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"Bryan? Kannst du vielleicht vorbei kommen?", frage ich in mein Handy, als ich mitten in der Nacht bei meinem Kumpel anrufe. Mit Dad habe ich einige Zeit geredet und er hat mich versucht zu beruhigen, dass alles gut wird. Aber es hat absolut nichts gebracht. Die Nachrichten der Jungs habe ich ignoriert und so getan als würde ich schlafen. Immerhin ist es hier auch gerade fünf Uhr morgens.

Jedoch ist von Schlaf jede Spur zu fehlen. Seit Stunden liege ich in meinem Bett, wälze mich hin und her, stehe immer mal wieder auf und schaue aus den Fenstern auf die erleuchtete Stadt. Meine Gedanken kommen nicht zur Ruhe und ich fühle mich ziemlich unwohl. Dad hat mit mir das schlimmste Szenario ebenfalls durchgesprochen. Wenn er wirklich die Stelle verliert wird er eine Stelle in England annehmen, er würde dorthin ziehen und ich würde mitgehen.

Es ist die einzige Möglichkeit in diesem Fall für mich. Zurück zu Mom möchte ich nicht, das liegt auch nicht an ihr sondern an den Leuten dort und der Umgebung. Dort kann ich nicht wachsen und nicht meine Ziele erreichen. Und alleine zu wohnen traue ich mir noch nicht zu. Also fällt eine eigene Wohnung oder der komplette Einzug in unsere WG auch weg. England wäre die einzige Möglichkeit und wirklich gefallen tut diese mir auch nicht.

Bryan steht nur eine viertel Stunde später vor meiner Tür. Der Arme sieht müde aus und als hätte ich ihn aus seinem Schlaf gerissen. Jedoch sieht er auch besorgt aus und bereit, sich alles anzuhören.

"Danke, dass du so schnell gekommen bist", lächel ich ihn schwach an als ich den Kaffee auf den Tisch stelle und mich neben ihn auf das Sofa fallen lasse.

"Selbstverständlich. Also, was ist los?", fragt er sanft und schaut mich auffordernd an, während sich seine Finger um die Kaffeetasse schlingen.

"Das vorhin am Telefon war mein Freund und er hat mir erzählt, dass es möglich ist, dass mein Vater seinen Job verliert. Ich war so enttäuscht, weil mein Dad mit mir nicht darüber geredet hat und als ich hier war habe ich ihn sofort angerufen. Es ist wirklich so und falls das passieren sollte wird er einen Job in England annehmen, dort hin ziehen und ich werde mit ihm mitgehen müssen. Wenn er diesen Job verliert, dann ändert sich alles für mich und ich hab einfach gerade so Angst davor", erkläre ich Bryan die Situation.

Er weiß nicht, dass Dad der Trainer der Natio ist und er weiß auch nicht, dass mein Freund und meine besten Freunde berühmte Fußballspieler sind. Aber er weiß, dass Dad einen gut bezahlten, relativ wichtigen Job hat und dadurch auch in der Öffentlichkeit steht. Ich muss mit jemandem neutralen darüber reden und Maddie wollte ich dafür nicht aus dem Bett jagen. Sie muss früh raus und das wäre einfach nur unpassend gewesen.

"Das hört sich heftig an! Aber glaubst du denn wirklich, dass er die Stelle verlieren wird? Wovon hängt es ab?", meint Bryan mitfühlend und schaut mich interessiert an.

"Von den Chefs hängt es natürlich ab. Und in dieser Position ist die Presse auch immer mit dabei und muss ihre Meinung dazu abgeben. Ich habe mir noch keine Artikel dazu durchgelesen aber ich bin mir sicher, dass manche alles andere als nett sind. Ich weiß nicht wie entschieden wird. Natürlich will ich mir gar nicht erst vorstellen, dass es so weit kommen könnte aber es wäre auch gut möglich", meine ich unsicher. Ich habe keine Ahnung zu was ich mehr tendiere, alles könnte möglich sein. Dad hat schon so lange diesen Posten, wenn frisches Blut rein soll kann ich es auch irgendwo verstehen.

"Geh erst einmal vom Besten aus. Du kannst die Situation nicht beeinflussen und im Endeffekt nur hoffen. Bis nichts festes da ist, solltest du versuchen dich nicht so verrückt zu machen. Und außerdem musst du doch nicht mit nach England gehen? Kannst du dir nicht eine eigene Wohnung suchen?", versucht Bryan mich aufzumuntern, doch so wirklich funktionieren tut das nicht.

"Ich will noch nicht alleine wohnen und ich wohne gerne mit meinem Dad zusammen", murmel ich und zucke kurz mit den Schultern.

"Ok, weißt du was? Wir fahren jetzt los, holen uns Burger und fahren einfach etwas durch die Gegend. Du musst dringend auf andere Gedanken kommen!", meint mein Kumpel plötzlich entschlossen und zieht mich von der Couch hoch. Gequält schaue ich ihn an, doch das lässt Bryan absolut kalt und deswegen lasse ich es einfach über mich ergehen.

"Ohne Handy! Du musst mal abschalten", hält er mich sofort auf als ich nach meinem Handy greife und seufzend lege ich es wieder zurück auf seinen Platz. Das einzige, das ich mitnehmen darf, sind die Schlüssel und eine Jacke. Nicht einmal umziehen darf ich mich und in meiner Jogginghose und dem Oversized T-Shirt sehe ich alles andere als gut aus. Passend zu meinem mentalen Zustand im Moment.

Wenn ich nur daran denke, dass ich in wenigen Stunden wieder bei meinem Arzt sein muss und dort vermutlich völlig übermüdet und fertig aufschlagen werde steigt meine Unlust nur noch mehr. Jetzt gerade ist mir wirklich nach Netflix und Eis essen, aber aus dem Ausflug mit Bryan komme ich jetzt eh nicht mehr heraus.

Einige Zeit fahren wir durch die Gegend, holen uns Burger bei In n out Burger raus und setzen uns irgendwann auf das Dach von Bryan's Auto und schauen uns den Sonnenaufgang an. Irgendwie bin ich doch ganz froh, dass er mich mit hier raus geschleppt hat. Es tut gut etwas mit ihm zu unternehmen, an der frischen Luft zu sein und den Kopf etwas frei zu bekommen.

Als er mich wieder an meinem Appartement absetzt bleibt mir noch eine gute halbe Stunde bevor ich bei meinem Arzt auftauchen muss, der zu Fuß zum Glück nur fünf Minuten entfernt liegt. Ich mache mich etwas frisch, ziehe mir was gescheites an und schminke mich. Ich sehe wirklich tot aus, wenn ich wieder hier bin muss ich mich erst einmal etwas hinlegen.

Da mir noch ein paar Minuten bleiben nehme ich mir mein Handy und das erste was mir ins Auge fällt sind natürlich wieder etliche Nachrichten der Jungs. Scheinbar haben sie mich die ganze Nacht über zu gespamt. Seufzend öffne ich Instagram und schaue mir Bryans Story an, da er mich markiert hat.

Es ist ein kurzes Video. Ich bin zu sehen, wie ich auf dem Autodach sitze, mit meinem Burger in der Hand und den Sonnenaufgang anschaue. Überraschenderweise sehe ich ziemlich sorgenfrei aus und ein leichtes Lächeln erkennt man auf meinen Lippen, bevor Bryan die Kamera in den Himmel geschwenkt hat. Ich habe gar nicht mitbekommen, dass er ein Video davon gemacht hat. Mit einem kurzen Klick füge ich es auch zu meiner Story dazu und schreibe dann kurz in die Gruppe mit den Jungs, dass sie sich keine Sorgen machen müssen.

Es ist nicht einmal eine Minute vergangen, da schreibt mir Felix privat auf Instagram und antwortet auf meine Story. 'Wieso antwortest du mir nicht und hängst lieber mit diesem Typen rum?'

Ok, wow. Sag mir nicht, dass Eifersucht jetzt auch noch ein Thema wird. Bitte nicht! Die letzten Wochen gab es immer wieder solche ähnlichen Nachrichten von ihm. Er hat es nie direkt angesprochen aber las man zwischen den Zeilen war die Eifersucht zu sehen und oft kamen auch einfach nur Nachrichten zur Kontrolle, was ich denn gerade mache und vor allem mit wem.

'Bryan und ich sind eben gut befreundet und er hat mich etwas abgelenkt von allem. Mein Handy war hier, deswegen habe ich nicht geantwortet' schreibe ich zurück und sofort sehe ich, dass auch Felix wieder beginnt zu schreiben.

'Naja, ist ja auch egal. Ich hoffe dir geht es gut und du hast einen guten Tag. Ich muss jetzt los'

Kurz antworte ich noch darauf, doch es erscheint kein gelesen mehr und online ist er auch nicht mehr. Die letzte Nachricht klingt in meinen Ohren auch nicht gerade so, als wäre er über die Situation wirklich glücklich. Na toll, dass hat mir gerade noch gefehlt.

Lasst gerne Feedback zu diesem Kapitel da! <3

Die Tochter des Trainers // Felix Götze FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt