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Das Frühstück tat mir ausgesprochen gut. Seitdem fühle ich mich wieder etwas besser und in der Lage einen normalen Tag zu führen und nicht bloß die gesamte Zeit im Bett zu liegen.

Da die Jungs jedoch alle bei der Fitness schwitzen, habe ich momentan keine Gesellschaft. Allerdings hat es auch eine gute Seite. Statt meine Zeit mit den Chaoten zu verbringen, habe ich beschlossen meine Mom anzurufen und sie etwas auf den neusten Stand zu bringen. Wir haben schon viel zu lange nicht mehr mit einander gesprochen.

Das Wetter ist immernoch wahnsinnig angenehm und während mir die Sonne auf den Rücken scheint und ich es am See genieße, rufe ich meine Mutter über Facetime an. Das Tablet steht genau vor mir und bloß einen kurzen Moment später erscheint das Gesicht meiner Mutter darauf.

"Hallo mein Schatz. Schön, dass du dich meldest. Wie geht es dir?",  strahlt sie mir entgegen und verkörpert genau die gute Laune, die man von ihr kennt.

"Mir geht's super Mom. Gestern Abend war ich zwar etwas krank, aber es ist alles wieder in Ordnung. Außerdem ist das Trainingslager einfach super. Die Zeit mit Marco, Jo und Jule ist unfassbar toll. Die Neuen sind wahnsinnig nett und ich wurde auch direkt von allen sehr lieb aufgenommen", strahle ich in die Kamera. 

"Das ist schön zu hören. Nach all der anstrengenden Zeit hast du dir das auch wirklich verdient. Dann hoffen wir mal, dass ihr es bei der WM auch weit schaffen werdet und du die Zeit noch etwas genießen kannst", entgegnet sie und ihre Worte zaubern sofort ein noch breiteres Lächeln auf mein Gesicht.

Ich hoffe es genauso sehr. Am Besten hört diese Zeit niemals auf.

"Das ist lieb, danke Mom. Aber wo du das schon ansprichst, kann ich dir gleich noch etwas erzählen"

"Das klingt ja spannend. Was denn?", fragt sie neugierig und ich sehe wie sie sich automatisch aufrechter hinsetzt. 

"Die Schule hat sich gestern bei mir gemeldet und mir meinen Durchschnitt mitgeteilt. Ich wollte dir gestern Abend Bescheid geben, aber dann ging es mir nicht so gut und du kennst ja die Jungs. Da hat man keine freie Sekunde", schmunzel ich entschuldigend.

"Natürlich", lacht sie leicht auf und schaut dann aber doch sehr gespannt "Aber jetzt spann mich nicht so lange auf die Folter"

"Es sind tatsächlich 1,2 geworden", strahle ich und begeistert schlägt meine Mutter ihre Hände in die Luft, während sie mich ungläubig anschaut. Dann legen sich ihre Hände vor ihren Mund und ich sehe wie eine kleine Träne über ihre Wange läuft. Sofort sammeln sich auch Tränen in meinen Augen bei diesem Anblick.

"Nicht weinen Mom, bitte. Sonst fange ich auch noch an", lache ich leicht auf und fächele mir etwas Luft zu um Tränen zu verhindern.

"Ich bin so so so stolz auf dich mein Schatz. Das hast du dir wirklich verdient, nach all der harten Arbeit und Leidenschaft die du da rein gesteckt hast. Wenn du wieder kommst laden wir die ganze Familie ein und feiern ein wenig", strahlt sie begeistert und lächelt mich stolz an. 

"Das hört sich gut an", lächel ich bestätigend und wir verfallen in ein längeres Gespräch. Meine Mutter stellt recht viele Fragen und ich beantworte sie nur all zu gerne. Erst über das Abitur, dann über das Trainingslager, die Jungs und auch etwas über Dad.

Ich merke überhaupt nicht wie die Zeit vergeht, sondern genieße bloß das Gespräch mit meiner Mutter. Als ich irgendwann jedoch aufblicke und in Richtung des Hotels schaue, sehe ich Leon auf mich zukommen. Mit einem Lächeln winkt er mir zu und es wird klar, dass er wirklich zu mir herüber kommt.

"Mom, ich muss leider aufhören. Wir hören uns die Tage, in Ordnung?", frage ich und schaue wieder zurück auf das Tablet.

"Sicherlich, mein Schatz. Hab noch ganz viel Spaß und grüß deine Lieblingschaoten von mir", strahlt meine Mutter und nachdem ich es ihr versichert habe, legen wir auf. Genau in diesem Moment kommt auch Goretzka vor mir zum stehen.

"Was machst du denn hier?", lächel ich Leon an und setze mich auf. Schützend halte ich mir die Hand vor die Augen, da die Sonne plötzlich deutlich mehr blendet.

"Ich hab dich gesucht", strahlt er mich an. 

"Wieso das denn?", frage ich verwirrt und rappel mich auf. Mit einem schiefen Lächeln schaue ich zu ihm auf. 

"Es gibt gleich Essen. Jo und der Rest haben schon an deinem Zimmer geklopft. Aber sie hatten so Hunger, deswegen habe ich angeboten hier nach dir zu schauen", erklärt er mir und erst da wird mir die Uhrzeit wirklich bewusst.

Mit einer schnellen Bewegung ziehe ich mir mein Kleid über und räume mein Handtuch und die Sonnenbrille gemeinsam mit der Sonne Creme zurück in die Tasche. Mein Tablet klemme ich mir unter den Arm. 

"Komm ich nehme deine Tasche", bietet der Braunhaarige an und greift noch im selben Moment danach.

"Danke dir", lächel ich ihn an und halte mein Tablet etwas sicherer.

"Was hast du denn den ganzen Nachmittag so schönes gemacht? Muss ja wirklich toll gewesen sein wenn du sogar das Essen beinahe verpasst", fragt Leon neugierig und schaut mich schmunzelnd an.

"Ich hab einfach etwas die himmlische Ruhe genossen und mit meiner Mutter telefoniert", beantworte ich die Frage.

"Du Gute , wir mussten schwitzen", lacht Leon auf.

"Dein selbst erwähltes Schicksal", lache ich und boxe ihm leicht gegen die Schulter. 

"Du hast gut reden. Was hat deine Mutter denn eigentlich zu deinem Abi gesagt?", fragt er neugierig weiter. 

"Sie hat vor Freude eine Träne freigelassen"

"Scheint als hätte sie sich wirklich sehr gefreut", kommentiert Leon.

"Das hat sie. Gib mir meine Tasche, dann kannst du schonmal zum Essen gehen. Ich werde mich noch schnell umziehen", meine ich als wir im Hotel angekommen sind und strecke meine Hand nach der Tasche aus, doch Leon zieht seinen Arm einfach weg. 

"Ich komm noch mit", beschließt er einfach und folgt mir zu meinem Zimmer die Treppen nach oben. Ich akzeptiere seine Entscheidung einfach und lasse ihn in mein Zimmer eintreten. Meine Tasche stellt er an die Seite und fällt dann seufzend auf die Couch.

Während Leon seine Augen durch das Zimmer fahren lässt, nehme ich mir ein paar Sachen aus dem Schrank und verschwinde dann im Badezimmer, in dem ich mich kurz umziehe.

"Ich wäre dann soweit", lächel ich und trete wieder zurück in das Zimmer. Leon erhebt sich von seinem Platz und kommt zu mir herüber. 

"Darf ich bitten, die Dame?", lacht er auf und hält mir seinen Arm entgegen. Mit einem Schmunzeln und einem leichten Augenverdrehen, hake ich mich unter und greife noch nach meiner Zimmerkarte, bevor wir in den Flur treten.

Es ist etwas kompliziert durch die Tür zu kommen und so löst sich Leon wieder von mir, bevor er seinen Arm im Flur um meine Schultern legt. Das ist um einiges bequemer und praktischer.

Verspätet treten wir in den Speiseraum ein und wie nicht anders zu erwarten liegen die meisten Augenpaare auf uns. Weder Leon noch ich lassen uns davon allerdings beirren und gehen stattdessen einfach zu dem Buffet herüber. Mittlerweile macht sich auch mein Hunger bemerkbar.

"Aha, du und Leon also?", stichelt Marco und wackelt mit seinen Augenbrauen als ich mich auf meinem Platz an dem Tisch niederlasse. Mir entgeht nicht, dass auch alle anderen mich anschauen und scheinbar auf eine Antwort warten.

"Was ich und Leon?", frage ich scheinheilig und kann mir bloß schwer ein Schmunzeln verkneifen. Manchmal macht es ja beinahe Spaß sich etwas dämlich zu stellen.

"Du weißt genau was ich meine", grinst der Dortmunder mich schief an und lässt ein Seufzen frei.  

"Er hat mich nur am See abgeholt und ist dann noch mit aufs Zimmer, weil er so nett war und meine Tasche getragen hat", erkläre ich und schaue Marco vorwurfsvoll an. Dabei betone ich deutlich, dass mit dem Tasche tragen. Schließlich könnte er sich wirklich ein Beispiel daran nehmen.  

"Sicher, dass da nichts läuft?", hackt Jo noch einmal nach und grinst mich frech an. 

"Leute! Da läuft nichts, ich kenn ihn gerade mal seit ein paar Tagen und auch nicht wirklich gut", seufze ich mit einem Augenverdrehen und beginne einfach mein Essen zu essen. 


VERÖFFENTLICHT: 07.09.2018

ÜBERARBEITET: 30.04.2022

Die Tochter des Trainers // Felix Götze FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt