Müde schlurfte ich aus dem Schlafzimmer in die Küche, wo ich zu allererst Sammy fütterte. Ich stellte die Kaffeemaschine an und lehnte mich an die Anrichte. Erschöpft fuhr ich mir über das Gesicht. Selten hatte ich so schlecht wie letzte Nacht geschlafen. Die Sache von gestern hatte mich bis in meine Träume verfolgt. Wie sollte man schlafen, wenn man davon träumte, alleine und vor allem ohne Ringe vor dem Altar zu stehen?
Ich nahm meinen Kaffee und schüttete etwas Zucker hinein. Dann nahm ich Sammy auf den Arm und setzte ich mich auf einen der Hocker. Harry war seit ein paar Stunden weg. Während er seinem Beruf trotz der Vorbereitungen regelmäßig nachging, hatte ich Haley aufgrund der letzten Nacht vorerst abgesagt. Ich war einfach zu müde.
„Babe?", rief Harry aus dem Flur.
„In der Küche.", antwortete ich. Er kam zu mir und küsste mich.
„Du siehst ja schrecklich aus."
„Dir auch einen schönen Morgen. Alles ok?", fragte er. Ich ließ Sammy runter und stellte mich zu Harry an die Kaffeemaschine.
„Hab nicht so gut geschlafen. Ein Traum hat mich wachgehalten.", antwortete ich.
„Erzähl mir davon.", bat er und trank etwas aus seiner Tasse.
„Es ist nichts weiter. Ich habe mir nur wohl zu viele Gedanken über die Ringe gemacht." Harry seufzte und zog mich näher zu sich.
„Ich habe dir doch gesagt, du brauchst dir keine Gedanken machen, ich kümmere mich darum.", sagte er.
„Hast du welche gefunden?" Harry schüttelte den Kopf, weshalb ich erschrocken und etwas sauer zu ihm aufsah.
„Ich habe vorhin mit meiner Mutter telefoniert und sie meinte, dass das nicht nötig wäre. Deshalb kommt sie auch in etwa einer Stunde her.", sagte er.
„Wieso hast du keine gekauft. Wir brauchen sie und ich möchte mir nicht bis zum Tag unserer Hochzeit darüber Gedanken machen müssen."
„Hey, bleib ganz ruhig. Wir haben noch so viel Zeit und meine Mutter weiß schon was sie macht.", sagte Harry. Ich seufzte. Es hatte ja doch keinen Sinn, wütend auf ihn zu sein.
„Dann bin ich mal gespannt, was deine Mutter mit uns vor hat.", gab ich nach. Harry zog mich an sich und küsste meinen Kopf.
„Kleiner Teufel du. Mach dir keine Gedanken wegen der Hochzeit. Selbst wenn etwas schief läuft, wird es wunderschön. Solange wir beide da sind, ist doch alles egal. Oder?"
„Du hast ja recht.", sagte ich.
„Ich weiß. Und jetzt geh dir was anziehen, sonst kriegt meine Mutter noch einen Herzinfarkt, wenn sie sich so sieht.", lachte Harry. Ich folgte seinem Rat und hin und Schlafzimmer. Als ich mich anzog, hörte ich wie Harry das Radio anschaltete und mitsang. Lächelnd schlüpfte ich in eine Jeans und ein T-Shirt und ging zurück zu ihm. Im Radio lief 1,2,3,4 von den Plain white T's. Harry ergriff meine Hand und drehte mich singend im Kreis. Ich tanzte mit und fühlte die Anspannung der letzten Tage von meinen Schultern abfallen. Als ich mit Harry durch die Küche tanzte, wurde mir bewusst, dass ich nicht heiratete, um zu heiraten und ein schönes Fest zu haben, sondern um mein Leben mit Harry zu verbringen und auch für alle sichtbar zu ihm zu gehören. Weil ich ihn liebte.
„Ich glaube, es hat geklingelt.", sagte ich. Doch die Musik war zu laut.
„Was?"
„Es hat geklingelt!", rief ich, doch Harry schien auch das nicht zu verstehen. Ich rollte mit den Augen und ging zur Haustür. Anne sah mich verwirrt an, da die Musik noch immer sehr laut lief. Ich bat sie hinein und als Harry seine Mutter in der Küche stehen sah, machte er die Musik endlich leiser.
„Mum, schön dich zu sehen.", sagte er verlegen und drückte sie.
„Hallo, Harry. Wollen wir uns an den Tisch setzen?", fragte sie und klang dabei erstaunlich ernst. Diese Seite von Anne hatte ich bisher nur sehr wenig zu Gesicht bekommen. Wir setzten uns an den Tisch, dann fing Anne an zu erklären, weshalb sie hier war.
„Ich denke Harry hat dir gesagt, dass wir telefoniert haben.", sagte sie an mich gewandt, weshalb ich nickte.
„Es ist so, ich weiß nicht, ob Harry dir erzählt hat, was mit meinem zweiten Mann passiert ist. Robin ist leider von ein paar Jahren verstorben. Als Gemma mir von ihrer Verlobung erzählt hat, habe ich ihr unsere Eheringe angeboten.", sagte sie und holte eine Schachtel hervor.
„Gemma wollte sie nicht annehmen und wir haben gemeinsam entschieden, dass wir sie Harry und seiner zukünftigen Frau, also dir, geben wollen, falls er jemals heiraten wird. Ich weiß nicht, ob es deinem Stil entspricht und ihr habt selbstverständlich die Möglichkeit, den Stein auszutauschen. Ich möchte, dass ihr sie bekommt. Ich habe immer gehofft, dass Harry seine Seelenverwandte findet und bin Gott mehr als dankbar, dass er uns dich geschickt hat. Du bist das beste, was unserer Familie passieren konnte.", sagte sie. Den Tränen nah stand ich auf und drückte sie.
„Es wäre mir eine Ehre, deinen Ring zu tragen, Anne.", sagte ich.
„Ich, Mum, ich bin etwas überwältigt. Gemma hat mir nie etwas davon erzählt."
„Sie haben damals Ringe aus Johns Familie genommen.", erklärte Anne.
„Probiert sie an.", fordere sie und auf. Ich zögerte, doch Harry nahm die Schachtel an sich und nahm die Ringe heraus. Er ergriff meine Hand und sah mir tief in die Augen, als er den Ring an meinem Finger steckte. Beinahe hätte ich angefangen zu weinen, als er mich mit Ring am Finger küsste und mir zuflüsterte, wie sehr er mich liebte.
„Er passt wie angegossen.", sagte ich und zeigte ihn Anne.
„Und er steht dir sehr gut."
„Meiner passt auch. Ich hätte nie gedacht, dass Robin so schmale Finger hatte.", sagte Harry. Ich nahm seine Hand und verflocht unsere Finger.
„Ihr glaubt nicht, wie sehr ich mich für euch freue." Anne fing tatsächlich an zu weinen. Sie war eine zu süße zukünftige Schwiegermutter.
„Ich muss jetzt auch wieder los. Gemma ist ziemlich durch den Wind wegen der Hochzeit und der Schwangerschaft und allem. Kann man ihr nicht verdenken." Wir verabschiedeten Anne und setzten uns dann wieder an den Tisch.
„Es wird Zeit, eine Gästeliste aufzustellen.", sagte ich entschlossen.
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Understand (III)
FanficEs wird einsam, wenn niemand da ist zum reden. Doch es ist gut zu wissen, dass es jemandem wichtig ist. Denn ich bin schon so lange auf diesem Zug. Menschen steigen ein und steigen aus. Ich bete, dass ich nicht vergesse, wo ich hingehöre. Und jed...