ihm sicher war, sprach eigentlich nichts dagegen. Wir hatten beide einen Job, waren finanziell abgesichert und gesund waren wir auch. Vielleicht sollte ich das Thema einfach mal ansprechen und abwarten, wie Harry dieses Mal reagiert? Ich wusste ja schon, dass er tendenziell nicht gegen Kinder hatte. Doch wie sah es nun aus? Jetzt, wo seine Karriere gerade wieder bergauf ging...
„Mary? Möchtest du noch etwas trinken?", fragte Lya mich. Anscheinend war dies nicht das erste Mal gewesen, denn alle starrten mich an.
„Äh, nein Danke.", antwortete ich schnell, um der Aufmerksamkeit zu entkommen. Als mein Handy zu klingeln begann, entschuldigte ich mich kurz und lief in die Küche.
„Hey, Babe. Scott hat mich gerade angerufen und mir die frohe Nachricht mitgeteilt.", sagte Harry und ich konnte ihn lächeln hören.
„Ich hab doch gesagt, dass er sich freuen wird."
„Und wieder hattest du Recht. Wann kommst du nach Hause?", fragte Harry traurig.
„Ich denke nicht, dass das hier noch sehr lange geht. Vermisst du mich etwa?", stichelte ich.
„Schrecklich... bringst du mir etwas Kuchen mit?"
„Wenn noch etwas über ist mache ich das gerne.", antwortete ich. Dabei war ich mir nicht mal sicher, dass Lya und Gemma noch etwas übrig gelassen hatten.
„Ok, dann hab Spaß. Ich liebe dich."
„Ich liebe dich auch." Nachdem ich aufgelegt hatte, ging ich zurück und wieder lagen alle Blicke auf mir.
„Was ist?", fragte ich verwirrt.
„Nichts, es ist nur, dass die anderen bis eben nicht wussten, dass du mit Harry verlobt bist. Also dass du seine Verlobte bist.", erklärte Gemma mir.
„Ja und?" Entweder stand ich auf dem Schlauch und verstand das Problem einfach nicht, oder es gab tatsächlich keins.
„Naja, wir waren nur etwas... überrascht. Viele von uns kennen Harry schon eine Weile und wir hatten nicht damit gerechnet, dass er jemanden wie dich heiraten würde.", stellte eine von Gemmas Freundinnen klar.
„Jemanden wie mich?"
„Jemanden der so nett und freundlich und einfach so ist, wie du. Wir meinen das nicht negativ, sind nur etwas überrascht." Ihre Erklärung klang nicht sehr positiv, da sie zwar nicht mich, aber Harry sehr negativ darstellte.
„Es ist schmeichelnd, dass ihr mich nett und freundlich findet, doch wenn ihr noch immer davon überrascht seid, dass Harry und ich heiraten, dann kennt ihr Harry zwar lange, aber nicht gut. Er ist der wundervollste Mensch, den ich je getroffen habe und ich denke nicht, dass ihr das Recht habt, so über ihn zu urteilen!" Mit diesen Worten stand ich schwer atmend auf und verließ den Raum. Lya folgte mir und beruhigte mich. Kurz darauf nahm Gemma mich dankbar in den Arm.
"Also wenn Harry dich nicht heiraten würde, würde ich es tun!"
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Understand (III)
FanfictionEs wird einsam, wenn niemand da ist zum reden. Doch es ist gut zu wissen, dass es jemandem wichtig ist. Denn ich bin schon so lange auf diesem Zug. Menschen steigen ein und steigen aus. Ich bete, dass ich nicht vergesse, wo ich hingehöre. Und jed...