Teil 74 - Die Tanzfläche ist eröffnet

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Ich hatte das Hampton Court House nicht so groß in Erinnerung gehabt. Groß, aber nicht gigantisch.

Im Gegensatz zur letzten Hochzeit konnte ich den Weg zum Altar nutzen, um mir alles anzusehen.
Die helle Decke war mit Stoffen abgehangen, welche perfekt zu den Blumen an den Stühlen passten. Im Vergleich zu unserer ersten Hochzeit wirkte alles pompös. Kerzen leuchteten, die Blumen dufteten; es war wie im Märchen.
Ein Chor sang in hellen, klaren Tönen ein wunderschönes Kirchenlied, in welches die Melodie des Hochzeitsmarsches eingebaut worden war.
Meine Hände zitterten, als ich erkannte, wer alles rechts und links vom Gang saß. Ich hatte keinen Grund nervös zu sein, weil Harry und ich bereits verheiratet waren, doch hier waren glatt zehnmal so viele Gäste, wie bei unserer ersten Hochzeit.
Ich lächelte sie alle an und versuchte sie zuzuordnen. Während ich dies tat, geleitete Hank mich wie versprochen sicher nach vorne und übergab mich dann meinem Ehemann.
„Überraschung gelungen?", flüsterte er mir ins Ohr. Ich sah ihn mit zusammengezogenen Augen an, das genügte als Antwort. Schmunzelnd drehte Harry sich zu dem Geistlichen.
Die Trauung an sich verlief ähnlich, wie die Standesamtliche. Anstelle unserer Gelübde zitierten wir Stellen aus der Bibel und dann war es auch schon so weit...

„Vor Gottes Augen und mit seinen Segen erkläre ich euch hiermit zu Mann, und Frau." Harry küsste mich und ignorierte die Gäste um uns herum. Bis Musik erklang.
Ich sah mich um und entdeckte Cheryl, die nun beim Chor stand und ein Mikro hielt. Leise sang sie I will Follow him. Es klang atemberaubend und ich begann beinahe zu weinen, als ich mit Harry durch den Gang schlich.
Draußen empfing uns tatsächlich die Sonne, doch davon bekamen wir nicht allzu viel mit, da unsere Gäste uns mit Reis und Blüten bewarfen. Lachend zog ich Harry weiter, bis wir aus der Menge traten. Dort legte ich meine Hände auf seine Brust, blickte in seine wunderschönen Augen und küsste ihn.
Alle jubelten und klatschten.
Da Harry den Plan im Kopf hatte, war er es, der mich wenige Minuten später in den Veranstaltungssaal führte. Dort waren wunderschöne Tische aufgestellt, auf jeden Platz eine Karte und duftende Dekorationen. 
„Wie findest du es?", flüsterte Harry, als wir am vordersten der Tische saßen und darauf warteten, dass sich alle setzten.
„Es ist perfekt. Auch wenn du mich etwas überrascht hast.", murrte ich.
„Das war der Plan.", lachte er und küsste meine Wange. Ich drückte seine Hand, die auf meinem Schoß lag und konnte nicht aufhören zu lächeln. Es war zu schön, hier zu sein.
Als jemand an sein Glas klopfte, blickten alle Gäste zu uns. Erst da realisierte ich, dass es Harry gewesen war.
„Wir danken euch, dass ihr alle zu unserer Vermählung gekommen seid. Wir hoffen, dass sich jeder heute wohl fühlt und mit uns feiern kann. Das Buffet befindet sich dort drüben und ist hiermit eröffnet." Unsere Gäste klatschten, ich sah zu Harry und seufzte.
„Was ist?", fragte er besorgt, da ihm das natürlich nicht entgangen war. Ich lehnte mich an ihn und schloss kurz meine Augen.
„Ich bin glücklich.", hauchte ich. Harry küsste mich auf den Kopf und hob dann mein Kinn an.
„Das ist alles was mir wichtig ist. Und natürlich unsere Kleine." Seine Hand lag wieder auf meinen Bauch, als dieser intime Moment von meiner besten Freundin unterbrochen wurde.
„Harry, du hast dich selbst übertroffen. Hätte Mary dich nicht schon am Harken, würde ich mich dir vermutlich an den Hals werfen.", lachte sie.
„Ach und herzlichen Glückwunsch."
„Du hast uns doch schon gratuliert.", sagte ich.
„Das zählt nicht. Außerdem hört der da oben mit." Ich rollte mit den Augen, als sie mit dem Zeigefinger gen Himmel deutete. Lya ging zum Buffet und so hatten wir ganze zwei Minuten für uns.
„Wie läuft der Rest heute ab?", fragte ich neugierig. Dabei beobachtete ich unsere Gäste.
„Nach dem Essen haben sich unsere Trauzeugen und Brautjungfern etwas ausgedacht und ja, ich habe Gemma und Cheryl gesagt, dass sie Lya etwas bremsen sollen. Dann schneiden wir die Torte an und am Ende wird getanzt." Ich schmunzelte wegen der Anmerkung über Lya.
„Das klingt doch nach einem guten Plan.", sagte ich und küsste Harry.
„Ich hole uns jetzt etwas zu Essen. Pass gut auf mein Baby auf." Nach einem letzten muss verschwand Harry, doch ich blieb nicht lange alleine.
„Ich hätte es nicht besser organisieren können.", sagte Hank und setzte sich neben mich.
„Danke Hank, hallo Monica.", begrüßte ich seine Frau, die neben ihm Platz nahm.
„Es war eine wunderschöne Trauung. Ihr seid so ein tolles Paar.", sagte sie lächelnd. Sie ließ mich ganz verlegen werden.
„Das war sie. Harry hat das alles organisiert und ich bin froh, dass ich nicht so viel zu tun hatte.", sagte ich lachend. Ein Kellner kam und bot uns Champagner an, welchen ich dankend ausschlug.
„Du musst doch wenigstens ein Glas trinken.", meckerte Hank. Er war noch nie dem Trinken abgeneigt gewesen.
„Ich würde ja, aber ich kann nicht.", gestand ich mit der Hand auf meinem Bauch. Monica schlug ihre Hände vor den Mund und drückte mich dann.
Als auch die beiden sich an Buffet bedienten kam Harry zurück. Direkt hinter ihm kam Robert.
„Herzlichen Glückwunsch.", sagte er und drückte mich. Dann ging auch er an seinem Tisch. Beim Essen hielt ich Harrys Hand und bedankte mich bei den Gästen, die uns gratulierten.
Ich war im Nachhinein froh, dass ich mich nicht zu vollgefuttert hatte, da die Spiele unserer Trauzeugen und Brautjungfern nichts für einen vollen Magen gewesen wären. Sie waren lustig und sorgten nicht nur bei Harry und mir für Erheiterung.
Es war bereits nachmittags, als die Spiele endeten und die Torte hineingebracht wurde. Eine Angestellte reichte mir das Messer, welches ich gemeinsam mit Harry durch die unterste schichte der gigantischen Torte führte. Wir schnitten zwei Stücke heraus und drückten sie uns freudig ins Gesicht.
Sarah reichte mir zum Glück ein paar Tücher, damit ich die Buttercreme wieder los werden konnte.
„Ich bitte um eure Aufmerksamkeit." Alle blickten zur Bühne, auf der plötzlich sämtlich Brautjungfern und Trauzeugen standen. Hoffentlich hatten sie nichts mehr geplant...
„Ich bin Malya, die beste Freundin von Mary-Jane. Seit sie in London wohnt, sind wir Freunde. Es ist schwer zu erklären, was genau uns verbindet, doch es ist da und wird mit jedem Tag stärker. Ich liebe sie, wie die Schwester die ich nie hatte. Sie ist der wundervollste Mensch, den ich kenne. Als beste Freunde hatte ich natürlich den Job, auf Mary aufzupassen und dafür zu sorgen, dass sie einen vernünftigen Freund bzw. Mann findet. Es hat sich teilweise etwas schwierig gestaltet, doch ich finde, dass ich das ganz gut hinbekommen habe. Auf Mary und Harry, ich hab euch lieb!", rief Lya und hob ihr Glas. Nach Lya sagten auch die anderen ein paar Worte, welche mich zu Tränen rührten. Als alle fertig waren, nahm Lya wieder das Mikro.
„Genug mit dem sentimentalen Kram, jetzt wird getanzt. Mary, Harry? Dürfte ich euch auf die Tanzfläche bitten?" Lächelnd ließ ich mich von Harry nach vorne führen, wo er mich sofort in die übliche Tanzposition zog.
„Ladies and Gentleman, hier sind One Direction." Überrascht blickte ich zur Bühne, welche noch schwarz war, bis die Scheinwerfer angingen. Dort standen sie, um Reih und Glied - Louis, Liam, Zayn und Niall.
Das hatte ich ja ganz vergessen.
Ich sah wieder zu Harry.
„Wusstest du das?", fragte er schockiert. Ich zuckte grinsend mit den Schultern. Gänsehaut überkam mich, als Liam sich bei Lya bedankte und dann Perfect ankündigte.
Erst schien es Harry unangenehm zu sein, uns im Takt der Musik über die Tanzfläche zu bewegen, doch nach einer Weile entspannte er sich, ließ seine Schultern sinken und lächelte mich an. Er zog mich ganz kurz und schnell an sich, um mir etwas ins Ohr zu flüstern.
„Jetzt sind wir wohl quitt." Lachend drehte ich mich und schaute zur Bühne. Das Lied durchfuhr mich und erfüllte mich. In diesem Augenblick schien tatsächlich alles perfekt zu sein.
„Das war perfect. Jetzt bitten wir alle Tanzwütigen auf die Bühne. Viel Vergnügen mit End of the day!", kündigte Niall an.
Ich quiekte auf und tanzte mit einem lachenden Harry weiter. Es war fast zu schön, um wahr zu sein.
Mitten in Lied zog Lya mich aus Harrys Armen, was er widerwillig zuließ.
Auch dieses Lied war viel zu schnell zu Ende. Im Gegensatz zu zuvor kündigte dieses Mal keiner einen Song an. Stattdessen wurde die Bühne wieder  angefunkelt, sodass ich nichts mehr erkannte. Ich hielt Lyas Hand und fror ein, als ich die angespielte Melodie erkannte. Ich sah mich nach Harry um, konnte ihn jedoch nicht entdecken.
Ein Scheinwerfer ging an und erleuchtete Harry, der plötzlich auf der Bühne stand, hinter eine Mikro.
Ich drückte Lyas Hand und versank beinahe im Boden, als Harry zu singen begann.
If I could fly, I'd be coming right back home to you..."
Nach Harrys Part gingen auch die restlichen Scheinwerfer an und ermöglichten so den Blick auf die anderen vier.
Das Lied, die Atmosphäre und die Jungs zusammen auf der Bühne war ein Bild, das ich mein Leben lang nie wieder vergessen werde.

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