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Das Klingeln des Telefons reißt mich aus dem Schlaf. Erschrocken fahre ich hoch und setze mich in unserem Bett auf. In der Dunkelheit taste ich mit halb geschlossenen Augen nach meinem Handy und nehme das Gespräch entgegen.

"Ja?", frage ich mit verschlafener Stimme hinein und fahre mir kurz mit meiner Hand über das Gesicht.

"Mom? Kannst du mich bitte abholen?", höre ich die Stimme meiner Tochter.

"Was ist mit Nael? Er sollte dich doch mit nach Hause nehmen", frage ich etwas verwirrt, schlage aber bereits die Decke zur Seite und stehe auf.

"Der ist mit irgend einem Mädchen abgehauen", meint mein Kind und ich kann mir ein Seufzen nicht verkneifen. Unser Sohn hält sich wirklich nicht an irgendwelche Abmachungen. Unfassbar.

"Ich mach mich auf den Weg Süße", murmel ich und lege dann auf. So leise wie möglich tausche ich meinen Schlafanzug gegen eine Jogginghose und ein Shirt aus.

"Was machst du?", fragt Felix verschlafen und sehr verwirrt. Ich drehe mich zu ihm um und sehe wie er sich gerade aufsetzt.

"Ich fahre Romi abholen. Schlaf weiter", informiere ich meinen Mann und werfe ihm ein Lächeln zu, was er sowieso nicht sieht.

"Was ist mit Nael?", fragt mein Mann und schlägt die Decke bei seite.

"Er ist mit einem Mädchen verschwunden. Du bleibst liegen und schläfst weiter. Du musst früh raus", meine ich ernst und verlasse dann das Schlafzimmer. Hastig suche ich meine Sachen zusammen, gehe die Treppe nach unten und verlasse das Haus.

Ungefähr zehn Minuten später bin ich an dem Haus aus dem laute Partymusik drängt und bunte Lichter durch die Fenster zu sehen sind. Romi steht bereits am Straßenrand und steigt in das Auto, als ich neben ihr halte. Seufzend lässt sie sich in den Sitz fallen, schließt die Tür und fährt sich durch die Haare.

"Tut mir leid Mom. Ich weiß, dass ihr beide morgen arbeiten müsst", murmelt sie zerknirscht während sie sich anschnallt und ich losfahre.

"Ach was. Ich hole dich gerne ab. Es geht doch bloß darum, dass du sicher nach hause kommst. Und es ist nicht deine Schuld, dass dein Bruder sich nicht an die Abmachungen hält", lächel ich und schaue kurz zu ihr herüber, bevor ich wieder auf die Straße schaue.

"Manchmal glaube ich wirklich, dass Onkel Marco einen schlechten Einfluss auf Nael hat", meint Romi und ich höre ihr Schmunzeln heraus. Auch ich beginne zu schmunzeln. Gut möglich.

Während der Fahrt erzählt sie mir ein bisschen was über die Party und auch über das Mädchen mit dem Nael verschwunden ist. Manchmal Frage ich mich wirklich welche Gene er abbekommen hat. Denn Felix oder meine sind es in vielen Fällen nicht.

Zuhause geht Romi sofort durch ins Bett, sie ist müde und bereits auf der Fahrt fast eingeschlafen. Ich lege mich auch wieder hin und versuche zu schlafen. Doch so richtig klappen will es nicht. Irgendwann halte ich es nicht mehr aus herum zu liegen und stehe auf. Es ist gerade einmal halb sechs aber lange wird es nicht mehr dauern bis Felix ebenfalls aufsteht.

Ich setze mich in die Küche an unseren Tisch und mache mir Gedanken über einige Aufstellungen, neue Taktiken und den Fitnesszustand einiger Spieler. Seit Dad die Nationalmannschaft nicht mehr trainiert habe ich seinen Job übernommen. Und ich muss sagen es läuft wirklich sehr gut.

Felix steht auch irgendwann auf und betritt die Küche. Er gibt mir einen Kuss und lässt sich mit einem Kaffee auf einen Stuhl fallen.

"Konntest du nochmal schlafen als du wieder gekommen bist?", fragt er mich und gähnt leicht.

"Nicht wirklich aber wir sind ja zum Glück relativ früh schlafen gegangen", schmunzel ich und falte die Zeitung wieder zusammen. Felix nickt kurz, nimmt einen Schluck des dunklen Getränkes und schaut in den Flur als die Haustür zufällt.

"Nael, kommst du mal bitte", ruft er nach unserem Sohn und auch wenn es sich irgendwie wie eine Frage anhört ist es definitiv eine Aufforderung und es ist klar, dass Felix keine Widerrede duldet. Ich höre ein genervtes Seufzen und schlurfende Schritte. Kurz darauf kommt unser Sohn in die Küche und hebt fragend eine Augenbraue.

Er sieht müde aus und ziemlich erschöpft. Kein Wunder, er hat vermutlich bisher noch nicht ein Auge geschlossen.

"Du solltest Romi mit nach Hause nehmen", erinnere ich unseren Ältesten und seine Augenbraue sinkt sich sofort wieder. Scheint als hätte er es schlichtweg einfach vergessen.

"Stattdessen hast du dich mit einem Mädchen aus dem Staub gemacht und deine Mutter musste heute Nacht los. Nael, wir müssen beide heute arbeiten. Die Bedingung um auf diese Party zu gehen war, dass ihr zusammen nach Hause fahrt und wir schlafen können", fügt mein Mann hinzu und schaut unseren Sohn mahnend an.

"Tut mir echt leid. Ich hab es einfach völlig vergessen und Emilia und ich haben uns einfach so gut verstanden. Sie hatte niemanden der sie abholt und sie wohnt doch so weit weg von der Party", gibt Nael zerknirscht zu und ich sehe, dass es ihm wirklich leid tut. Aber bei dem Namen Emilia blende ich alles andere aus. Nael findet sie schon ziemlich lange toll und ich als Mutter freue mich natürlich für ihn wenn die beiden sich näher kommen.

"Emilia also. Setz dich, erzähl wie es lief", strahle ich ihn an und deute auf einen der freien Küchenstühle. Lächelnd setzt er sich tatsächlich. Wir haben eine sehr gute Beziehung zueinander und generell ist unser Familienleben total entspannt. Unser Sohn erzählt uns von Emilia und dem Gespräch das sie scheinbar geführt haben. Er wirkt etwas verlegen aber das macht die ganze Sache nur noch schöner.

"Naja dann wollen wir mal nicht so sein", schmunzelt Felix, als Nael mit seiner Erzählung fertig ist, und steht von seinem Stuhl auf "Aber halt dich an die Abmachungen für das Wochenende. Wenn wir nach Hause kommen wollen wir alles so vorfinden wie es jetzt ist und die Verantwortung für Romi liegt bei dir"

"Keine Sorge, Dad. Romi ist fast erwachsen, da wird schon nichts passieren. Und es wird auch keine Party hier stattfinden, das Thema hatten wir doch schon", schmunzelt Nael und ich kann nur lächelnd meine Augen verdrehen. Als Felix und ich mal ein Wochenende nicht zuhause waren fand hier eine riesige Party statt. Ich habe unser Haus fast nicht wiedererkannt.

"Ich werde trotzdem Onkel Jo sagen, dass er Samstag Abend mal kurz vorbei schauen soll", beschließt Felix und diesesmal ist Nael der jenige, der die Augen verdreht.

"Frag doch Onkel Marco", schlägt unser Sohn vor.

"Wir wissen alle, dass Marco mitfeiern würde und nichts sagen würde. So einfach machen wir es euch nicht", lächel ich und stehe ebenfalls von meinem Stuhl auf. Ich räume meine Unterlagen und Notizen zusammen, verstaue sie in einer der Taschen und verschwinde nach oben. Dort mache ich mich schnell fertig, schaue noch kurz in das Zimmer unserer Tochter die allerdings noch schläft und gehe dann wieder nach unten.

"Ich wünsche euch einen schönen Tag. Wir sehen uns dann später", lächel ich meine Männer an, gebe Felix einen Kuss und fahre kurz durch Nael's Haare. Dann verlasse ich unser Haus und steige in meinen Wangen um zur Arbeit zu kommen.

Ich muss ein paar wichtige Telefonate führen, halte noch einmal Rücksprache mit dem ein oder anderem Spieler. Als endlich alles wichtige erledigt ist, ist es bereits spät am Nachmittag. Feierabend. Mit einem Lächeln mache ich mich auf den Weg nach Hause. Romi und Nael sind in der Küche und kochen tatsächlich etwas, Felix sitzt am Küchentisch und blättert etwas in einer Zeitung.

"Mom, ich werde nächste Woche im Studio sein. Wir treffen uns am Montag um 7, sehen wir uns dann noch?", lächelt mich unsere Tochter an. Sie ist ziemlich erfolgreich mit Musik und in den Ferien ist sie sehr engagiert, da ist sie die meiste Zeit mit zwei Freunden im Studio.

"Ich komme am Sonntag gegen 19 Uhr zurück, ich denke wir sehen uns dann noch", bestätige ich lächelnd und strahlend nickt unsere Tochter. Ich gebe Felix einen Kuss, begrüße Nael ebenfalls und beginne den Tisch zu decken.

Mit meiner Familie setze ich mich an den Tisch und esse. Es ist ein wahnsinnig gutes Gefühl. Besser als alles was ich jemals erlebt habe.


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Die Tochter des Trainers // Felix Götze FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt