Ein leises Piepen flog durch meinen Kopf. Erschöpft versuchte ich meine Augen zu öffnen. Es war zu schwer, genau wie das Atmen. Erschrocken stellte ich fest, dass etwas in meinem Hals steckte und versuchte es rauszuholen.
„Sie ist wach. Extubiert sie!", rief eine Frauenstimme. Dieses Mal gelang es mir, meine Augen zu öffnen.
Ich hatte keinen blassen Schimmer, wo ich war.
„Hallo, wie geht es Ihnen?", fragte mich die Frau. Sie trug einen Kittel und wenn ich sie genauer betrachtete, sah sie wie eine Krankenschwester aus.
Ich wollte ihr sagen, dass meine Schulter schmerzte und dass mein Kopf brummte, doch es kam kein Wort aus meinen Mund.
„Ruhen Sie sich erst einmal aus. Ich benachrichtige Ihre Familie über Ihr Aufwachen." Mit diesen Worten verließ sie das Zimmer. Ich sah mich um und entdeckte mehrere Geräte, die wohl an mich angeschlossen waren. Auf dem Tisch neben mir standen Blumen. Viele Blumen. Was war mit mir passiert?
„Mary!", hauchte meine Mum und kam mit Tränen in den Augen zu meinem Bett geeilt. Sie drückte meine Hand, küsste mein Gesicht und weinte.
„Die Schwester meinte du solltest noch nicht so viel reden. Möchtest du wissen, was passiert ist?", fragte sie. Unsicher, ob ich die Wahrheit wirklich wissen wollte, nickte ich.
„Du hattest auf dem Weg zur Probe einen leichten Herzinfarkt." Welche Probe? Einen Herzinfarkt?
„Erinnerst du dich an deinen Anfall als du 12 warst? Damals waren wir nicht hundertprozentig ehrlich zu dir. Die Ärzte haben bei dir damals Angina pectoris festgestellt. Das ist eine Herzerkrankungen und die hat letzte Woche deinen Herzinfarkt ausgelöst.", erklärte meine Mum.
Letzte Woche? Wie lange war ich bitte weg gewesen?
„Du solltest wohl noch etwas schlafen. Ich werde Harry aufwecken." Meine Mum verließ das Zimmer, ich sah ihr fragend hinterher. Wer war Harry?
Nach wenigen Minuten schlief ich tatsächlich ein. Während ich schlief spielten sich viele Bilder in meinem Kopf ab. Mein Gehirn versuchte das erlebte rekonstruieren, doch es kam nicht wirklich etwas dabei raus.
Als ich das nächste mal aufwachte, stand etwas Wasser neben mir, was ich gierig trank.
„Darf ich rein kommen?" Ich sah zur Tür und nickte. Als Lya zu mir kam, legte ich ein leichtes Lächeln auf.
„Wie geht es dir?", fragte sie.
„Ganz gut.", krächzte ich mit schwacher Stimme.
„Du musst nicht sprechen. Hier, schreib es auf.", sagte sie und reichte mir ein Handy. Ich entsperrte es und sah hypnotisiert auf den Hintergrund, der mich und einen jungen Mann zeigte. Fragend sah ich Lya an und zeigte ihr das Foto. Sie lächelte nur.
„Du und Harry. Ihr seid so ein süßes Paar.", seufzte sie.
Ich nahm das Handy zurück und schrieb alles, was ich fragen musste. Wo genau ich war, was passiert war und wer Harry war. Mein gibt erinnerte sich, dass ich Harry kannte. Jedoch hatte es keine Antwort darauf, wie ich zu ihm stand. Lya las sich schmunzelnd die Fragen durch und beantwortete mir eine nach der anderen, ganz geduldig.
„Du bist im St. Thomas Hospital, weil du einen Herzinfarkt hattest. Wir alle haben bei der Probe auf dich gewartet, doch du kamst nicht und dann hast du Harry angerufen und er-„ Ich unterbrach sie indem ich ihr das Handy aus der Hand riss und meine Frage eintippte. Dann zeigte ich sie ihr.
„Du erinnerst dich nicht an Harry?", fragte sie leise und sah zu mir auf. Ihr Gesicht zeigte so viel Schmerz, als ich zögernd den Kopf schüttelte.
„Harry ist dein Verlobter. Du warst auf dem Weg zur Hochzeitsprobe, als du den Infarkt hattest. Harry war außer sich..." Harry mein Verlobter? Wenn er so wichtig für mich gewesen war, wieso erinnerte ich mich dann nicht an ihn?
„Ich kann ihn holen, vielleicht erinnerst du dich dann-„
„Nein!", krächzte ich. Lya gab mir zurückhaltend das Handy, wo ich ihr schrieb, dass sie mir zuallererst alles erklären musste. Als sie das gelesen hatte, schrieb ich weitere Fragen auf.
Die nächsten Stunden verbrachte Lya damit, mich über mein altes Leben aufzuklären. Ich erinnerte mich weder an meine letzten Romane, noch an das, was Inhalt meines Lebens für das letzte Jahr gewesen war. Es war schwer zu verstehen, dass ich verlobt gewesen war. Dass ich bei Harry gewohnt hatte und dass ich ihn besser kannte als das, was in den Nachrichten stand...
„Vielleicht solltest du ihn sehen. Sicher kommen dann ein paar Erinnerungen zurück.", sagte Lya. In diesem Moment betrat eine Ärztin das Zimmer.
„Ms. Hensley, wie ich sehe, geht es Ihnen besser.", sagte sie und checkte die Werte der Geräte.
„Haben Sie irgendwelche Einschränkungen?", fragte sie und untersuchte meine Augen mit einer Taschenlampe.
„Mein Gedächtnis.", flüsterte ich. Die Ärztin blickte mich ernst an und seufzte.
„Ja, das ist nicht ganz unüblich nach einem Sturz und einem Herzinfarkt. In der Regel lässt es nach wenigen Wochen wieder nach. Sicher haben Sie gute Freunde, die Ihnen alles erzählen, was Sie wissen möchten. Wenn Sie noch Fragen haben, lassen Sie mich rufen." Die Ärztin verließ den Raum.
„Siehst du, es wird schnell wieder besser werden.", sagte Lya hoffnungsvoll.
„In der Regel, sagte sie. Das heißt nicht, dass mein Gedächtnis ganz wieder zurück kommen wird." Meine Stimme wurde von Stunde zu Stunde stärker, was mich sehr freute, doch was ich zu sagen hatte, war nicht schön.
„Kannst du meinen Dad holen?", fragte ich Lya. Erschrocken sah sie mich an. Dann nickte sie und eilte aus dem Raum. Irgendetwas stimmte hier nicht.
Anstelle meines Dad kam meine Mum und setzte sich zu mir ans Bett. Sie nahm meine Hand und drückte sie.
„Mary, ich kann mir nicht vorstellen, was du jetzt durchmachen musst. Ich werde die ganze Zeit bei dir bleiben und dir mit allem helfen. Doch es gibt eine Bürde, die ich nicht länger mit mir tragen kann. Sicher hätte dein Dad jetzt genau gewusst, was zu tun ist, doch darauf können wir uns nicht mehr verlassen. Dein Dad weiht nicht mehr unter uns, Mary." Ich sah meine Mum an und begann zu weinen. Ich spürte den Verlust und tief in mir spürte ich, dass dies nicht das erste Mal war...
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Understand (III)
ФанфикEs wird einsam, wenn niemand da ist zum reden. Doch es ist gut zu wissen, dass es jemandem wichtig ist. Denn ich bin schon so lange auf diesem Zug. Menschen steigen ein und steigen aus. Ich bete, dass ich nicht vergesse, wo ich hingehöre. Und jed...