"Es wäre sehr nett, wenn du dich mit Aktionen wie eben etwas zurückhalten könntest.", sagte ich und spielte damit auf das im Bad und das im Schlafzimmer an. Harry drehte seinen Blick zu mir und schmunzelte. Als ich dies nicht erwiderte, wurde auch seine Miene ernst.
"Tut mir leid, ich wollte dir nicht zu nahe treten.", sagte er und klang tatsächlich verständnisvoll.
"Ich wusste nur nicht genau, wie wir nach gestern Abend stehen. Das ganze ist auch für mich etwas verwirrend." Ich mühte mir ein Lächeln ab, da ich dank Harry nun ein schlechtes Gewissen hatte. Wie konnte ich nur vergessen, dass seine Situation nicht im geringsten besser war als die meine? Sicher war es schlimmer, wenn man sich an seine große Liebe erinnerte, sie nur nicht erwidert wurde...
"Ich weiß nicht, was gestern mit mir los war.", gestand ich und sah zum Fernseher.
"Also mir hat es gefallen." Ich sah zu Harry, welcher mich angrinste. Ich konnte nicht anders, als mit ihm zu schmunzeln.
"Ist doch normal, dass wir etwas verwirrt sind. Mir fällt es schließlich auch schwer, nicht jede Sekunde über dich her zu fallen." Seine Ehrlichkeit hätte mich schockieren sollen, doch ich empfand sie eher als sehr angenehm.
"Ich habe noch ein paar Fragen.", sagte ich. Harry lächelte und ließ nach vorne gelehnt seinen Kopf hängen.
"Das wird jetzt sicher noch eine Weile so weiter gehen.", entschuldigte ich mich.
"Solange wir Zeit miteinander verbringen, kannst du mich alles fragen.", erwiderte er und schlüpfte aus seinen Schuhen. Er rutschte ans Ende der Couch und legte seine Beine über meinen Schoß. Während ich ihn entgeistert anblickte, legte er seine Arme hinter seinen Kopf und grinste mich dann an.
"Worauf wartest du? Frag.", forderte er mich auf. Fassungslos schubste ich Harrys Beine von den meinen und setzte mich seitlich hin, sodass er seine Beine neben mir ablegen konnte. Wir hatten sehr viel Körperkontakt, doch ich reagierte nicht auf das, was mein Kopf mir sagte. Stattdessen hörte ich auf mein Herz, was mir befahl, jetzt bloß nicht aufzuhören.
"Du hast mir nicht von dem Job in LA erzählt."
"Das war keine Frage.", sagte Harry. Ich seufzte und schaltete den Fernseher aus.
"Wieso hast du mir davon nicht erzählt?", fragte ich schließlich.
"Es war dein Ding und durch die Hochzeit haben wir lange nicht mehr darüber geredet, also habe ich es vergessen. Ist das nicht erst in ein paar Wochen?"
"Nächste Woche.", stellte ich klar. Harry sah mich überrascht an.
"Willst du noch immer fliegen?" Ich zuckte mit den Schultern und dachte an das Gespräch mit Lya.
"Es gibt keinen Grund, warum ich es nicht tun sollte.", sagte ich ruhig und blickte aus dem Fenster. Harry schnaufte. Anscheinend sah er das anders.
"Was ist?"
"Du sagst, du hast keinen Grund es nicht zu tun. Wie wäre es damit, dass du dich erst mal an dein altes Leben erinnern musst, bevor du dich in ein neues stürzen kannst.", sagte Harry. Seine Stimme klang wütend und auch verletzt. Stur sah ich ihn an.
"Ich dachte du würdest hinter mir stehen.", sagte ich.
"Das war, bevor du mich vergessen hast." Seine Worte waren voller Schmerz und Trauer. Mein Herz begann zu rasen, als er mich mit diesem Blick ansah. Für ein paar Minuten saßen wir dort und sahen uns einfach nur an. Seine Miene veränderte sich und wurde schulbewusst.
"Es tut mir leid. Ich rede mit dir, als wäre es deine Schuld, dass du dich nicht daran erinnerst, wie wir-"
"Wie wir uns geliebt haben? Es gibt tatsächlich ein paar Dinge, an die ich mich erinnere. Es sind nur einzelne Bilder, aber ich habe ein Bild von dem, was zwischen uns war.", entgegnete ich wütend. Harry brachte in mir die Emotionen zum kochen und alles durcheinander. Er erwiderte meinen Blick, schweifte jedoch schnell ab. Ich wusste, dass er auf meine Lippen sah und ohne es zu merken, hatte ich wieder angefangen auf meiner Unterlippe zu kauen.
Ehe ich mich versah, hatte Harry sich aufgesetzt und über die Couch zu mir gelehnt. Sein Gesicht war direkt vor meinem und sein Blick bohrte sich durch meine Augen in meine Seele.
"Ich habe dir gesagt, dass du das lieber lassen solltest.", sagte er ruhig und leise. Ich sah jedoch, dass sein Puls schneller als üblich ging. Außerdem war seine Haut gerötet. Das schlimmste daran war, dass ich sicher genau so aussah. Während ich in seine grünen Augen blickte, erschienen neue Bilder. Bilder von Harry und mir in unterschiedlichen Hotels, in unterschiedlichen Städten.
"Mary?" Ich blinzelte und begegnete Harrys besorgtem Blick.
"Ich habe mich eben an etwas erinnert.", seufzte ich.
"Ehrlich?" Ich nickte.
"Wir waren im Ellington Hotel, richtig?" Harry wich leicht zurück, nur ein paar wenige Zentimeter und nickte schließlich.
"Ja, dort haben wir zwei Nächte geschlafen. Aber Berlin war nichts besonderes.", sagte Harry.
"Das sah aber ganz anders aus, als wir mit dem Bus durch die Stadt gefahren sind.", neckte ich Harry mit dem Bild vor meinen Augen. Als er mich schockiert ansah, begann ich zu grinsen. Harry verstand, lehnte sich wieder vor und fing an mich zu kitzeln. Ich wandte mich lachend unter ihm un bettelte um Gnade.
"Hör auf, bitte.", rief ich.
"Niemals, das hast du mehr als verdient!", entgegnete Harry und kitzelte mich an der Hüfte. Lachend versuchte ich seine Hände festzuhalten, was er schließlich zu ließ. Schwer atmend blickte zu ihm auf. Er lehnte über mir und seine Brust hob und senkte sich ebenfalls sehr schwer. Von hier aus konnte ich in sein Shirt gucken und stellte fest, dass meine wenigen Erinnerungen mich nicht enttäuschten.
"Gefällt dir was du siehst?", fragte Harry plötzlich. Erschrocken blickte ich zu ihm auf und ließ augenblicklich seine Hände los. Eine seiner Hände legte er an mein Gesicht. Ganz sanft und zögerlich, während die andere mich an der Hüfte festhielt, sodass ich mich nicht wirklich rühren konnte.
"Ich wünschte du könntest dich erinnern...", hauchte er und lächelte traurig. Ich legte meine Hand auf seine und zog sie vorsichtig von meiner Wange.
"Wenn wir so weiter machen, brauche ich mich gar nicht erinnern.", sagte ich und überwand die Distanz zwischen uns. Wir beide seufzen laut, als unsere Lippen sich trafen. Es war zu befriedigend.
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Understand (III)
Fiksi PenggemarEs wird einsam, wenn niemand da ist zum reden. Doch es ist gut zu wissen, dass es jemandem wichtig ist. Denn ich bin schon so lange auf diesem Zug. Menschen steigen ein und steigen aus. Ich bete, dass ich nicht vergesse, wo ich hingehöre. Und jed...