Teil 43 - Herzrasen

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Die Landung verlief ohne Probleme. Kurz darauf hatten wir unser Gepäck geholt und machten uns auf den Weg zu den Taxis. Harry verstaute unsere Koffer und stieg dann zu mir. Lächelnd nahm er meine Hand, verflocht unsere Finger. Ich fühlte tief in mir, dass es gut war. Dass das, was sich zwischen Harry und mir entwickelte oder dort die ganze Zeit gewesen war, gut war. Und richtig.
Genau deshalb wollte ich mit Harry über meine Gedanken reden.
„Ich wünschte, ich könnte mich erinnern.", sagte ich leise. Harry sah mit gerunzelter Stirn zu mir auf.
„Ich würde mich so gerne an meine Gefühle erinnern. An alles, was ich für dich empfunden habe. Dann könnten wir einfach weiter leben und... heiraten." Ich seufzte. Anders als ich es erwartet hatte, legte Harry seinen Arm um mich.
„Wir können nicht ändern, wie es gekommen ist.", sagte Harry und hielt mich an meinen Schultern vor sich, sodass er mich ansehen konnte.
"Wir hatten ein paar wunderschöne Tage, die ich sicher nie vergessen werde. Ich weiß nicht, wie es jetzt mit uns weitergehen wird, allerdings bin ich ab Morgen auf Tour. Für die nächsten vier Wochen in den USA und danach noch ein paar Wochen in Europa." Ich sah Harry in die Augen und versuchte nicht zu traurig darüber zu sein, dass er weggehen würde.
"Ich habe es so lange wie möglich aufgeschoben. Doch ich kann nicht länger hier bleiben.", sagte er. Mit einem gezwungenen Lächeln legte ich meine Hand an seine Wange.
"Ist schon ok. Ich werde dich vermissen, aber dir wird es sicher nicht besser gehen." Harry fing ebenfalls an zu lächeln und küsste meine Hand.
"Selbstverständlich. Wir sind da.", sagte er und öffnete seine Tür. Ich folgte ihm und wartete, dass er mir meinen Koffer reichen würde. Doch stattdessen nahm Harry ihn und folgte mir die Treppen hoch zu meiner Wohnung. Ich schloss die Tür auf, schob den Koffer hinein und drehte mich zu Harry. Er griff nach meinen Händen und sah mir tief in die Augen. Sein Blick war fast schon verzweifelt, als er mich zu sich zog und mich küsste. Nach den Küssen, welche liebevoll und doch verzehrend waren, lehnte er seine Stirn an meine.
"Erinnerst du dich?", hauchte er. Während er seine Augen geschlossen hatte, blickte ich in sein Gesicht. Tränen sammelten sich in meinen Augen.
"Nein." Mein Herz raste und ich spürte, wie die Emotionen mich übermannten.
"Ich liebe dich, vergiss das nicht.", sagte Harry und küsste mich ein letztes, langes Mal. Dann ging er. Ein Hauch von unerwiderter Liebe und Verzweiflung blieb zurück. Ich schloss die Tür, wischte die Träne von meiner Wange und ging ins Wohnzimmer. Erschöpft ließ ich mich in die Kissen fallen und schloss für einen Augenblick die Augen. Danach beschloss ich, dass es ja doch nichts ändern würde, wenn ich mir weiter den Kopf darüber zerbrach. Meine Gefühle würden nicht einfach wieder auftauchen. Und Harry würde die nächsten Wochen weg sein.
Seufzend nahm ich das Buch, welches oben auf dem Stapel lag und öffnete es. Zuerst las ich auf einer beliebigen Seite, doch dann blättert ich zum Anfang. Nach der ersten Seite fand ich die Widmung. Mit jedem Wort, das ich las, fühlte ich mich mehr verwirrt.

"Nichts ist stärker, als eine Beziehung, die aus einer engen Freundschaft erblüht und von Vertrauen und gemeinsamen Erlebnissen gespeist wird." Ich sprach die Worte aus und hielt inne. Verwirrt klappte ich das Buch zu, stand auf und ging zum Fenster. Plötzlich spürte ich, wie mein Herz zu rasen begann. Mein Puls stieg und ich fühlte wieder einen Druck auf meiner Brust. War es ein weiterer Anfall? Panisch wollte ich den Notruf wählen, als ich, wie seit Wochen nicht mehr, Bilder vor meinen Augen sah.

Unten angekommen ging ich durch das Voyer über den roten Teppich, bis ich am Eingang des Restaurants ankam. Ich ließ meinen Blick durch den Raum schweifen und durchsuchte ihn nach Harry. Ich fand ihn schließlich an der Bar. Lächelnd, aber doch etwas unsicher aufgrund des Kleides, ging ich auf ihn zu. Es war gut, dass er mit dem Rücken zu mir saß und mich so nicht sehen konnte. Der Barkeeper hingegen entdeckte mich und sah mich dann mit großen Augen an. Als ich direkt hinter Harry stehen blieb, drehte dieser sich wohl aufgrund des Blickes des Barkeepers um.
"Hi," sagte ich, Harry schwieg. Er ließ seinen Blick über meinen Körper gleiten und gelangte dann mit einem leuchtenden Lächeln zurück zu meinen Augen.
"Du siehst noch schöner aus, als ich es erwartet habe. Wollen wir uns an einen der Tische setzen?", fragte er und hielt mir seinen Arm hin. Etwas zurückhaltend nickte ich, harkte mich bei ihm ein und ließ mich dann zu einem der Tische führen.
"Danke.", sagte ich, als Harry mir den Stuhl heranschob und sich mir dann gegenüber setzte.
"Wie war dein Tag?", fragte er und legte sich seine Serviette auf den Schoß.
"Gut, aber anstrengend. Und deiner?"
"Gut, aber langweilig. Irgendwas hat einfach gefehlt.", sagte er und lächelte. Peinlich berührt trank ich einen Schluck Wein und breitete meine Serviette ebenfalls auf meinem Schoß aus.
"Das Kleid ist wundervoll, aber war doch sicher viel zu teuer.", sagte ich und faltete meine Hände.
"Geld spielt keine Rolle, wenn es um das Lächeln einer Frau geht." Mehr sagte er nicht. Wir bestellten unser Essen und Harry erzählte mir von seinem Tag.
"Dann habe ich mir den schönen Platz an der Bar gesucht und auf dich gewartet."
"Aber du wusstest doch gar nicht, ob ich komme.", wandte ich ein.
"Aber ich habe es gehofft." Lächelnd bat ich den Kellner um etwas mehr Wein und trank einen Schluck.
"Eines der Werke, die ich heute gelesen habe, hat mich an dich denken lassen.", sagte ich. Harry grinste und lehnte sich etwas vor.
"Wieso? War der Protagonist unwiederstehlich?" Ich lachte und rollte mit den Augen.
"Nicht wirklich. Es war eine Art Fanfiction. Das hat mich daran erinnert, dass ich damals auch welche geschrieben habe.", sagte ich.
"Sind die gut? Viel wichtiger, wenn sie über die Band waren, wer war dein Crush?", fragte er aufgregt. Ich wollte ihm nicht antworten und war deshalb froh, dass in jenem Moment das Essen angereicht wurde.
"Komm schon, Mary. Sag doch einfach!", bettelte Harry, während ich mein Filet schnitt und es genüsslich aß.
"War es Liam? Nein, sicher war es Niall. Du warst doch sicher ein sehr liebes und freundliches Mädchen, deswegen Niall. Oder? Sag es doch einfach!"
"Nein, es war nicht Niall.", sagte ich und trank etwas Wein.
"Zayn?" Ich schüttelte den Kopf und aß weiter.
"Louis??"
"Nein."
"Sag jetzt nicht, du hattest einen Crush auf mich! Das wäre zu komisch, Mary! Stell dir das mal vor. Das würde unsere Freundschaft verunsichern und das möchte ich nicht." sagte Harry und schien tatsächlich nervös. So ganz verstand ich seine Aufruhr wegen jener Geschichten nicht, immerhin war es Jahre her und spielte nun keine Rolle mehr.
Ich griff nach seiner Hand und streichelte sie sanft.
"Keine Sorge. Du kannst weder dich noch mich mit uns damals vergleichen. Du bist nicht mehr der Harry von One Direction und ich nicht mehr das kreischende Fangirl mit den Postern an der Wand." Harry seufzte und drückte meine Hand leicht.
"Da bin ich ja froh. Auch wenn ich das kreischende Fangirl gerne mal kennen gelernt hätte." Ich zog meine Hand weg und aß weiter, während Harry lachend sein Weinglas leerte.

Understand (III)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt