Teil 38 - Fly away

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Vor der Reise nach LA war ich unsicher gewesen. Ich konnte mir nicht vorstellen, wie ich mich nach dem Gespräch entscheiden würde und was genau ich in LA machen wollte. Eigentlich hatte ich gedacht, dass Lya etwas für uns planen wollte, denn das hatte sie mir gesagt. Doch nun war sie nicht hier. Stattdessen saß ich neben Harry im Flugzeug. Mit verschränkten Armen.
"Möchtest du jetzt wirklich die ganze Zeit über schmollen? Wir fliegen noch fast elf Stunden.", sagte Harry. Doch ich war zu wütend um ihm zu antworten. Stattdessen blickte ich stur weiter aus dem Fenster.
"Na schön, dann werde ich jetzt etwas schlafen.", informierte er mich, was ich ebenfalls ignorierte. Da Harry sich nach wenigen Minuten nicht mehr rührte, wagte ich einen Blick. Er lag mit geschlossenen Augen nach hinten gelehnt und atmete gleichmäßig. Sicher schlief er schon.
"Würdest du vielleicht aufhören, mich anzustarren? Dann könnte ich beruhigt schlafen." Erschrocken wandte ich den Blick ab. Das fing ja super an...
Ich versuchte wirklich ihn zu ignorieren und einfach weiter aus dem Fenster zu starren, selbst wenn dort nur Wolken waren. Doch Harry machte meine Pläne zu Nichte, als er sein Kissen und seinen Kopf an meine Schulter lehnte. Nachdem ich kurz zusammengezuckt war, ließ ich ihn einfach dirt liegen. Die Genugtuung wollte ich ihm nicht geben.
Harry kuschelte sich noch mehr in sein Kissen und legte sogar seinen Arm um meine Taille. Ich war kurz davor, ihn vor versammelter Mannschaft anzuschreien, als er sich etwas aufrichtete und mir einen Kuss auf die Wange drückte.
Als hätte dieser Kuss eine magische Wirkung, war meine Wut verpufft. Ich senkte meinen Blick und betrachtete seine Locken. Mein Körper entspannte sich ebenfalls. Eine meiner Hände fand den Weg auf sein Bein. Es war, als würde mein Körper alleine agieren. Harry legte seine Hand auf meine und fuhr langsam mit seinen Fingern über meine. Ich verfolgte jede Bewegung mit meinem Blick. Erst berührte er nur meine Hand, dann fuhr er meinen Arm hinauf und hob seinen Kopf. Unsicher sah er zu mir hinauf, ein leichtes Lächeln zierte seine Lippen. Er legte seine Hand an meine Wange, sein Blick wanderte zu meinen Lippen. Mein Herz stoppte für den Moment. Selbst ich konnte nicht widerstehen und blickte auf seine Lippen. Seine weichen, rosanen Lippen, die so weich waren und sich so gut anfühlten, wenn sie meine-
Das Flugzeug wackelte plötzlich, weshalb wir beide nach links und ich somit halb auf Harrys Schoß geschleudert wurden. Panisch klammerte ich mich an ihm fest. Es dauerte wenige Sekunden, bis das Flugzeug wieder ruhig flog. Mein Herz brauchte noch etwas, bis es sich beruhigte. Ich sah zu Harry auf, welcher mich breit angrinste. Mich räuspernd ließ ich ihn los und setzte gerade hin.
"Du brauchst gar nicht so tun, als wäre ich dir egal oder du würdest dich nicht freuen, dass ich hier bin. Ich weiß, wie es in dir aussieht. Dein Körper zeigt es mir.", sagte er und strich über meinen Arm, auf dem sich augenblicklich die Härchen aufstellten.
"Das heißt nicht, dass du machen kannst, was du willst.", entgegnete ich und zog meinen Arm weg. Harry lachte und lehnte sich wieder an meine Schulter.
"Das nicht. Aber ich kann machen, was du möchtest. Wann du es möchtest. Wie du es möchtest." Ich betrachtete Harrys Hinterkopf und dachte an den Abend, an dem ich fast mit ihm geschlafen hatte. Es hatte sich gut angefühlt, sehr gut sogar. Seine Hände an meinem Körper zu spüren, war wie Folter gewesen. Eine sehr schöne Folter.
"Mary? Woran auch immer du denkst, könntest du dabei aufhören an meinen Haare zu ziehen.", meckerte Harry. Erschrocken lockerte ich meine Hände. Harry richtete sich auf und rieb sich den Kopf.
"Verdammt, woran hast du gedacht?", fragte er mit schmerzverzerrtem Gesicht.
"Ich, äh, an nichts. Tut mir leid.", stotterte ich. Harry atmete aus und lächelte mich dann an.
"Möchtest du etwas schlafen? Oder wollen wir über LA reden?", fragte er schließlich. Erschöpft lehnte ich meinen Kopf nach hinten und schloss meine Augen. Als ich seine Hand auf meinem Bein spürte, öffnete ich sie wieder und sah nach unten.
"Lass uns über LA reden.", entschied ich, nahm seine Hand von meinem Bein und wollte sie neben mich legen, doch er ließ meine Hand nicht los, weshalb wir mehr oder weniger auf seinem Schoß Händchen hielten. Lächelnd sah ich zu Harry auf und ignorierte es einfach.
"Musst du heute noch in die Uni?", fragte er.
"Ich wollte direkt nach der Landung hin fahren, weil ich es unnötig fand, vorher einzuchecken. Was denkst du darüber?"
"Ich würde mich freuen, dich zu begleiten. Allerdings kann ich sonst auch in unserem Zimmer auf dich warten.", sagte er grinsend. Natürlich hatten Lya und ich für die Reise nur ein Zimmer gebucht. Sie war meine beste Freundin und wir teilten alles. Dafür musste ich es nun auch mit Harry teilen. Aber das war ja nichts neues.
"Ähm, also du kannst natürlich mit zur Universität kommen, aber ich weiß nicht wie lange das dauert.", sagte ich. Harry sah auf seine Uhr und lehnte sich dann wieder an meine Schulter. Ich setzte mich etwas gemütlicher hin, wobei Harry noch näher zu mir rutschte. Doch was machte das jetzt schon noch.
"Ich finde schon einen Platz zum warten. Stört es dich, wenn ich jetzt etwas schlafe?", fragte er gähnend und kuschelte sich noch mehr an mich. Ich antwortete nicht, weil ich es als überflüssig empfand und blickte einfach aus dem Fenster. Nicht lange und auch ich schlief ein. Dabei waren meine Gedanken bei Harry. Das änderte sich auch nicht, als ich ein paar Stunden später aufwacht. Ich rieb mir die Augen, rückte meine Brille zurecht und bemerkte dann, dass ich auf Harrys Schoß gelegen hatte. Vorsichtig setzte ich mich auf, doch Harry schien schon länger nicht mehr geschlafen zu haben. Lächelnd strich er mir die Haare aus dem Gesicht und reichte mir etwas Wasser. Dankend nahm ich es und trank ein paar Schlucke. Harrys Blick verließ dabei nicht ein Mal mein Gesicht. Als ich das Glas senkte, wischte er einen Tropfen Wasser von meinem Mundwinkel und leckte ihn von seinem Finger ab.

Understand (III)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt