„Ich erinnere mich!", rief ich aufgeregt. Harry, der vor mir auf dem Stuhl saß und bis eben noch geschlafen hatte, sprang auf und sah mich aufgeregt atmend an.
„Was? Du erinnerst dich? Woran?", fragte er.
„Ich erinnere mich an meinen Anfall.", hauchte ich und fuhr über die Beule an meinem Kopf. Harry setzte sich ans Fußende des Bettes und sah mich ruhig an.
„Willst du mir davon erzählen?" Seine Stimme war so ruhig und beruhigend, dabei fühlte sie sich so vertraut an. Leicht lächelnd nickte ich.
„Meine Mum meinte, ich war auf dem Weg zur Probe, von unserer-„
„Hochzeit. Ja, das warst du. Was ist auf dem Weg zum Court House passiert?" Ich konnte vor Harry nicht aussprechen, dass wir hatten heiraten wollen.
„Ich bin losgefahren und war sehr, sehr aufgeregt. Als ich durch ein ländlicheres Stück fuhr, spürte ich ein Stechen in meinem Arm. Dann in meiner Schulter und schließlich den Druck auf meiner Brust. Ich bin rechts rangefahren und habe versucht jemanden anzurufen. Ich, ich habe dich angerufen.", sagte ich, sah zu ihm auf und versuchte meinen Puls zu beruhigen. Ich sah, wie nervös Harry war und mir ging es nicht anders.
„Dann habe ich einen Krankenwagen gerufen und versucht zu atmen, doch irgendwann ging es nicht mehr. Als du zurückgerufen hast, konnte ich schon nicht mehr reden und dann, dann..." Ich stoppte und strengte mich an. Doch die Erinnerung kam nicht zurück.
Ich spürte Harrys Hand an meiner. Erschrocken sah ich auf, ließ die Berührung jedoch zu. Auch sie hatte etwas so vertrautes.
„An mehr erinnere ich mich nicht.", seufzte ich.
„Hey! Das ist doch schon eine ganze Menge und sicher wird der Rest auch bald zurückkommen." Ich blickte zu Harry auf und begegnete seinem hoffnungsvollen Blick.
„Und was, wenn nicht?", fragte ich direkt. Er war vielleicht nicht die beste Person, um über das Thema zu sprechen, doch ich hielt es nicht mehr aus.
„Wenn nicht, haben wir immer noch genug Zeit, um neue Erinnerungen zu machen.", sagte Harry und lächelte zögerlich. Es war das erste mal, seit meinem Unfall, dass ich wirklich lächelte. Zugeben musste ich ja, dass Harry schon süß war...
„Harry?" Überrascht drein blickend stand Lya mit zwei Bechern Tee in der Hand in der Tür und sah zwischen uns her.
„Ich gehe dann mal. Pass gut auf sie auf. Bis dann, Mary.", sagte er, umarmte Lya und ging dann. Kurz sah ich Harry noch hinterher, weshalb sich unsere Blicke trafen.
„Ich dachte du willst ihn nicht treffen.", stichelte Lya. Ich seufzte und rutschte zur Seite, damit sie sich zu mir auf das Bett setzen konnte.
„Er ist gestern Abend hier aufgetaucht und wir haben etwas geredet.", sagte ich und zuckte mit den Schultern.
„Hast du dich an etwas erinnert?" Ich seufzte und trank etwas Tee.
„Ich habe mich an den Anfall erinnere, aber an nichts, was für Harry und mich wichtig wäre..." Lya legte ihren am um mich und lehnte sich dann zurück.
„Kommt Zeit, kommt Rat. Du wirst schon sehen, irgendwann wird er in dir das auslösen, was du so lange versucht hast zu verdrängen und dann werdet ihr wieder glücklich." Fragend sah ich Lya an und grinste. Sie machte mich mit ihren Äußerungen ja schon neugierig...
„Wie verdrängt?"
„Es ist komisch, dass ich mich an jedes Detail deiner ersten großen Liebe erinnere, während du nicht mal mehr weißt, dass es sie gab.", sagte Lya und lachte.
„Erzähl mir davon. Wie habe ich ihn kennengelernt?", forderte ich. Meine beste Freundin strahlte mich an und begann dann ganz am Anfang.
Wie ich Harry im Studio 338 kennen gelernt hatte, dann das Schreiben mit ihm und wie er uns beide praktisch verfolgt hatte. Wie ich mit Harry gefeiert und mein Leben neu erfunden hatte und schließlich meine Lesereise.
„Ich erinnere mich an die Reise.", sagte ich überrascht.
„Wirklich?"
„Ja.", sagte ich lachend.
„Ich weiß noch, dass ich in Deutschland und in den USA war. Ich war in LA mit..."
„Du wärst mit Harry dort. Er hat sich Wochen vor deiner Abreise alle Daten von mir geholt und dich dann bei jedem deiner Stops begleitet." Es war, als könnte ich den Neid in Lyas Stimme hören, als sie mir davon berichtete. Lächelnd senkte ich den Blick.
„Wieso hat er das gemacht?", fragte ich ehrlich.
„Damit er bei dir sein kann, Dummerchen." Lya lachte und erzählte mir, was nach der Lesereise geschehen war.
„Kurz darauf hast du dich von Lucas getrennt. Allen hast du erzählt, es wäre wegen unüberbrückbaren Differenzen gewesen, doch ich wusste, dass Harry da mit drin hing. Doch selbst du hast es mir nicht geglaubt, bis nach der Spendengala."
„Welche Spendengala?", harkte ich nach und öffnete den Pudding vor mir.
„Du hast du die Kinder dieses Krankenhauses gesammelt, weil du ein paar Monate hier gearbeitet hast. Und an dem Abend hat Harry dich nach Hause gefahren und dich das erste Mal geküsst." Lya seufzte, als hätte sie gerade das Ende ihres Lieblingsmärchens erzählt.
„Und dann?", fragte ich neugierig.
„Dann, meine Liebe, hat das ganze Chaos erst richtig angefangen. Aber das kann dir dein lieber Verlobter dann erzählen.", sagte sie grinsend. Verwirrt blickte ich erst zu ihr und dann auf meine linke Hand, an der noch immer ein Ring steckte.
„Der Ring ist von Harrys Eltern. Es war Anne sehr wichtig, dass ihr sie nehmt.", sagte Lya und erklärte alles, als ich sie fragend ansah.
„Anne ist Harrys Mutter. Ist alles ziemlich viel, oder?", fragte sie. Ich seufzte und nickte.
„Allerdings. Aber ich glaube, mein Gedächtnis kommt langsam zurück.", sagte ich und lächelte.
„Das freut mich. Nichts ist mir lieber, als eine glücklich MJ." Lya drückte mich und küsste meine Wange. Sie war zu süß.
„Danke, dass du mir das alles erzählst."
„Stets zu Diensten. Wozu sind beste Freunde da?", fragte sie rhetorisch und lachte.
„Klopf, klopf.", sagte jemand rechts von mir, weshalb ich zur Zimmertür sah. Blonde Haare, blaue Augen und ein unglaubliches Lächeln. An ihn erinnerte ich mich!
„Niall!", rief ich und umarmte ihn.
„Wow, nicht so stürmisch! Ich dachte du hättest mich vergessen...", seufzte er.
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Understand (III)
FanficEs wird einsam, wenn niemand da ist zum reden. Doch es ist gut zu wissen, dass es jemandem wichtig ist. Denn ich bin schon so lange auf diesem Zug. Menschen steigen ein und steigen aus. Ich bete, dass ich nicht vergesse, wo ich hingehöre. Und jed...