2. Ankunft

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Alec schaute auf seine Uhr und war leicht verwirrt. Das Flugzeug befand sich bereits im Landeanflug und alles, was er sah, war ein Flughafen mit geschäftigen Fahrzeugen, noch mehr Flugzeugen und ein riesiges weißes Flughafengebäude. Alec hatte kürzlich gelesen, dass der Los Angeles International Airport der zweitgrößte Flughafen der USA und der viertgrößte Flughafen weltweit war. In allen verfügbaren Scheiben spiegelte sich nun die strahlende Sonne. Er blickte zur Sitzreihe neben sich, wo seine Mutter mit zusammengekniffenen Augenbrauen an ihrer Uhr herumfummelte.
„Mom, wie spät ist es jetzt?" flüsterte er.

Isabelle saß neben ihm am Fenster und hatte ihren Kopf an seine Schulter gelehnt. Sie schlief tief und fest und schützte ihre Augen mit Hilfe ihrer pinkfarbenen Schlafmaske vor störendem Tageslicht, das ihren Schönheitsschlaf beeinträchtigen könnte. Aus ihrem Mundwinkel seilte sich ein kleiner Spuckefaden ab. Hätten sie und Alec ein weniger gutes Verhältnis gehabt, hätte er jetzt ein Foto von ihr gemacht, um es auf ihrer Instagram Seite zu posten. Ihre dreitausend Follower hätten das sicherlich sehr interessant gefunden. Aber Iz', wie er sie liebevoll nannte, war auch zugleich seine beste Freundin und er hätte jedem, der es wagen würde, sie zu demütigen, gehörig die Fresse poliert.

"Ich bin nicht sicher, Alec. Es sind drei Stunden Zeitunterschied und die Flugzeit war fünf Stunden, also zwei Stunden früher? Wir sind um halb zwölf gestartet, also ist es jetzt halb zehn?" grübelte Maryse. Sie versuchte, verstohlen einen Blick auf die Uhr ihres Sitznachbarn zu erhaschen, aber dieser schien auch noch auf Bostoner Zeit eingestellt zu sein.
Alec lächelte.
„Vielleicht dann eher halb zwei? Das macht für mich irgendwie mehr Sinn." erklärte er.
„Wir fragen einfach Adam, wenn er uns gleich abholt." seufzte seine Mutter und gab ihre kläglichen Versuche mit ihrer Uhr auf. Sie ergriff über den Mittelgang Alecs Hand und drückte sie leicht. Mit einem liebevollen Lächeln erwiderte er das Drücken leicht. Schon seit seiner Kindheit war das ihr geheimes Zeichen für 'Ich hab dich lieb und bin für dich da.' gewesen.

Izzy schnarchte zwischenzeitlich sehr undamenhaft und erwachte selbst verwirrt von dem ungewohnten Geräusch. Sie zog ihre Schlafmaske ab und fragte: "Sind wir schon da?"
Alec lachte, neben ihren Augen hatte sie leichte Abdrücke vom Gummi, das die Schlafmaske hielt. "Gleich, Izzy. Und wenn du ganz lieb fragst, bekommst du auch ein Eis."
Isabelle blickte ihn entgeistert an, wischte sich sehr ungeniert die Spucke vom Kinn und sagte nur: "Aber mit Streuseln!"
Alec lachte. Manche Dinge änderten sich einfach nie.

Nachdem sie ihre Koffer vom Gepäckband genommen hatten und durch die Sicherheitsschleusen gingen, sahen sie auf der anderen Seite der Glastür schon Adam mit einem großen Schild, mit der Aufschrift 'Maryse, Alec und Isabelle - willkommen in LA', warten. Um das Wort 'Maryse' waren doch tatsächlich Herzen gemalt. Konnte es noch kitschiger sein? Maryse quietschte wie ein pubertierender Teenager, ließ ihren Koffer stehen und sprang Adam in die Arme, der sie lachend auffing. Es ging tatsächlich noch kitschiger. Alec hob nur eine Augenbraue und versuchte so zu tun, als kenne er die beiden nicht.
Isabelle verzog angewidert das Gesicht und meckerte peinlich nur berührt: „Nehmt euch ein Zimmer, das ist ja ekelhaft!"

Adam lachte herzhaft und kam nun auf die beiden zu. "Tut mir leid, Isabelle. Wolltest du auch Herzchen um deinen Namen haben?"
„Igitt, nein! Hör' auf damit!" motzte sie weiter, lachte aber kurz darauf und begrüßte Adam mit einer innigen Umarmung.
„Hi Alec, schön, dass ihr endlich da seid." begrüßte Adam Alec freundlich und hielt ihm die Faust entgegen. Ghettofaust? Im Ernst? Alec blickte kurz nach rechts und links, obwohl die Wahrscheinlichkeit, hier jemanden zu kennen, sehr gering war, und drückte kurz seine Faust gegen die von Adam.
„Wo ist denn Magnus, Schatz?" fragte Maryse während sie sich bei Adam einhakte.
Ach ja, Magnus war der Name.

Adams Sohn war Alec und Isabelle bislang noch nicht vorgestellt worden. Vor ihrem Umzug hatten sie Adam nur ein einziges Mal in Los Angeles besucht, an diesem Wochenende war Magnus gerade mit ein paar Freunden zum Surfen gefahren. In Boston hatte Adam sie immer nur allein besucht, Magnus hatte immer einen Grund gehabt, nicht mitzukommen.

"Der ist noch bei Freunden," antwortete Adam knapp. "Zum Abendessen wird er aber zu Hause sein. Bis dahin könnt ihr erst einmal in Ruhe ankommen. Eure Container sind vorgestern angekommen und ich habe die Möbel schon in eure Zimmer bringen lassen."

Adams Haus lag in einem sehr hübschen Vorort von Los Angeles. Die gesamte Autofahrt über konnte Alec es nicht fassen, wie sehr diese Stadt dem schlechten Klischee aus den Medien glich. Überall waren Palmen, teure Autos und in Strandnähe fuhren tatsächlich braungebrannte Mädels in Bikini mit Inlineskates. Isabelle war ganz aus dem Häuschen und fragte Adam die ganze Zeit darüber aus, ob er wüsste, wo welche Stars wohnten.

Adam arbeitete erfolgreich als Immobilienmakler und sein Haus war um einiges größer als das der Lightwoods in Boston. Natürlich hatte es einen Pool, sogar eine eigene Sauna und nicht zu vergessen einen eigenen Fitnessraum. Und selbstverständlich hatten Isabelle, Magnus und Alec jeder ihr eigenes Zimmer. Bei ihrem einzigen Besuch hier hatten sie nur den unteren Bereich des Hauses gesehen.

Nun gingen sie in die erste Etage, während Adam ihnen erklärte, welche Zimmer sich wo befanden.
„Isabelle, dein Zimmer ist hier am Ende des Gangs. Dieses Zimmer gehörte vorher Magnus, aber ich dachte, es macht mehr Sinn, wenn du dein eigenes Badezimmer hast und es dir nicht mit deinem Bruder teilen musst." Isabelle sprang vor Freude und Aufregung auf und ab und klatschte euphorisch in die Hände. Alec hob nur eine Augenbraue. Ihm war es eigentlich egal. Dann blieben ihm zumindest Izzys lange schwarze Haare oder Make Up-Reste am Spiegel erspart. Auf dieser Etage befand sich außerdem noch das Büro von Adam, sowie dessen und Maryse' Schlafzimmer am gegenüberliegenden Ende. Als sie dieses passierten, schauten Maryse und Adam sich innig in die Augen, was Alec dazu veranlasste, eilig eine Etage weiter nach oben zu gehen. Verliebte waren manchmal wirklich kaum zu ertragen.

"Hier oben links ist dein Zimmer, Alec." sagte Adam abschließend und öffnete die Tür für ihn. "Hinter der mittleren Tür ist das Badezimmer, Magnus und du, ihr teilt euch ein Bad. Und dort hinten," er zeigte nur kurz auf die rechte Tür, „ist Magnus' Zimmer. Er ist etwas eigen, was Privatsphäre betrifft, also klopft unbedingt an. Manchmal ist es auch abgeschlossen. Ich habe auch schon mal darüber nachgedacht, ihm eine Klingel anzubauen." lachte er. Maryse schüttelte lächelnd den Kopf als wollte sie sagen 'Teenager' und begleitete Adam wieder nach unten. Alec hob nur eine Augenbraue. Ihm war es gleich, er mochte seine Privatsphäre ebenso gern. Dann würden er und der 'mysteriöse Magnus' sich wunderbar aus dem Weg gehen können.

Alec betrat zögerlich sein neues Zimmer, dessen hintere Wand komplett verglast war. Von hier hatte er einen schönen Blick auf den Pool. Er warf seinen Rucksack in die Ecke, ließ sich auf das breite Bett fallen und steckte seine Kopfhörer in die Ohren.

Another Malec Story - Modern FamilyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt