Teil 66 - Auf uns.

174 25 13
                                    

„Genau. Mrs. Peterson bereitet alles vor und ihr könnt dann alle bei ihr schlafen. Sie freut sich schon auf die Kleinen.", sagte ich und kritzelte auf der Liste vor mir rum. Während Harry das Konzert vorbereitete, arbeitete ich einige Punkte auf meiner noch immer to-do Liste ab.
„Alles klar, das klingt echt nach einer sehr netten Frau."
„Das ist sie. Hast du schon mit den Jungs telefoniert?", fragte ich Gemma.
„Ja, gestern. Sie sind alle dabei. Liam hat sich frei genommen und Zayn fliegt früher aus Japan zurück. Ich habe das jetzt erst mal alles über meinen Namen laufen lassen, weil ihr ja beide nicht zum Unterschreiben da sein konntet."
„Danke, Gemma. Ich weiß wirklich zu schätzen, was du für uns machst.", sagte ich dankbar. Sie war eine wundervolle Schwägerin.
„Nichts zu danken. Ich mache das alles während Rosalie schläft oder trinkt, da habe ich eh nichts besseres zu tun.", lachte Gemma.
„Danke, trotzdem. Ich muss jetzt los, aber ich rufe dich an, sobald wir zurück fliegen morgen."
„Alles klar, dann grüß Harry von mir und lass dich nicht von den Fans umrennen.", lachte sie.
„Ich versuch's. Bis dann, Gemma." Ich legte auf und ließ mich auf das Bett fallen. So langsam zweifelte ich doch daran, ob es eine gute Entscheidung gewesen war. Laura hatte mich ausgelacht, während Ben und Snitch gesagt hatten, dass ich wahnsinnig war. Doch was sollte ich machen? Es war meine letzte Chance. Ein einziges mal wollte ich wie der Directioner von damals als Fan auf ein Konzert der Jungs gehen. Dass dies Harrys letztes Konzert dieser Tour war, machte es noch besonderer.
Lächelnd ging ich zu meinem Koffer und zog ein altes T-Shirt heraus. Ich hatte es letzte Woche zuhause gefunden und wollte es Harry unbedingt zeigen. ‚Treat people with kindness' stand auf dem grauen Shirt. Ich zog es über und ging zum Spiegel, um meinen Zopf zu erneuern. Dann war ich fertig. Mit der Karte, die Laura mir widerwillig besorgt hatte und meiner Tasche verließ ich das Hotelzimmer und fuhr mit der U-Bahn zum Veranstaltungsort. Ich war froh, dass ich die U-Bahn in Berlin schon etwas kannte und mich so nicht so leicht verlaufen würde. Abgesehen davon konnte ich auch einfach den anderen Fans folgen. Denn es waren viele Fans unterwegs.
Ich wusste nicht, ob ich es bereuen sollte, mich wie ein normaler Fan auf das Konzert zu schleichen. Doch ich wollte noch ein weiteres Mal diese unglaubliche Erfahrung machen.
Es war hart, mich mit den ganzen Fans in das Stadion zu begeben.
Doch schon wenige Minuten später wurde mir bestätigt, was ich vermutet hatte. Das Stadion bebte und die Atmosphäre war inmitten dieser ganzen Menschen noch greifbarer. Harry merkte man an, dass er sich nicht so beobachtet fühlte. Er war noch mehr in der Musik vergangen und während ich ihn beobachtete, fiel mir gar nicht auf, wie schnell die Zeit verflog und das Konzert beendet war.
Ich fuhr mit der Bahn zum Hotel und wartete davor.
„Ist es nicht etwas zu kalt für dich?" Ich blickte auf, direkt in Harrys strahlend grüne Augen. Lächelnd legte ich mich in seine ausgebreiteten Arme und atmend seinen Geruch ein.
„Auf dich würde ich doch immer warten.", sagte ich grinsend und küsste Harry. Er ergriff meine Hand und zog mich ins Hotel.
Es war unsere letzte Nacht in Berlin. Da wir morgen ausgehen würden bestellte ich etwas zu Essen, während Harry duschte.
Danach ließen wir den Abend gemütlich ausklingen. Unglaublich, dass dies einer der letzten Abende sein würde, den wir einfach nur als Paar verbrachten. In wenigen Tagen würden wir Mann und Frau sein. Inzwischen zählte ich die Tage, als wären es M&M's, in meinen Gedanken ab. Es erleichterte mich, dass wir diesen großen, schönen Schritt bald hinter uns haben würde. Zu viel lag hinter uns. Dabei lag das schönste noch vor uns...

Am nächsten Morgen küsste Harry mich, bevor er ging. Noch im Halbschlaf versunken bekam ich das kaum mit. Als ich dann aufwachte ging ich duschen und machte mich fertig. Dank einer Nachricht von Harry wusste ich, dass er mich nicht zu lange warten lassen würde. Gegen 11 bekam ich eine weitere Nachricht von Harry. Sie war nicht sehr ausführlich, kaum mehr als eine Adresse stand dort drin. Ich harkte nicht weiter nach, nahm stattdessen meine Tasche und machte mich auf den Weg. Das Ziel war nicht weit entfernt in der Nähe des Ku'damms und leicht zu finden. Während ich auf Harry wartete, sah ich auf mein Handy. Bis mir die Augen zugehalten wurden.
„Sehr lustig, Harry.", sagte ich. Doch als ich mich umdrehte blickte ich nicht in das Gesicht meines Verlobten, sondern in das von Snitch.
„Ich sag doch sie erkennt mich nicht.", lachte er zu Harry gedreht. Hinter den beiden entdeckte ich den Rest der Crew.
„Hey, Babe.", sagte Harry und küsste mich.
„Freust du dich schon? Ich liebe Stadtrundfahrten!", rief Laura und ergriff meine Hand.
„Jetzt hast du es verraten.", seufzte Harry. Lachend lehnte ich meinen Kopf an seine Schulter.
Kurz darauf hielt ein Stadtrundfahrtbus neben uns. Die anderen stiegen vor uns ein, dann folgte ich ihnen, doch Harry zog mich nach oben.
„Ich hab ihnen erzählt, dass wir das hier machen und da wollten sie alle mit. Also habe ich gesagt, dass sie unten bleiben müssen.", sagte Harry stolz. Ich küsste ihn und seufzte.
„Du hast mir gefehlt."
Obwohl wir bereits bei unserem letzten Besuch in Berlin eine Stadtrundfahrt gemacht hatten, war es witzig und spannend. Ich genoss die kurze Ungestörtheit mit Harry, wissend, dass dies in den nächsten Tagen sicher zu kurz kommen würde.
Nach der Stadtrundfahrt verabschiedeten wir uns von den anderen, gingen zurück ins Hotel um uns umzuziehen. Dann gingen wir runter ins Restaurant. Doch nicht gemeinsam.
Während ich schon fertig war brauche Harry noch etwas, weshalb ich mich an die Bar setzte und auf ihn wartete.
„Ein Wasser, bitte."
Ich nahm das Glas und sah mich im Raum um. Es waren viele Paare hier, aber auch Geschäftsleute. Harry und ich würden hier wohl kaum auffallen. Noch immer meinen Blick schweifend entdeckte ich ihn bereits, als er den Raum betrat. Er hatte den Blick gesenkt, die Hand in den Haaren. Trotzdem sah er unwiderstehlich aus. Er trug ein hellgrünes Hemd, dessen Farbe genau der seiner Augen entsprach. Es faszinierte mich. Er faszinierte mich. Wie am ersten Tag...
„Hallo, schöne Frau. Würden Sie vielleicht gerne etwas zu sich nehmen? Mit mir?", fragte er gespielt höflich. Ich unterdrückte ein Lachen, als ich nickend seine Hand ergriff und mich zu einem der Tische führen ließ.
„Du siehst wunderschön aus.", sagte Harry, als er sich mir gegenüber setzte.
„Ich sehe wunderschön aus? Guck dich mal an! Dieses Hemd ist hypnotisierend!" Harry lachte.
„Dann ist es wohl doch nicht mein makelloses Aussehen, dass dich an mich bindet?", scherzte er. Ich ergriff seine Hand und lächelte sanft.
„Sagen wir nicht nur." Harry küsste meine Hand und wählte dann beim Kellner einen Wein für uns aus. Wir bestellten unsere Gerichte und unterhielten uns dann.
„Wie lief der Morgen? Sicher sind alle sehr zufrieden mit der Tour.", begann ich das Gespräch.
„Allerdings. Und auch wenn es viel Spaß gemacht hat, sind wir jetzt alle froh, erst mal eine Pause zu machen. Aber genug von der Arbeit. Erzählst du mir von den Plänen bei dir zuhause? Wir hatten bis jetzt so wenig Zeit, über die Hochzeit zu reden." Innerlich war ich überglücklich, dass Harry lieber über uns, als über seinen oder meinen Job reden wollte. Er war eben doch ein Engel auf Erden.
„Ich will nicht zu viel verraten, aber ich kann dir schon mal sagen, dass du mit deiner Familie bei Mrs. Peterson schlafen wirst, sie besteht darauf. Und damit wir die letzte Nacht als unverheiratetes Paar nicht gemeinsam verbringen, werde ich mit meinen Cousinen in meinen alten Zimmer schlafen." Harry schmunzelte, vermutlich wegen letzterem.
„Wir feiern nach der Zeremonie bei uns im Garten. Um das Buffet kümmert sich die Familie einer alten Freundin. Sie haben ein Restaurant in der Stadt und nachdem ich mich mit Chloe versöhnt habe, haben sie zugestimmt.", sagte ich mit stolz in der stimmt. Es fühlte sich gut an, wieder gut mit Chloe auszukommen.
„Du hast mir nie von Chloe erzählt."
„Das stimmt. Wir waren in der Schule beste Freunde und haben uns dann nach dem Abschluss auseinandergelebt. Kann auch sein, dass wir uns sogar gestritten haben, doch das weiß ich nicht mehr genau. Aber wir haben uns ausgesprochen und wie es aussieht kommt sie nach der Hochzeit sogar mit uns nach London." Harry lächelte mich an, dieses Mal hatte er den Stolz in seinem Blick.
„Das ist wundervoll, Babe. Ich wusste, dass es eine gute Idee war, bei dir zuhause zu heiraten. Klingt so, als hättet ihr alles bestens durchgeplant." Ich nickte, als der Kellner unsere Gerichte brachte. Harry nahm sein Weinglas und hielt es zum Anstoßen hoch.
„Auf uns. Auf das Hier und Jetzt und darauf, dass wir in nicht mal 72 Stunden Mann und Frau sein werden!", sagte er. Mein Herz schmolz dahin.
„Auf uns."

Understand (III)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt