„Ja, Mum. Ich melde mich bei dir, wenn ich gelandet bin.", sagte ich nun schon zum dritten Mal.
„Ich mache mir doch nur Sorgen um dich."
„Das weiß ich auch zu schätzen, aber ich bin 25 und meine Erinnerungen sind fast ganz wieder da. Außerdem fliege ich ja nicht alleine.", sagte ich nun auch schon zum dritten Mal.
„Ich wünsche euch beiden viel Spaß! Passt gut auf euch auf und genießt die drei Tage in LA. Und grüß Lya von mir."
„Mache ich, Mum. Bis dann.", sagte ich und legte auf. Lächelnd legte ich mein Handy beiseite und sah auf meinen kleinen Koffer. Sicher hatte ich zu viel eingepackt, doch ich wusste schließlich auch nicht, was Lya für uns geplant hatte. Ich stellte den Koffer in den Flur und ging dann zurück ins Schlafzimmer, weil mein Handy vibriert hatte. Es war eine Nachricht von Lya. Sie schrieb, dass wir uns erst am Flughafen treffen würden. Der Grund dafür war Scott. Ich verstand es nicht, konnte es jedoch auch nicht ändern, also nahm ich es so hin.
Ich hatte jetzt noch eine Stunde Zeit bevor mein Taxi kommen würde. Etwas aufgeregt setzte ich mich auf meine Couch und überlegte, ob ich alles erledigt hatte.
Ich hatte Haley und Hank benachrichtigt, dass ich nach meiner Rückkehr am Buch weiter arbeiten würde.
Ich hatte meine Mum beruhigt.
Ich hatte Lya beim Packen geholfen und selber gepackt.
Das einzige, was ich noch nicht erledigt hatte, war Sammy. Ich drückte mich davor, mit Harry zu schreiben, doch wenn es um meinen Kater ging, musste ich eine Ausnahme machen. Ich musste einfach wissen, dass Harry sich gut um Sammy kümmerte, selbst wenn er dies bereits seit Wochen, sogar Monaten tat.
Ich scrollte durch meine Chats und als ich seinen Namen fand, drückte ich darauf. Dabei startete ich aus Versehen einen Anruf. Panisch versuchte ich es zu stoppen, drückte auf meinem Handy rum, schaffte es jedoch nicht. Ich fluchte und genau in diesem Moment nahm Harry meinen Anruf an.
"Hallo, Mary. Wie geht es dir?", fragte er fröhlich klingend. Nervös hob ich das Handy an mein Ohr und atmete tief durch, bevor ich antwortete.
"Hey, Harry. Mir geht es gut und du, äh dir?" Ich verfluchte mich selber für meine Dummheit und diesen Satz. Wieso war ich ausgerechnet jetzt so unsicher?
"Mir geht es auch gut. Wie kann ich dir helfen?", fragte er nach einem leichten Lachen.
"Mir helfen?"
"Ja, du hast mich angerufen, also...?", sagte er und wartete auf meine Antwort. Ich blickte durch den Raum, sortierte meine Gedanken und konnte mich dann endlich daran erinnern, was ich von Harry wollte.
"Ach ja, ich rufe wegen Sammy an.", sagte ich erleichtert.
"Der sitzt gerade neben mir, soll ich ihn dir geben?", fragte Harry ernst. Schmunzelnd schüttelte ich den Kopf über diese Albernheit.
"Nein, danke. Ich wollte nur wissen, ob du auch gut für ihn sorgst, jetzt wo ich drei Tage verreise.", sagte ich. Harry seufzte.
"Keine Sorge, für Sammy ist gesorgt. Er kriegt täglich frisches Futter und sauberes Wasser. Kann ich dich sonst irgendwie beruhigen?" Verträumt sah ich zu dem Bild, was auf meiner Fensterbank stand. Es war jenes, das ich dank Harry in meiner Tasche gefunden hatte. Es zeigte Harry und mich in LA. Dieser Anblick ließ mich in letzter Zeit häufig sentimental werden.
"Irgendwelche Tipps für LA?", fragte ich Harry. Er lachte.
"Möchtest du, dass ich die Dinge, die wir schon besucht haben außen vor lasse?"
"Ich nehme jeden Tipp an. Immerhin warst du viel öfter und länger dort als ich.", antwortete ich. Harry lachte und zählte mir dann einige Dinge auf, die mir in LA gefallen könnten. Ich genoss es, ihm zuzuhören und seiner Stimme zu lauschen. Es hatte etwas sehr beruhigendes und ich vergaß glatt die Zeit. Als ich sah, dass bereits eine Dreiviertelstunde vergangen war, sprang ich von meiner Couch auf.
"Oh mein Gott, ich muss los. Kann ich dich zurückrufen? Vielleicht wenn ich in LA bin?", fragte ich aufgeregt und lief durch meine Wohnung, was Harry zu belustigen schien.
"Natürlich. Ich würde mich freuen, von dir zu hören. Hab eine schöne Reise.", sagte er.
"Danke, bis dann." Ich legte auf und lief in den Flur, wo mein Koffer stand. Verzweifelt schaute ich nach, ob alle Fenster geschlossen waren und versuchte dann im Gehen meine Schuhe anzuziehen. Ich stolperte über meine Schnürsenkel und humpelte dann fluchend in die Küche, um mir noch ein Wasser mitzunehmen. Den Arm reibend ging ich zurück in den Flur und warf mir eine Jacke über. Wenigstens war es in LA wärmer als hier. Kaum war ich angezogen und checkte die Uhrzeit, klingelte es auch schon.
Mit meinem Koffer machte ich mich auf den Weg nach unten, begrüßte den Taxifahrer und fuhr dann mit ihm zum Flughafen. Ich hoffte, dass Lya pünktlich sein würde, denn Pünktlichkeit war nicht gerade einer ihrer Stärken. Am Flughafen bezahlte ich den Taxifahrer und machte mich dann auf den Weg zum abgemachten Treffpunkt. Vor unserem Gate blickte ich auf meine Reservierung und versuchte durch die Mail meiner Buchung durchzusteigen. Was sich jedoch schwerer als gedacht herausstellte.
"Kann man dir helfen?", fragte jemand, weshalb ich aufsah. Ich musste zwei Mal hinsehen, um zu realisieren, wer da tatsächlich mit einer gepackten Tasche und einem unwiderstehlichen Lächeln vor mir stand.
"Harry? Was machst du hier?", fragte ich, während er mich umarmte, als wäre es abgemacht, dass er mich hier treffen würde.
"Was wohl? Ich fliege mit dir! Lya wollte wegen der Schwangerschaft ungern fliegen und da habe ich mich angeboten. Ich dachte mir, dass es nicht schlecht wäre, würden wir etwas Zeit miteinander verbringen, an dem Ort, an dem wir.. Naja, an dem wir uns verliebt haben.", erklärte er, stellte seine Tasche neben meine und grinste mich dann frech an.
Das einzige, was in diesem Moment durch meinen Kopf ging, war, wieso er dachte, dass ich damit einverstanden war. Mit verschränkten Armen stellte ich ihn zur Rede.
"Ich weiß, dass die letzten Wochen sehr verwirrend für uns beide waren und ich bin mir noch immer nicht sicher, was das zwischen ist, doch wie kommt ihr beide darauf, dass es für mich in Ordnung ist, dass DU mit mir nach LA fliegst?"
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Understand (III)
FanficEs wird einsam, wenn niemand da ist zum reden. Doch es ist gut zu wissen, dass es jemandem wichtig ist. Denn ich bin schon so lange auf diesem Zug. Menschen steigen ein und steigen aus. Ich bete, dass ich nicht vergesse, wo ich hingehöre. Und jed...