Ich sah zu Anne auf und entdeckte Tränen in ihren Augen. Sie nahm mich in den Arm und drückte mich fest. Als sie mich losließ, strahlte sie mich freudig an. Ich zeigte ihr den Ring an meinem Finger und lächelte, als sie mich fragend ansah. Noch freudiger zog Anne mich an meiner Hand zurück in das Krankenzimmer, wo uns der Rest von Harrys Familie überrascht ansah.
"Mary erinnert sich wieder und die Hochzeit findet doch statt!", verkündete sie. Alle sahen überrascht aus, als sie mir gratulierten.
"Würdet ihr mir vielleicht bei dem ganzen Hochzeitskram noch mal helfen? Das ganze Appartement steht voll und ich weiß nicht wo hin damit.", gab ich zu. Anne und Gemma boten sich sofort an.
"Ich darf morgen endlich nach Hause. Dann können wir bei uns alles besprechen, wenn du möchtest!", sagte Gemma. Dankend nahm ich ihr Angebot an. Ich blieb noch eine Weile im Krankenhaus und fuhr dann am späten Nachmittag zurück zum Appartement. Dort ignorierte ich die Hochzeitssachen und setzte mich mit einem Glas Wein in der einen und meinem Mac in der anderen Hand auf Harrys Bett. Naja, unser Bett. Auch wenn ich mich erinnerte, war es doch komisch, im Appartement zu sein. Vor allem ohne Harry. Verträumt blickte ich hinaus auf Londons Lichter. Die Sonne war gerade am untergehen, als mir ein Videoanruf von Harry angezeigt wurde.
„Hallo.", sagte ich lächelnd.
„Hey, mein Schatz. Was machst du so?", fragte Harry. Ich nippte an meinem Wein.
„Ich genieße den tollen Bordeaux. Und du?"
„Ich langweile mich schrecklich ohne dich. In zwei Stunden ist das nächste Konzert und ich bin erschöpft. Moment, bist du im Appartement?", fragte Harry schockiert.
„Ja, ich bin heute Mittag hergekommen, bevor ich ins Krankenhaus gefahren bin. Wieso bist du so schockiert? Schließlich hast du mir den Schlüssel wieder gegeben." Harry seufzte und fuhr sich durch die Haare.
„Ich, es tut mir leid, ich wollte die Sachen wegräumen und dir wieder anbieten, einzuziehen. Doch dann kam die Tour und-„
„Hey... es ist alles gut. Deine Mum und Gemma helfen mir mit den Sachen für die Hochzeit in den nächsten Tagen und bis dahin mache ich einfach einen Bogen darum, oder verfrachte sie ins Arbeitszimmer. Du wolltest, dass ich wieder einziehe?", fragte ich freudig überrascht.
„War ja klar, dass die beiden wieder Feuer und Flamme sind, wenn es um die Hochzeit geht. Ist Gemma denn schon wieder zuhause?" Es schien, als würde Harry meiner Frage gezielt ausweichen, doch das wollte ich ihm nicht durchgehen lassen.
„Sie kann morgen nach Hause. Beantwortest du mir nun meine Frage?" Für einen Augenblick sah Harry mich nur an, dann seufzte er.
„Seit deinem Anfall wünsche ich mir nichts mehr, als dich wieder ununterbrochen und zu jeder Tageszeit um mich zu haben. Also ja, ich möchte, dass du wieder zu mir in das Appartement ziehst." Gerührt blickte ich meinen, nun wieder, Verlobten an. Ich sah die Aufrichtigkeit in seinen Augen, mein Herz schmolz dahin.
„Wenn du wieder kommst, werde ich hier sein. Meine Kartons stehen schon im Arbeitszimmer.", teilte ich ihm mit. Harry begann breit zu lächeln.
„Das ist das wundervollste, was ich, seit deine Erinnerungen wieder da sind, gehört habe. Ich liebe dich so sehr.", hauchte er.
„Ich liebe dich auch. Wie schön wäre es, wenn du jetzt hier wärst.", sagte ich und drehte mich auf die Seite. Harry Augen weiteten sich.
„Ähm, könntest du vielleicht dein T-Shirt hochziehen? Nicht, dass mir der Anblick nicht gefällt, aber du fehlst mir schon genug." Peinlich berührt schmälerte ich meinen Ausschnitt und blickte dann wieder zu Harry auf. Eine Stimme im Hintergrund rief seinen Namen.
„Ich nehme an, du musst jetzt los?", spekulierte ich.
„Ja, leider. In drei Tagen bin ich wieder bei dir und dann planen wir unsere Hochzeit."
„Darauf freue ich mich schon so sehr. Ich liebe dich, Harry.", sagte ich und strich über sein Gesicht auf dem Bildschirm.
„Ich mich erst. Ich liebe dich auch. Schlaf gut mein Engel."
„Du auch. Bis morgen." Harry legte auf, ich klappte den Mac zu und leerte mein Weinglas.
Noch drei Tage, bis ich mein Leben mit Harry wieder aufnehmen konnte. Dann konnte ich endlich meine Krankheit und meine Amnesie hinter mir lassen und normal weiter leben. Während ich an meinen bevorstehenden Frieden dachte, verließ ich das Schlafzimmer, um etwas aus meinen Kartons zu holen. Ich durchsuchte ein oder zwei und fand schließlich was ich gesucht hatte. Das Buch legte ich auf den Schreibtisch, doch ich kam nicht dazu, es zu lesen, da etwas anderes meine Aufmerksamkeit auf mich zog.
23.03: Ich war heute bei ihr. Die Krankenschwester wollte mich nicht zu ihr lassen, doch dann bat sie mich persönlich zu sich. Das dachte ich würde etwas bedeuten...
Wir redeten und in einigen Augenblicken erkannte ich sie wieder. Tief in ihr drin war die Mary, die ich liebte. Direkt bei der Mary, die mich liebte. Sie konnte nicht ganz verschwunden sein! Das konnte und wollte ich nicht denken...
Es war schwer, sehr schwer sie dort zu lassen. Weil ich sie dort nicht beschützen konnte. Und sie sah aus, als würde sie meinen Schutz brauchen...
Ich bin nicht der gläubigste Mensch, doch ich bete Tag und Nacht, dass sie sich erinnert. An unsere Liebe, an unsere gemeinsame Zeit und sogar an jeden Streit.
Ich weiß nicht was ich mache, wenn sie sich nicht erinnert. Keine Ahnung, wie lange ich das noch durchhalten kann, sie so zu sehen und mich zu verhalten, als wären wir kaum mehr als Bekannte....
Eine Träne fiel auf das Blatt. Erschrocken wischte ich eine weitere von meiner Wange und schloss das Notizbuch. Es waren Harrys tiefste Ängste und Gedanken. Diese Worte zeigten mir, wie sehr er während der ganzen Zeit gelitten hatte und dass ich es unterschätzt hatte. Mir war nie in den Sinn gekommen, dass es ihm so schlecht ergangen war. Von meinen Gefühlen überwältigt nahm ich die angefangene Flasche Wein aus dem Kühler und setzte mich auf die Couch. Die Mappe mit den Hochzeitsnotizen lag nun vor mir. Ich wollte diese Hochzeit. Ich hatte sie immer gewollt. Doch jetzt wo ich wusste, wie es Harry gegangen war, wollte ich diese Hochzeit nicht bloß für mich oder weil ich Harry liebte. Ich wollte sie für Harry.Und sie sollte perfekt werden.
DU LIEST GERADE
Understand (III)
FanficEs wird einsam, wenn niemand da ist zum reden. Doch es ist gut zu wissen, dass es jemandem wichtig ist. Denn ich bin schon so lange auf diesem Zug. Menschen steigen ein und steigen aus. Ich bete, dass ich nicht vergesse, wo ich hingehöre. Und jed...