Teil 76 - Vergangenes und Bevorstehendes

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Bevor es weiter geht, ein paar Worte von mir :D
Sorry, dass ich jetzt erst Update, aber wie ich vorher schon häufiger geschrieben habe, habe ich grade viel im Kopf... aber hier sind wir endlich.
Dieses Kapitel wird eines der letzten sein. Das nächste wird in ein paar Tagen kommen und dann ist dieses Buch beendet.
Ich hoffe ihr seid nicht enttäuscht und es kommt noch drin vor, was ihr euch für das Ende wünscht.
Ich danke euch allen und werde das hier sicher vermissen,
Eure Ana ❤️❤️

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Verheiratet zu sein war ein wunderschönes Gefühl.
Nur zu häufig starrte ich auf meine Hand und freute mich über meinen Ring.
Erst letztens hatte ich eine Liste gemacht, auf der alles stand, was ich vor den letzten Schwangerschaftsmonaten erledigt haben musste.
Eines davon war die Reise nach Kalifornien, um die geplante Zusammenarbeit mit der Universität aufrecht zu erhalten. Es machte Spaß, mit Professor Brigley zu arbeiten und gemeinsam das Literaturprogramm voran zu bringen.
Während ich in den USA gewesen war, hatte Harry weiter an seiner Musik gearbeitet. Er war durch England und Irland gereist, um seine neue CD zu promoten und hatte dabei viel Spaß mit den anderen Bandmitgliedern gehabt. Natürlich hatten wir einander vermisst. Glücklicherweise waren die 8 Tage schneller rum gegangen, als gedacht.
Jetzt saßen wir hier. Harrys Arm lag um meine Schultern und ich hatte mich an ihn gekuschelt.
„Woran denkst du, Babe?", fragte er leise. Schmunzelnd drückte ich mich noch an enger an ihn, presste dabei mein Gesicht in seine Halsbeuge.
„An uns. Daran, wie es weiter geht.", erklärte ich und küsste Harrys Hals. Er bekam Gänsehaut, weshalb ich lächelte.
„Wie hast du dir das denn vorgestellt? Ich meine, ich freue mich wirklich auf sie, aber es wird sich einiges ändern." Ich hörte Unmut und Sorge aus Harrys Stimme heraus. Nachdem ich mich aufgerichtet hatte, nahm ich seine Hand und spielte mit seinen donnern, während ich von meiner Vorstellung der Vergangenheit erzählte.
„Ich dachte, das wir in den nächsten Wochen das Arbeitszimmer umgestalten, zum Kinderzimmer. Ich werde versuchen, das begonnene Buch vor der Geburt zu beenden, damit ich mich gerade am Anfang nur auf das Baby konzentrieren kann. Da ich ja eh immer von zuhause arbeiten kann, wird das alles eigentlich kein Problem sein." Während ich noch lächelnd auf unsere Hände blickte, zog Harry seine Hand weg und verschränkte die Arme.
„Das ist ja alles schön und gut. Nur wie stellst du dir das mit mir vor? Das alles klingt fast so, als würdest du es alleine machen; ohne mich.", sagte er streng. Ich war erschrocken, von seiner plötzlichen schroffen Art und zeigte ihm dies auch. Er hatte keinen Grund, mich so anzufahren.
„Es tut mir leid, falls es für dich so rüber kam, aber ich bin eigentlich davon ausgegangen, dass wir das alles gemeinsam machen.", stellte ich klar. Doch Harry schien davon noch immer nicht überzeugt.
„Ach ja? Und wie soll das funktionieren, wenn du hier bist mit dem Baby und ich dann am anderen Ende der Welt? Was ist, wenn ich nicht mal bei der Geburt da bin? Oder wenn du Schwierigkeiten hast und ich kann nicht da sein? Ich will dieses Kind und ich will nicht bloß der abwesende Vater sein, der sich nur am Wochenende oder noch weniger blicken lässt. Ich will für euch da sein und die Verantwortung tragen, die es zu tragen gibt."
Harrys Hände waren vor wir geballt, seine abwehrende Haltung schockte mich, doch ich kannte diesen Harry und selbst, wenn ich ihn nicht mochte, wusste ich, wie ich ihn besänftigen konnte. Ich erhob mich leicht, ließ mich auf seinen Schoß nieder und nahm sein Gesicht in meine Hände. Harry schmollte zwar weiter, ließ meine Berührungen jedoch widerwillig zu.
„Ich verstehe dich. Du wirst Zeit für unser Kind haben und kannst so viel Verantwortung tragen, wie du möchtest. Es wird sicher nicht leicht, deine Karriere und das Baby unter einen Hut zu bringen, doch auch das schaffen wir. Wir sind Künstler und können uns unsere Termine inzwischen glaube ich gut genug aussuchen, sodass wir auch noch genug Zeit füreinander haben. Sicher müssen wir in der ersten Zeit etwas kürzer treten, doch auch das werden wir packen. Wir haben einander und zwei wunderbare Familien, die hinter uns stehen. Dem Kind wird es an nichts mangeln.", sagte ich sanft. Harry hielt meinem Blick stand, seine jedoch noch nicht ganz überzeugt zu sein.
Als ich gerade gedacht hatte, dass er beruhigt war, setzte er mich von sich runter und sprang auf. Er tigerte an der Fensterfront entlang, schien über irgendetwas zu grübeln. Seine Hände waren wieder zu Fäusten geballt und sein Kiefer angespannt. Ich fragte mich, was Harry geschehen war, dass er bei diesem Thema so große Zweifel hegte...
Harry griff nach einer Vase, die wir zur Hochzeit bekommen hatten. Ich dachte, er würde sie anschauen, doch stattdessen warf er sie, sodass sie in tausend Stücke zerbrach. Erschrocken zuckte ich zusammen. Irgendwas lieg ganz und gar nicht gut.
Harrys Wut ließ mich unsicher werden. Eigentlich kannte ich Harry gut genug, doch diese Seite an ihm war mir unangenehm und machte mir zusätzlich Angst. Doch ich hatte nicht Angst, dass er mir etwas tun würde. Ich hatte Angst davor, dass Harry in alte Gewohnheiten zurückfallen würde, oder sich gar selber etwas antat. Das würde ich nicht verkraften können.
Er blickte aus dem Fenster, die Hände neben seinem Kopf an der Scheibe. Langsam stand ich auf und ging zu ihm. Ganz vorsichtig, als wäre er ein scheues Reh, legte ich meine Hand auf seinen Rücken und strich darüber. Sein angespannter Körper entspannte sich etwas und schließlich blickte er zu mir herunter. Seine Augen waren rot.
Ohne etwas zu sagen, legte ich meine Hand in seinen Nacken und zog ihn mit einem aufbauenden Lächeln auf den Lippen zu mir herunter. Harry ließ zu, dass ich ihn in eine Umarmung zog. Tatsächlich begann er sogar zu weinen. Für ein paar Minuten standen wir an der Fensterfront und sprachen nicht. Vielleicht war es das, was ich Harry geben musste. Das hoffte ich zumindest.
Als Harry sich aufrichtete, wischte er die Tränen weg und schniefte.
„Ich habe Angst.", hauchte er leise. In seinen Augen konnte ich sehen, was er meinte. Beinahe hätte ich selber angefangen zu weinen, denn so hatte ich ihn noch nie gesehen. Ganz sanft zog ich ihn zurück zur Couch.
„Wovor hast du Angst? Dass es zu viel wird mit dem Kind oder dass das mit der Musik nichts wird?" Harry schüttelte den Kopf, nahm meine Hand in seiner und drehte meinen Ring.
„Davor, dass ich kein guter Vater sein werde." Es war kaum mehr als ein Flüstern, doch ich verstand jeder Wort klar und deutlich. Sie ließen mich einfrieren und hatten eine große Macht über mich. Jetzt verstand ich, wieso Harry sich so verhielt. Mit aller Kraft, die ich noch hatte, legte ich meine Hände an seine Wangen und zwang ihn mich anzusehen.
„Ich kann dir nicht sagen, wie es sein wird. Aber ich, als deine Ehefrau und baldige Mutter deines Kindes kann dir versichern, dass du der beschützerischste, liebevollste und verantwortungsbewussteste Harry bist, der du je warst. Du sorgst seit vielen Monaten für mich und es gab nicht einen Moment, in dem ich nicht das Gefühl hatte, dass du für mich da warst. Ich bin mir mehr als sicher, dass es eine große Aufgabe ist, Vater zu sein, doch genau so sicher bin ich mir, dass du es schaffen wirst. Und wenn es Schwierigkeiten gibt, bin ich ja auch noch da." Harry sah mich einfach nur an und küsste mich schließlich. Mit seine Stirn an meine gelehnt sprach er dann endlich aus, was er dachte.
„Ich liebe dich und bin de so dankbar."
„Dafür sind Ehefrauen da.", sagte und lächelnd. Ich kuschelte mich an Harry und so saßen wir noch eine Weile wie vorhin auf der Couch. Doch etwas schien Harry noch immer zu beschäftigen.
„Du weißt, dass mein Dad der einzige war, der nicht auf unserer Hochzeit war?" Ich blickte zu ihm auf und schüttelte den Kopf. Das war mir bis jetzt nicht bewusst gewesen.
„Ich habe ihn nicht eingeladen. Hat sich einfach nicht richtig angefühlt, als ich die Einladung in den Händen hielt." Ich sagte nichts, weil ich bei dem Thema wirklich nicht mitreden konnte und weil ich ahnte, dass Harry noch nicht fertig war.
„Ich wollte wirklich alles hinter mir lassen und nach vorne schauen, doch es ging nicht."
„Das ist in Ordnung.", flüsterte ich. Harry schüttelte den Kopf.
„Nein, ich glaube, es war ein Fehler. Zu meiner unschönen Vergangenheit gehört nun mal auch mein Vater dazu, das lässt sich nicht leugnen. Vielleicht muss ich mich einfach dazu zwingen und mich überwinden." Ich sah Harry einfach nur an. Er sah zerstreut aus und man sah ihm den inneren Konflikt an.
„Was möchtet du jetzt also machen?", fragte ich nach einigen Minuten. Harry seufzte, fuhr sich durch die Haare.
„Ich glaube, ich muss dich ihm vorstellen. Vielleicht verbessert sich unser Verhältnis dann." Harrys Hand drückend lächelte ich ihn an. Dies war sicher keine leichte Entscheidung gewesen.
„Ich fahre mit dir zu ihm. Wann du willst.", versicherte ich ihn. Harry zog mich an sich und küsste mich fest.
„Auch jetzt?" Überrascht sah ich ihn an.
„Wie, jetzt?"
„Ich denke es wird nicht einfacher, wenn ich es länger heraus zögere.", sagte er und lächelte leicht. Ich streichelte seine Wange und stand dann auf. Harry sah überrascht zu mir auf.
„Lass uns los. Dann haben wir es hinter uns."
Ich zog Harry in den Flur und tatsächlich befanden wir uns ein paar Minuten später auf dem Weg zu Harrys Vater. Erst im Auto wurde mir bewusst, was das für mich bedeutete. Die Nervosität erreichte mich.
„Alles gut, Babe?", fragte Harry besorgt. Ich nickte unsicher.
„Ja, ich bin nur etwas nervös, um ehrlich zu sein. Immerhin lernt man nicht alle Tage den Vater seiner Ehemannes kennen.", gestand ich. Lächelnd drückte Harry meine Hand, was ich erwiderte
„Danke, dass du das hier für mich machst." Ich schaute zu Harry und seufzte. Noch immer war er für alles dankbar, obwohl es inzwischen mehr als nur selbstverständlich war.
„Ich glaube heute ist es etwas anderes.", sagte ich und erhielt Harrys ganze Aufmerksamkeit.
„Wir machen das nicht nur für einen von uns, sondern für unsere Familie.", hauchte ich und fuhr mit Harrys Hand hinauf zu meinem Bauch. Sein Griff lockerte sich und ich sah, dass er sich sichtlich entspannte.
„Ich liebe dich und dieses Baby so sehr.", sagte Harry.
Während wir zu Harrys Vater fuhren, blickte ich aus dem Fenster und stellte mir vor, wie das Kennenlernen werden würde. Als ich eine zufriedenstellend Version erfunden hatte, träumte ich von der Zukunft. Von Harry und mir als Eltern. Im Gegensatz zu ihm sah ich dieser Aufgabe freudig entgegen. Sicher hatte auch ich Ängste, dass wir etwas falsch machen würden. Aber im Großen und Ganzen empfand ich uns als äußerst kompetente Eltern.
Wir hielten vor einem Haus etwas außerhalb von London. Es war groß und wirkte sehr respekteinflößend..
Als Harry mir die Tür aufhielt stieg ich aus, stellte mich neben ihn vor der Haus und drückte seine Hand.
„Wie lange warst du nicht hier?", fragte ich neugierig.
„Ich bin noch nie hier gewesen. Er hat mir die Adresse vor Jahren geschickt..." Ich schluckte und sah zu Harry auf.
Er nickte, als hätte er den Entschluss gefasst, das jetzt auch durchzuziehen und ging dann los. Ich folgte ihm an seiner Hand und versuchte möglichst wenig meiner Nervosität durchblicken zu lassen. Harry klingelte und kurz drauf öffnete uns ein Mann mittleren Alters die Tür. Er telefonierte, beendete jedoch schnell das Gespräch, als er sah, wer vor ihm stand.
„Harry.", seufzte er.

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