"Was meinst du damit?", fragte Lya verwirrt. Ich seufzte und erklärte es ihr erneut.
"Wir haben uns einfach nur geküsst, mehr nicht."
"Mehr nicht? Wie war es?" Sie zappelte auf ihrem Stuhl herum und fiel fast herunter, während sie mich über den vergangenen Abend mit Harry ausfragte.
"Es war gut, er kann gut küssen.", führte ich es aus. Lya rollte mit den Augen und seufzte erneut.
"Was willst du denn von mir hören?", fragte ich überfordert.
"Ob du dabei etwas gefühlt hast!?" Sie schrie fast. Dabei wusste ich nicht mal, wie ich den Kuss wirklich beschreiben sollte.
"Ich weiß nicht. Ja, irgendetwas habe ich gefühlt, aber wie Liebe war es nicht.", gab ich zu.
"Was war es dann?"
"Es war mehr, als würde ich es kennen und doch war es aufregend ihn zu küssen. Ich habe gestern nicht das erste Mal daran gedacht ihn zu küssen, deshalb war es befriedigend. Das einzige, was wirklich gestört hat, war mein Kopf.", sagte ich. Lya sah mich verständnisvoll an und seufzte erneut.
"Ist alles sehr verwirrend oder?", fragte sie und lächelte, als ich nickte.
"So ist das mit der Liebe. Ich fahre jetzt, Mädchen.", sagte meine Mum. Wir standen auf und begleiteten sie nach unten zu ihrem Taxi. Sie drückte Lya und dann mich.
"Was auch immer dein Kopf dir sagen mag, hör auf dein Herz. Es wird dir den richtigen Weg zeigen.", sagte sie und bestieg dann ihr Taxi. Ich winkte ihr und folgte dann meiner besten Freundin zurück in meine Wohnung.
"Und was machst du jetzt wegen Harry?", fragte sie mich. Ich drehte mich zu ihr und zuckte mit den Schultern.
"Keine Ahnung. Was denkst du denn, was ich machen sollte?", entgegnete ich verwirrt.
"Ich denke, du solltest auf jeden Fall am Ball bleiben! Harry liebt dich und möchte am liebsten so weiter machen, wie es einmal war. Und anscheinend fühlst du auch etwas für ihn, also wieso nicht dran bleiben? Außerdem wirst du dich sicher an all das erinnern, was ihr erlebt habt.", sagte Lya und wackelte mit ihren Augenbrauen.
"Als ich gestern seine Couch gesehen habe, hab ich mich an ein paar Dinge erinnert, die wir darauf gemacht haben.", sagte ich peinlich berührt. Lya lachte.
"Waren es gute Dinge?" Ich schubste sie leicht und nickte doch.
"Alles, an das ich mich erinnere, schien gut gewesen zu sein. Immerhin war der Großteil meiner Gedanken wie Ausschnitte eines Pornos." Wir lachten und vertieften das Thema nicht weiter.
"Was machst du jetzt eigentlich wegen LA?", fragte Lya mich, doch ich verstand nicht, was sie meinte.
"Wegen des Jobs an der Uni!?", führte sie aus. Als ich sie noch immer verständnislos ansah, stand sie seufzend auf und holte einen Brief aus dem Regal im Flur. Ich öffnete und las das Schreiben, welches mir ein Gespräch für einen Job an der Universität in LA, Kalifornien versprach.
"Habe ich zugesagt?", fragte ich verwirrt. Lya nickte.
"Harry wollte, dass du diese unglaubliche Chance nutzt und hat dich fast dazu gedrängt, den Professor anzurufen und anzunehmen. Ich fliege mit dir in die USA. Es ist nächste Woche." Ich blickte noch immer auf das Papier in meinen Händen und versuchte mich an LA zu erinnern. Tatsächlich kamen Bilder von der Universität und dem Professor zum Vorschein.
"Ich erinnere mich an die Universität. Ich war letztes Jahr dort. Mit Harry." Lya nickte.
"Ja, du hast die Uni während deiner Lesereise besucht. Du warst sehr begeistert von ihrer Arbeit."
"Hatte ich vor, dort zu arbeiten?", fragte ich verwirrt. Daran erinnerte ich mich natürlich nicht.
"Du wolltest dir anhören, was sie zu sagen haben und dann abwägen. Wir alle haben dir zugesprochen, doch du hat eher gewirkt, als würdest du in London bleiben wollen. Das hing natürlich auch mit Harry zusammen." Verstehend nickte ich und legte das Schreiben auf den Tisch.
"Es gibt so einiges, was Harry mir noch nicht erzählt hat.", sagte ich missmutig.
"Naja, ihr habt auch erst einen Abend miteinander verbracht und geredet, da kann man nicht erwarten, dass er dir alles erzählt, was im letzten Jahr passiert ist.", warf Lya ein und sie hatte natürlich recht damit.
"Vielleicht sollte ich ihn noch mal besuchen.", überlegte ich laut. Lya begann zu grinsen.
"Was?", fragte ich verwirrt. Welche Gedanken hatte sie wohl schon wieder...
"Nichts, es ist nur, dass du ihn gestern erst gesehen hast und jetzt schon wieder zu ihm willst." Ich rollte mit den Augen und stand auf.
"Irgendwann muss ich mich ja mal erinnern. Ich gehe jetzt duschen.", kündigte ich an und verschwand in meinem Bad. Ich schaltete das Radio an, um in Ruhe nachdenken zu können. Doch es war schwerer, als gedacht. Dazu kam, dass Lya keine fünf Minuten ohne mich auszuhalten schien."Mary? Hörst du mich?" Ich seufzte.
"Ja, ich kann dich hören.", sagte ich, woraufhin sie jedoch nichts sagte.
"Was ist denn?"
"Ich wollte dir nur sagen, dass du nicht zu Harry fahren brauchst.", sagte sie dann.
"Und wieso nicht?", fragte ich genervt. Manchmal trieb sie mich echt in den Wahnsinn.
"Weil ich bereits hier bin.", hörte ich plötzlich Harry sagen. Erschrocken versuchte ich so viel Haut wie möglich zu verdecken, obwohl er mich durch die Dusche nicht sehen konnte, da der Vorhang undurchsichtig war.
"Verdammt, raus aus meinem Badezimmer!", rief ich, worauf ich nur ein Lachen erntete. Mein Puls war beschleunigt, als ich schneller als geplant das Duschen beendete und mich dabei fragte, was ich jetzt gleich machen würde...Überfordert schlich ich in mein Schlafzimmer und suchte mir saubere Unterwäsche raus. Ich schlüpfte hinein und schloss meinen Schrank. Ich bekam fast einen Herzinfarkt, als Harry dahinter zum Vorschein kam.
"Ey, raus aus meinem Schlafzimmer.", sagte ich peinlich berührt, da sein Blick über meinen fast gänzlich unbekleideten Körper schweifte.
"Da ist nichts, was ich nicht schon gesehen habe, Honey. Also beruhig dich.", sagte er ganz ruhig und verließ dann den Raum. Mit offenem Mund blickte ich ihm sprachlos hinterher. Was erlaubte er sich?
Ich zog mir eine Jeans und ein Shirt an und ging dann in mein Wohnzimmer, wo ich meine beste Freundin und Harry vor dem Fernseher fand. Trotzig, wie ich nun mal schon immer gewesen war, quetschte ich mich schweigend zwischen die beiden und verschränkte die Arme.
"Ok, ich glaube ich gehe dann lieber mal.", sagte Lya und tat dies.
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Understand (III)
FanficEs wird einsam, wenn niemand da ist zum reden. Doch es ist gut zu wissen, dass es jemandem wichtig ist. Denn ich bin schon so lange auf diesem Zug. Menschen steigen ein und steigen aus. Ich bete, dass ich nicht vergesse, wo ich hingehöre. Und jed...